Christoph Klönn macht seinem Namen als "Salatexperte" in der Küche des Gasthauses alle Ehre. Foto: Zawodnik Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Christoph Klönn berichtet über seinen Arbeitsalltag im Gasthaus Zum Frieder

Was für die einen ein beliebter Ort zum Verweilen und Schlemmen ist, ist für die anderen Arbeit und Leidenschaft zugleich. Fest steht in jedem Fall: Der "Frieder" in Waldmössingen macht nicht nur seine Kunden glücklich.

Schramberg-Waldmössingen. Wer in diesen ersten Frühjahrstagen die Tür zum "Frieder" aufschiebt, dem schlägt Wärme und Gastlichkeit gleichermaßen ins kalte Gesicht. Das Gasthaus im Webertal ist nicht zuletzt für sein ansprechendes Ambiente bekannt: Breite Holzbalken führen am Tresen entlang und über die Wände hinauf zur Decke, während das Licht von draußen durch die hellen Vorhänge sickert und den Raum heimelig erfüllt. Doch Holz und Licht sind nicht allein für die gesellige Atmosphäre verantwortlich, mit der der "Frieder" ganz offen wirbt. Denn was sich aufgrund zahlreicher kulinarischer und kultureller Besonderheiten als Erlebnisgastronomie bezeichnet, ist auch für die Mitarbeiter selbst ein Erlebnis. Wie alle anerkannten Werkstätten der Lebenshilfe im Kreis Rottweil hat sich auch der "Frieder" zum Ziel gesetzt, behinderten Menschen eine berufliche und soziale Zukunft zu bieten.

Christoph Klönn ist einer von ihnen. Der 27-jährige aus Oberndorf begann vor ungefähr sechs Jahren mit seiner Tätigkeit als Küchenhilfe. Seither schält und schneidet er alles klein, was ihm gemüsetechnisch in die Finger kommt. Betriebsleiterin Martina Clade nennt ihn den "Salatexperten des Hauses". Dabei ist Klönn trotz Trisomie 21 komplett in den Arbeitsalltag des Gasthauses integriert. Wenn er gerade einmal kein Gemüse schnippelt, richtet er die Salate selbst an, zapft alkoholfreie Getränke oder packt beim Aufräumen mit an. Bei der Frage, wann seine Mittagspause beginne, schaltet sich Clade ein: "Dann, wenn alle Gäste gegessen haben", lacht sie und Klönn stimmt mit ein.

Stolz baut er sich vor dem großen Salathobel auf, an dem er am liebsten arbeitet. Und in seiner persönlichen Lieblingsecke der Küche streicht er mit den Fingerspitzen angetan über die Arbeitsplatte. Am Waschbeckenrand wartet schon ein Berg ungeschälter Kartoffeln auf ihn.

Er spiele gerne Fußball, erzählt Klönn. Erst in der vergangenen Woche habe seine Mannschaft sogar bei einem Turnier in Haslach im Rahmen der Special Olympics teilgenommen. Außerdem reite er leidenschaftlich gerne und singe – am liebsten unter der Dusche. "Ich habe ja noch gar nichts über Hygiene erzählt", stellt er aufgeregt fest. "Hygiene ist nämlich immer wichtig." Im Nu wird erklärt, wie man in der Küche des "Frieder" aufzutauchen hat: anständig nämlich, sauber und gepflegt. Dass sich das Lokal in Sachen Qualität und Organisation nicht verstecken muss, wird schnell deutlich.

Ein Konzept, das beflügelt

Das Gasthaus ebenso wie das Café Cap@cino sind Einrichtungen der Lebenshilfe im Kreis Rottweil gGmbH, wobei sie von den Ortsvereinigungen der Lebenshilfe in Schramberg, Oberndorf und Rottweil getragen werden. Ziel ist die Rehabilitation von Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung in beruflicher sowie sozialer Hinsicht. Sie greifen den hauptberuflichen Kollegen unter die Arme und unterstützen die laufenden Prozesse. Um sich ihrer Aufgaben konzentriert widmen zu können, ist ein geregelter Tagesablauf sehr wichtig, so Clade.

Die hauswirtschaftliche Betriebsleiterin ist im Mai 2010 selbst Mitbegründerin des Projekts gewesen, welches mittlerweile sechs Mitarbeiter mit Handicap beschäftigt. "Beflügelnd" nennt sie die Arbeit im Gasthaus. Dass sie sich hierbei auf ihre Mitarbeiter ebenso bezieht wie auf sich selbst, macht deutlich, mit welcher Leidenschaft sie nach wie vor hinter dem Konzept steht. Allein Erfolgserlebnisse geben den Mitarbeitern Kraft und Mut, weitere Schritte zu gehen. Ganz zu Schweigen von den Fortschritten, die sie innerhalb ihres Alltags meistern. Statt Probleme ausschließlich gesondert zu behandeln, setzt man hier auf Begegnung und Teilhabe.

Seine Augen strahlen, als Klönn von riesigen Hochzeiten und Feiern schwärmt, die hier aufgrund der guten Atmosphäre regelmäßig stattfinden. Kein Wunder: Wer könnte denn besser zum Wohlfühlen einladen, als einer, der sich selbst so wohlfühlt.