Oberbürgermeister Thomas Herzog (rechts), Museumschef Carsten Kohlmann und seine Mitarbeiterin Annette Hehr (stehend Dritter und Vierte von links) erläuterten die Neukonzeption der bisherigen Dauerausstellung im Schramberger Schloss. Foto: Wegner Foto: Schwarzwälder Bote

Stadtmuseum: Ausstellungskonzeption "Made in Schramberg" vorgestellt / Modulare Schau mit viel Technik

"Made in Schramberg" soll zu einem Markenzeichen der Stadt werden, dazu will auch das Stadtmuseum mit einer neu konzipierten variablen Dauerausstellung ein Stück beitragen.

Schramberg. Die Industriegeschichte, so Oberbürgermeister Thomas Herzog bei einem Termin in den beiden Räumen des Schlosses rechts und links der Junghans-Kunstuhr von 1900, soll mit dieser Ausstellung mehr ins Augenmerk gerückt werden und gleichzeitig "ein Teil der neuen, modular aufgebauten Konzeption des Stadtmuseums sein".

Schramberg, so Museumsleiter Carsten Kohlmann, befinde sich "in einem dynamisch historischen Prozess". Innerhalb des Konzepts für eine neue Urbanität in Schramberg mit 2030plus müsse "das ehemalige Schloss der Grafen von Bissingen und Nippenburg und heutiges Stadtmuseum eine zentrale Rolle spielen". Das historisches Gebäude solle ein Zentrum für Einheimische, Gäste und internationales Publikum der Industrie sein und einen zeitgemäßen Eindruck von Natur, Kultur und Wirtschaft bieten. Als interessant bezeichnete er auch die Planung, hinter dem Schloss, den verlorenen Park wiederherzustellen.

"Wir sind der nächste Nachbar des neuen Schulkomplexes und damit der wichtigste außerschulische Lernort für die dann größte Schule in der Talstadt", sah Kohlmann als weiteren Grund für Anstrengungen im Museum. So sei auch ein Schulmuseumslabor für die Vermittlungsarbeit im Hause angedacht.

Auch das Stadtmuseum müsse revitalisiert werden, sagte Kohlmann und brachte eine Außensanierung "für früher oder später" ins Gespräch, aber zunächst die Innensanierung. Ein großer Teil der Dauerausstellungen hätte sich in den vergangenen 40 Jahren kaum verändert. Es gebe erste Überlegungen für eine Neukonzeption, dies sei insgesamt aber "ein mehrjähriger Prozess, der mit Augenmaß und Leidenschaft angegangen werden soll".

Die Ausstellung "Made in Schramberg" sah Kohlmann als Einstieg in diesen Prozess, die Präsentation solle ein Brückenschlag zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bieten.

"Wir haben das Projekt geerbt und nicht erfunden, aber weiterentwickelt", bezog sich Kohlmann auf die schon früher geäußerte Idee nach einer Firmenintegration. Geplant ist keine Dauerausstellung, sondern eine Präsentation, "die am Puls der Zeit sich in kontinuierlicher Bewegung befinden soll". Diese sei ein Teil einer seit 25 Jahren geplanten Gesamtkonzeption. Blickfang und Mittelpunkt werde auch weiterhin die Kunstuhr von 1900 sein, ein ortsfestes Objekt. Der Grundgedanke sei im Raum auf einer Seite der Uhr eine neue Darstellung der Geschichte der Uhrenindustrie bis zur Krise und auf der anderen Seite eine Schau, die kontinuierlich bis in die neue Zeit reiche – mit dem Strukturwandel als Leitthema. Andere Räume, so Kohlmann, kämen für dieses Vorhaben nicht in Frage.

Die Überlegungen insgesamt gingen hin zu einem partizipatorischen Museum, hier sei eine "Wiederbelebung und Verjüngung" erforderlich. Die derzeit engagierten Ehrenamtlichen seien "in die Jahre gekommen", um das Ganze "inhaltlich attraktiv zu gestalten" denkt die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museums, Annette Hehr daran, dass der Punkt Industrie dafür sorgen könne, dass der Arbeitsmittelpunkt junger Leute sich im Museum widerspiegle. Wenn diese dann beispielsweise durch die Ausstellung von Gesellenstücken einbezogen würden, setzt sie darauf, dass sie auch Lust bekommen könnten, ehrenamtlich mitzumachen.

Natürlich, so Hehr, seien Begleitprogramme für alle Altersgruppen geplant, interaktive mit niederschwelligem Zugang, denn der Museumsbesuch solle in allererster Linie Spaß machen. Für Unternehmen und Museum gebe es eine "win-win-Situation". Die Menschen sollten sehen, "was machen die eigentlich" – auch, um den Standort Schramberg für junge Leute lebenswert zu halten, damit diese nicht abdriften nach Freiburg oder Tübingen, sondern sehen, "hier habe ich Potenzial und Chancen".

Im Ratssaal erläuterte danach Arkas Förstner von Fön-Design ein mit den Beteiligten abgestimmtes Ideenpapier. "Das Schloss", so der Innenarchitekt, "soll wieder als Schloss wirken". Dabei sprach er von einem "Rückbau" der Ausstellungseinrichtungen im Innern, ging auf die modularere Ausstellung "Made in Schramberg" ein, die wachsen könne, aber sich auch mit den Jahren wandle. Diese sei zwar räumlich beengt, aber durch Interaktivität und Multimedia öffne sich eine große Türe, um den Ausstellungsraum praktisch ins Unendliche zu erweitern. Angedacht bei der Ausstellung, die im kommenden Jahr eröffnet werden soll, seien Themenwände, darüber ein raumbildendes Element einer "Timeline" in Überkopfhöhe sowie eine 3D-Vitrine als Rauminstallation, um eine Produktausstellung aktuell halten zu können. Darüber hinaus soll es mit weiterführenden QR-Codes eine weitere Visualisierung geben.

Wie eine solcher Würfel aussehen könnte, zeigten Vertreter der Firma Imsimity aus St. Georgen, die die Mitglieder des Ausschusses in die Stereo-3D-Welt eintauchen ließen. Produkte Schramberger Firmen können so virtuell an ihrer jeweiligen Funktionsstelle – beispielsweise einem Auto – gezeigt werden.

Etwas abgerückt, so Wirtschaftsförderer Manfred Jungbeck, sei man nach Gesprächen mit der Schramberger Industrie dabei "von einem gläsernen Auto", da dieses selbst keine Zukunftstechnologie darstelle und eher verschwinde. Von daher sollte die Produktpräsentation auf eine andere Ebene gebracht werden, hier nannte Jungbeck als Beispiel einen drehenden Würfel. Die Ausgangssituation basiere auf dem Markenentwicklungsprozess, es gebe von Firmen im Stadtgebiet Innovationen, die außerhalb und teilweise auch in Schramberg nicht bekannt seien. Deswegen sei es wichtig, dies auch bei "Made in Schramberg" zu integrieren.

Während alle anderen Räte später der Konzeption zustimmten und dem Gemeinderat empfahlen, enthielt sich Mirko Witkowski (SPD/Buntspecht), dem in der neuen Konzeption die "Menschen fehlen", die in den Unternehmen arbeiteten. Er sehe eine tolle Werbung für die Industrie, wenn die neue Schau aber nicht nur ein Teil des Museums sei, fehlten ihm "soziale Fragen, die soziale Verwerfung und der ganze Umbruch". Nicht die ganze Stadt Schramberg bestehe aus Industrie, es gebe soziale Bereiche und nicht zuletzt auch die Fasnet.

"Made in Schramberg", so Oberbürgermeister Thomas Herzog, sei nur ein Teil des Stadtmuseums, dies werde kein reines Industriemuseum. Vorgestellt worden sei nur ein Teil der neuen Konzeption, "wir können nicht sofort eine komplette Neukonzeption aus dem Boden stampfen", sagte er.

Die Produkte, so Jungbeck, würden von Menschen geschaffen, der Mensch hat immer Teil an der Entwicklung, ergänzte der Wirtschaftförderer.

Clemens Maurer (CDU) sprach davon, dass man das Thema einordnen müsse und überlegen "wo kommen wir her". Vorgesehen gewesen sei zum Stadtjubiläum eine Ausstellung Industriegeschichte 1867 bis 2017, dann habe man diese etwas verschoben. Jetzt sei man in 2018 und rede über 2019. Dass dies verbunden werde mit der Neukonzeption des Stadtmuseums sei wichtig und richtig. Wichtig sei es, keine weitere Museumsausstellung zu machen, es gehe auch um den Strukturwandel und um die Zukunft, "und deswegen finde ich modernen Ansatz sehr wichtig", argumentierte Maurer. Das Stadtmuseum solle "ein Kristallisationspunkt sein, auch in die Zukunft zu zeigen. Ich kann dieser Idee etwas abgewinnen und stimme dem auch zu".

Er forderte, die Museumslandschaft noch zu besser vernetzen, entscheidend für die Zukunft sei, "wie wir das nach außen tragen".

Udo Neudeck sah im dem Konzept "das, was wir schon lange gefordert haben", so der Freie-Liste-Stadtrat. Er merke, "dass es step by step geht. Wir haben viele Materialien über die Geschichte der Arbeiterschaft gesammelt, was visualisiert werden muss, gehört zusammen. Jetzt ist ein Anfang gemacht. Wir wollten, dass es in andere Richtung geht, ich weiß aber auch, das Fasnetsmuseum und Geschichte der Arbeiterschaft wichtig ist."