Der Ordnungshüter soll Zeugen nicht direkt, sondern nur telefonisch befragt haben. Foto: Symbolbild dpa

Als Polizeibeamter drei Jahre nach Dunninger Dorffest-Schlägerei erneut vor Gericht.

Schramberg - Im Fadenkreuz der Justiz steht gerade ein Mann, der – drei Jahre ist es schon her – als Beamter des Schramberger Polizeireviers zusammen mit seinem Kollegen mit randalierender Dorffest-Klientel beruflich zu tun hatte. Schauplatz des Geschehens war das Dunninger Dorffest, mit einer nicht unüblichen Bierzelt-Schlägerei zu fortgeschrittener Stunde.

Vor der elften kleinen Strafkammer des Landgerichts Rottweil muss sich der Polizist seit Donnerstag verantworten. Für kommenden Dienstag und Donnerstag sind weitere Verhandlungstermine anberaumt. Falsche uneidliche Aussage, so lautet die Anklage, wobei es sich um ein Berufungsverfahren handelt. In vorheriger Instanz war der Beamte zu einer fünfmonatigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt worden. Sowohl er als auch die Staatsanwaltschaft hatten gegen das Urteil Rechtsmittel eingelegt. Auch der Straftatbestand der falschen Verdächtigung steht im Raum.

Wie der vorsitzende Richter am Donnerstag vortrug, soll der von zwei Rechtsanwälten vertretene Ordnungshüter ein Vernehmungsprotokoll erstellt haben, wobei er einen an der Schlägerei beteiligte Zeugen nicht direkt, sondern nur telefonisch befragt haben soll. Der Inhalt des Protokolls gründe sich auf Notizen, die er beim Dorffest bei der Zeugenbefragung gemacht habe. Er, der Polizist, habe offensichtlich gewusst, dass die Aussage falsch sei, so der Vorwurf gegen ihn.

Er habe den Aktenvermerk vergessen

Er habe vergessen dazu einen Aktenvermerk zu machen, sagte der Angeklagte. Bei jedem Zeugen, der aussagt, müsse er doch davon ausgehen, dass er lügt", meinte der vorsitzende Richter. "Wie das passieren konnte, erschließt sich mir nicht", kommentierte er das Vorgehen des Angeklagten. Im Übrigen stellte der Richter teilweise recht verwirrende Detailfragen, worauf er auch von einem der beiden Rechtsanwälte hingewiesen wurde.

Aber wer hatte denn nun, so wie es doch in der Gerichtsverhandlung hieß, eine Bierbank umgeworfen, einem friedlichen Festbesucher eine Plastikflasche an den Kopf geworfen, provoziert, gepöbelt und die Fäuste fliegen lassen? Etwas Genaues weiß man nicht.

"Ich habe nichts mitgekriegt, da waren plötzlich viele Leute da, es gab einen Tumult, ich habe nicht gesehen, dass jemandem ins Gesicht geschlagen wurde", so und ähnlich artikulierten einige an der Dunninger Dorffest-Schlägerei beteilige junge Männer gestern vor Gericht ihre Wahrnehmung.

Dass sie alle betrunken waren, räumten sie im Zeugenstand freimütig ein. Von sieben Bieren, die er wohl intus gehabt hatte, berichtete beispielsweise einer von ihnen. Derjenige hingegen, der provoziert, gestänkert, die Flasche geworfen und Fausthiebe ausgeteilt haben soll, wurde damals übrigens freigesprochen.

"Ich habe niemanden geschlagen", gab der brav und harmlos wirkende junge Mann gestern als Zeuge zu verstehen. Verbal aggressiv sei er jedoch gewesen, nämlich deshalb, weil er provoziert worden sei.