Die Restauratorin Johanna Pröbstle bei ihrer der Arbeit Fotos: Stadtmuseum Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Die Restauratorin Johanna Pröbstle unterstützt das Stadtmuseum Schramberg

Bei den Grabungen der Burgpioniere auf dem Schlossberg wurden von den 1950er- bis 1980er-Jahren auch einige historische Münzen gefunden, die im Stadtmuseum zu sehen sind. Bei ihrer Erhaltung ist die Restauratorin Johanna Pröbstle behilflich gewesen.

Schramberg. Die junge Schrambergerin, die beim Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege des Landes Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin beschäftigt ist, gehört seit 2016 zum Ehrenamtlichenteam des Stadtarchivs und Stadtmuseums in ihrer Heimatstadt im Schwarzwald. Wenn sie in den Ferien zu ihrer Familie nach Schramberg kommt, arbeitet sie oft einen halben Tag im Archäologischen Magazin des Stadtmuseums, das sich im Stadtarchiv befindet.

In der archäologischen Sammlung, einem der umfangreichsten Bestände des Stadtmuseums, werden die Funde verwahrt, die von den 1950er- bis 1980er-Jahren von den "Burgpionieren" auf den Ruinen des Berneck- und Schiltachtals gemacht wurden, insbesondere auf dem Schlossberg. Von diesen Funden wird nur ein kleiner Teil in der 1985 eingerichteten Ausstellung zur Burgengeschichte im Stadtmuseum präsentiert. Der größte Teil befindet sich im Archäologischen Magazin, das der langjährige, heute in Ettlingen wohnhafte "Burgpionier" Lothar Späth im Jahr 2014 mit Unterstützung des Archäologen Bernd Günther aus dem Stadtteil Sulgen eingerichtet hat.

Die wertvollen – mitunter sogar landesweit einzigartigen Funde – finden in der Fachwelt ein zunehmendes Interesse. Immer öfter kommen junge Forscher, die sich für das Material interessieren. Über drei rätselhafte Eisenwürfel von der Burgruine Ramstein, die als früher Nachweis "für Kompositgeschosse für Feuerwaffen zur Mitte des 15. Jahrhunderts" anzusehen sind, hat der Archäologe Moritz Seeburger aus Dunningen, im vergangenen Jahr in der Zeitschrift "Waffen- und Kostümkunde" einen in seiner wissenschaftlichen Qualität beeindruckenden Aufsatz veröffentlicht. An der weiteren Erforschung und zeitgemäßen Vermittlung dieses Kulturerbes aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit werden Stadtarchiv und Stadtmuseum weiterhin arbeiten. Für die Weiterentwicklung des "Schramberger Burgenpfades" bieten die Funde interessante Perspektiven.

Das Interesse an der spannenden Welt der Archäologie hat in der Familie von Johanna Pröbstle Tradition. Ihr Großvater Werner Hinger (1923 bis 1991), zunächst Hausmeister der früheren "Schlosschule" und später der ehemaligen "Graf-von-Bissingen-Schule", war einer der "Burgpioniere" auf dem Schlossberg.

Ihre Mutter Bärbel Pröbstle, die mit ihren Eltern in einer Dienstwohnung im Schloss aufgewachsen ist, wusste deshalb auch seit ihrer Kindheit von den dort zunächst mehr schlecht als recht untergebrachten Funden und machte ihre in den Restauratorenberuf hineinwachsende Tochter auf das Material aufmerksam. Nach ihrem Bachelor- und Masterstudium der Konservierung und Restaurierung an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin von 2009 bis 2016 hat Johanna Pröbstle in Mecklenburg-Vorpommern bereits an mehreren Projekten mitgearbeitet. Das Thema ihrer Masterarbeit war die Bearbeitung eines aus etwa 50 Dolchen und Messern bestehenden "Hortfundes" aus dem 15. und 16. Jahrhundert, der in der alten Hansestadt Stralsund entdeckt wurde. Für das Stadtmuseum, das keine eigene Restauratorenstelle besitzt, ist ihre ehrenamtliche Mitarbeit ein Glücksfall, können doch so einige Funde durch eine kompetente Fachkraft in einen besseren Zustand versetzt werden.

Als erstes Projekt hat die Restauratorin vor zwei Jahren eines der wertvollsten Keramikobjekte, den sogenannten "Kaisertopf", bearbeitet, der aufgrund eines ungeeigneten Klebers immer mehr auseinanderzubrechen drohte. In diesem Sommer wandte sie sich den auf dem Schlossberg gefundenen Münzen zu.

"Schon von Anfang der Arbeiten an hatten die Schlossbergpioniere die Hoffnung, Münzen zu finden", schreibt der "Burgpionier" Lothar Späth. "Manch einer hatte sich auch von einem Tonkrug voller Münzen geträumt […] Schätze haben wir letztendlich keine gefunden, aber nimmt man alle Münzen zusammen […] so ergibt sich doch ein kleiner Münzschatz, nicht viel wert, aber für die interessierten Museumsbesucher oder Münzenkenner ein Anziehungspunkt." Die insgesamt 45 Münzen erinnern an das altbekannte Sprichwort "Geld regiert die Welt", wurden auf dem Schlossberg doch Objekte aus 26 Städten und Territorien des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation gefunden. Die Bandbreite der Münzen von den Städten Basel, Regensburg und Straßburg bis zu Münzen aus der Grafschaft Flandern und dem Königreich Böhmen zeigt die Vielfalt der damaligen Handelsbeziehungen, aber auch des Kriegsgeschehens, durch das im 17. und 18. Jahrhundert auch nach Schramberg ein buntes Soldatenvolk aus "aller Herren Länder" kam.

Die Funde wurden im Lauf der Zeit von den Münzspezialisten Elisabeth Nau vom Landesdenkmalamt in Tübingen sowie von Friedrich Karl Wielandt und Peter-Hugo Martin vom Badischen Landesmuseum in Karlsruhe identifiziert.

Bei der jetzt erfolgten Restaurierung hat Johanna Pröbstle die teilweise sehr brüchig gewordenen Münzen mit Ethanol gereinigt und unter dem Mikroskop mit dem Skalpell von der Korrosion befreit.

Abschließend haben alle einen schützenden Überzug erhalten. Dank ihrer ehrenamtlichen Ferienarbeit erstrahlen die alten Münzen nun in neuem Glanz und können weiter daran erinnern, dass schon vor Jahrhunderten galt: "Von Schramberg in die ganze Welt."