Im Gespräch an der Quelle (von links) Landtagsabgeordnete Martina Braun, Sozialminister Manfred Lucha, Schwester Agnes Löber, Generaloberin der Heiligenbronner Franziskanerinnen und Stiftungsvorstand Hubert Bernhard. Foto: Stiftung/MH Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Manfred Lucha informiert sich vor Ort über das Wirken der Stiftung St. Franziskus in Heiligenbronn

Im Rahmen seiner Sommertour zu sozialen Einrichtungen in Baden-Württemberg bekommt Sozialminister Manfred Lucha so einiges vorgesetzt. In Heiligenbronn aber ist er mit einem schlichten Glas Wasser begrüßt worden.

Schramberg-Heiligenbronn. Das hat einen guten Grund: Die Kapelle mitsamt der Gnadenquelle des Klosters sind Sinnbilder für das soziale Wirken der Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn, von der sich der Minister ein ausführliches Bild machte.

Der Vorstand der Stiftung, Hubert Bernhard, hieß neben dem Minister dessen Parteikollegin, die Landtagsabgeordnete Martina Braun aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis, Schrambergs Oberbürgermeister Thomas Herzog, Landratsstellvertreter Hermann Kopp sowie Sozialdezernent Bernd Hamann vom Landratsamt Rottweil willkommen.

Während Deutschland unter der Hitze ächzte, diente laut Mitteilung der belebende Schluck aus der Gnadenquelle als willkommene Erfrischung. Und als ideale Überleitung zum eigentlichen Anlass der Stippvisite: der Präsentation der Stiftung, ihren sozialen Angeboten und ihren Anliegen. Denn Wasser ist Leben – und die Teilhabe am Leben, ermöglicht für die anvertrauten, zumeist benachteiligten Menschen, steht in Heiligenbronn und in ihren Einrichtungen in mittlerweile sechs baden-württembergischen Landkreisen, seit jeher im Mittelpunkt. Bernhard nahm Lucha und seine Gäste in Empfang und konnte dem interessierten Minister darlegen, dass Heiligenbronn kein Ort der Kargheit sei, sondern dass karitative Aufgaben dort eine lange Tradition haben, genauer gesagt seit 1857. Zuerst als Heim für vernachlässigte Kinder, später kam eine Blindenschule hinzu. Lange stand alles unter der Führung der Schwestern des Klosters, seit der Zustiftung im Jahre 1993 dann unter der Leitung der Stiftung. Bernhard verwies in diesem Zusammenhang auf die dynamische Entwicklung der Einrichtung: Der Umsatz stieg von damals zehn Millionen Euro auf rund 100 Millionen Euro an und die Zahl der Mitarbeitenden hat sich mehr als versechsfacht, auf heute rund 2300 Mitarbeitende. Er legte dar, dass aus der Stiftung eine moderne Einrichtung geworden sei mit ihren drei Aufgabenfeldern Altenhilfe, Kinder- und Jugendhilfe sowie Behindertenhilfe.

Bei einem Rundgang über das weiträumige Stiftungsgelände konnte sich Minister Lucha von den vielfältigen Bildungs-, Betreuungs- und Wohnangeboten der Stiftung an ihrem Hauptstandort Heiligenbronn überzeugen. In einer ländlichen Region in Oberbayern aufgewachsen – seinen bayerischen Zungenschlag zu verbergen machte sich Lucha auch bei seinem Besuch am Rande des Schwarzwalds erst gar nicht die Mühe – war der Minister nicht zuletzt von der stiftungseigenen Landwirtschaft beeindruckt. Bernhard erläuterte dem Minister, dass die Stiftung im Begriff sei, die Produktion vermehrt auf biologische Produkte umzustellen. Schon jetzt habe laut Mitteilung die Versorgung mit den regionalen Produkten eine große Bedeutung für die Belieferung der Kantinen in den Einrichtungen der Stiftung.

Vor welchen besonderen Herausforderungen die drei Aufgabenfelder der Stiftung stehen, wurde in einem ausführlichen Gespräch mit Führungskräften deutlich. Boris Strehle etwa, der Leiter der Altenhilfe, appellierte an die Politik, dass der finanzielle Eigenanteil für betreute Menschen in stationären Einrichtungen nicht ins Unermessliche steigen dürfe. Die Belastungen, auch für die Angehörigen, seien in den meisten Fällen nicht mehr tragbar. Die Finanzierung der Altenhilfe durch die Gesellschaft müsse neu aufgestellt werden.

Mehr Bürokratie

Matthias Ries, Leiter der Kinder- und Jugendhilfe, wiederum beklagte die gestiegene Bürokratie in der täglichen Arbeit. Sie verursache höhere Personalkosten und ginge zulasten der Kinder und Jugendlichen. Auch die Probleme in der Betreuung unbegleiteter, minderjähriger Flüchtlinge kamen ausführlich zur Sprache. Etwa die durch drohende Ablehnungsbescheide wachsende Perspektivlosigkeit für Betreuer und Betreute. In Luchas Ministerium für Soziales und Integration stellen unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge einen großen Kostenfaktor dar. Nicht zuletzt deshalb hatte Lucha für die Anliegen ein offenes Ohr. Er selbst stammt aus einer Flüchtlingsfamilie, seine Eltern kamen aus dem Sudetenland. Besonders freute sich Lucha daher über den kredenzten Mohnkuchen aus der stiftungseigenen Bäckerei, einer Spezialität aus der Heimat seiner Familie, wie er lachend bemerkte. Dazu stand, wie es guter Brauch in Heiligenbronn ist, auch reichlich Wasser aus der Gnadenkapelle bereit.