Helmut Kurz Foto: Veranstalter Foto: Schwarzwälder Bote

Geschichte: Autor Helmut Kurz spricht auf Einladung von "Pax Christi" im Marienheim

Schramberg. Der Autor Helmut Kurz ist zu Gast im Marienheim gewesen, sein Thema lautete "Religiöse Kriegsdienstverweigerer im Zweiten Weltkrieg". Begrüßt wurde Kurz von Friedrich Grüner von der "Pax Christi Gruppe" Schramberg. Erfreut war er laut Mitteilung über die Anwesenheit von Schülern des Gymnasiums.

Nachdem der Erste Weltkrieg neun Millionen Soldaten den Tod brachte, stellte sich Grüner die Frage, wie es möglich war, 21 Jahre später deren Söhne wieder zu den Waffen zu rufen.

Wie war die Einstellung, auch der Kirchen und deren Leitungen zur Verweigerung der Teilnahme an diesem Krieg ? Helmut Kurz schilderte zunächst, wie er selbst dazu gekommen war, sich mit der Frage der Kriegsdienstverweigerer im Zweiten Weltkrieg zu beschäftigen.

Er selbst hatte laut Mitteilung erlebt, dass Historiker diesen Verweigerern wenig Augenmerk schenkten. Dem wollte er Abhilfe schaffen und in Akten und Archiven nach den Spuren der Verweigerer suchen. Die meisten Verweigerer mussten damit rechnen hingerichtet zu werden, so der Redner. Der größte Teil der Verweigerer kam aus den Reihen der Zeugen Jehovas. Hier konnte Kurz 282 Namen ausfindig machen. Aus der katholischen und evangelischen Kirche kamen 27 Verweigerer. Helmut Kurz schilderte als einen konkreten Fall die Biografie Hermann Störs. Stör wurde am 4. Januar 1898 in Stettin in einfachen bürgerlichen Verhältnissen geboren. Er hatte sich im Ersten Weltkrieg freiwillig zur Marine gemeldet. Diese Erfahrungen legten den Grundstein für seine pazifistische Einstellung. Stör setze sich für ein freundschaftliches Miteinander von Juden und Christen ein. Damit stieß er bei der kirchlichen Obrigkeit auf Unverständnis. Der Oberkirchenrat bezichtigte ihn sogar der "religiösen Pathologie". Als er 1939 wiederholt die Einberufung zum Militär ignorierte, wurde er zunächst wegen Fahnenflucht zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, dann aber später vom Reichskriegsgericht in Berlin wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt und am 21. Juni 1940 hingerichtet.

Zuvor hatte Stör in Briefen an seine Angehörigen seine tiefe religiöse Überzeugung bekräftigt und seine Kriegsdienstverweigerung aus seinem christlichen Glaubensverständnis begründet.

Der Referent stellte anschaulich dar, wie wenig die religiösen Kriegsdienstverweigerer mit Hilfe und Unterstützung der kirchlichen Obrigkeiten rechnen konnten. Zu sehr sei bei ihnen noch die Vorstellungen vom "gerechten Krieg" präsent gewesen.

Mit einer lebhaften Diskussion wurde dieser Abend beendet.