Dass ein so großer Stein wie am Samstag im Bernecktal auf die Straße stürzte hatte niemand erwartet. Foto: Wegner

80-Kilo-Brocken landet auf gegenüberliegendem Gehweg. Fachleute untersuchen Abgang in Schramberg.

Schramberg - Waren es die heißen Ska-Rhythmen in der benachbarten "Forellenstube", die den Berg zittern ließen und wieder für Steinschlag in der Berneck sorgten? Sicher nicht: Ein Großteil der Sicherungsarbeiten am Hang steht nämlich noch aus.

Zwei größere und einige kleinere Steine waren am Wochenende wieder einmal in Höhe des mit Nummer sechs bezeichneten Felsmassivs unweit des Elektrizitätswerks vom Berg herab über die Fahrbahn geholpert und blieben erst auf dem Gehweg auf Bachseite liegen. Ganz so groß, wie der Stein, der einst die Sperrung des Tales auslöste, war auch der größere von beiden nicht, dennoch hätten sie einiges an Schaden anrichten können, wenn sie denn ein Auto getroffen hätten.

"Den ganzen Winter über waren es nur kleinere Steine, die herabkamen", weiß Oberstraßenmeister Sigmund Villing von den Streifenfahrten seiner Männer zu berichten. Ein derartig großer Brocken wie jetzt am Wochenende war nicht dabei. Dort, wo die Behörden die Gefahr eines größeren Steinabgangs sahen, war vorgesorgt worden: Mit einer langen Sicherungswand.

Doch dort herrschte auch über den unerwartet milden Winter mit wenigen Frost- und Tauwechseln eher Ruhe: Nur kleinere Steine waren dort zu finden. Als Villing zusammen mit seinem Stellvertreter Heiko Hils am Montag im Bernecktal kontrollieren, sind die Steine weg – einer davon, nach Villing’s Schätzung rund 80 Kilogramm schwer, wurde unter der Leitplanke durch in den Bach befördert – ob möglicherweise von einem Mitarbeiter der Straßenmeisterei, der Polizei oder sonst einem Vorbeifahrenden ist unbekannt.

Die Stelle, von der der Stein abbrach, glauben Villing und Hils ausmachen zu können. Um den Hang und die Abbruchstelle aber genau lokalisieren und untersuchen zu können, wurde das Ingenieurbüro Menzel aus Tübingen, das die bisherigen Begutachtungen und die Koordination der Räumung übernommen hatte, informiert. Spätestens bis heute, so rechnet Villing, soll eine Besichtigung des Felsbereichs erfolgt sein.

Wie es weiter geht, müssen Ingenieurbüro und Landratsamt dann entscheiden. Eigentlich, so waren sich die Behörden im vergangenen Jahr einig, hätte die Beräumung dafür sorgen sollen, dass in diesem Jahr keine größere Sperrung des Bernecktals mehr erforderlich wird und nach weiteren Arbeiten auch die Prallschutzwand weiter Tennenbronn zu dann entfernt werden kann. Allerdings: Mit so einem Brocken wie er wohl am Samstag nach dem Regen niederging hätte dann doch keiner mehr gerechnet, wundert sich auch Villing. Aber die Natur ist eben auch nicht bis in jedes Detail berechenbar – wie durch Felsstürze und Muren auch in ständig von Geologen untersuchten Gebirgsbereichen von Österreich und der Schweiz deutlich wird.

Sicher ist, dass im Bernecktal – und dies war auch schon vor einem Jahr angekündigt – insgesamt weitere Sicherungsmaßnahmen erforderlich sind, um die Gefahr von herabstürzenden Steinen für Auto- und Radfahrer zu minimieren. Denn der Granit im Tal ist insgesamt stark zerklüftet und mit Rissen und Spalten durchzogen.