Um die große Feierstunde einzuläuten, haben die Kita-Kinder ein Lied über die vier Elemente präsentiert und freudig getanzt und gesungen. Foto: Sybille Pfeiffer

Die Schömberger Kita „Am Eulenbächle“ erhält ein Zertifikat für ein ganz besonderes Pädagogik-Konzept.

Die Kita „ Am Eulenbächle“ in Schömberg hatte am Samstag ihren großen Tag. Zahlreiche Eltern und Freunde der Familien kamen in die Einrichtung, um eine Feierstunde der besonderen Art zu erleben. Die Kita ist die erste weltweit, die für ihre Arbeit mit Ton mit einer Zertifizierung ausgezeichnet wurde. Elke Rentschler, Leiterin der Kindertagesstätte, begrüßte die Gäste und bedankte sich für die tolle Unterstützung bei den Vorbereitungen. Viele Kuchen und Salate waren gespendet worden. Sie gab einen kurzen Überblick auf das Konzept von „PädArT“ und stellte hierbei die Ausbilderin Ilse-Marie Herrmann vor, die während der vergangenen 16 Monate die Erzieherinnen angeleitet hatte.

Klangstäbe und Flötentöne Bevor Herrmann die Idee der pädagogischen Arbeit mit Ton näher ausführte, konnten die Kita-Kinder ihre eingeübten Gedichte und Lieder vortragen. Einem Lied über den Regenwurm folgte ein Reigen über die vier Elemente. Feuer, Wasser, Licht und Erde wurden dargestellt. Wenn es regnete, schlugen die Kinder Klangstäbe gegeneinander, der kalte Wind wurde mit schrillen Flötentönen untermalt. Nach einem Feuertanz trieb es die Drachen in luftige Höhen, und die Erde ließ Blumen wachsen. So zeigten die Kinder mit ihren auswendig gelernten Texten, wie jedes Element seine ganz eigenen Fähigkeiten hat und erst durch das Zusammenspiel ein großes Wunder entsteht – das Leben.

Geld für die Fortbildung Bürgermeister Matthias Leyn zeigte sich in seiner Ansprache beeindruckt von der Arbeit, die in dieser Kita geleistet werde. Im Jahr 2017 habe sich der Gemeinderat überlegt, ob es Sinn mache, neue Wege zu gehen, die natürlich den Gemeindesäckel belasten würden. Aber es schien der richtige Weg zu sein: Den Kindern hat das Arbeiten mit dem Ton Spaß gemacht, und so sei Geld für die Fortbildung bereitgestellt worden. Leyn hofft, dass auch andere Kitas dieses Konzept aufgreifen.

Entwicklung des haptischen Sinnes Die Sozialpädagogin und Therapeutin Herrmann konnte nun ihr Ton-Konzept genauer vorstellen. Da die Kita „Am Eulenbächle“ jetzt zur „PädArT-Hospitationskita“ zertifiziert wurde, können hier zukünftig Pädagoginnen und Therapeutinnen das heilpädagogische Arbeiten mit Ton kennenlernen. Herrmann hat selbst drei Kinder und neun Enkelkinder und hat damit natürlich einen praktisch-pädagogischen Blick auf die kindliche Entwicklung.

Im Vordergrund ihrer Arbeit stehe die Entwicklung des haptischen Sinnes, also des Kontaktsinnes. Nach der Geburt werden Beziehungen zuerst über das Berührtwerden und das Berühren aufgebaut. Daraus entwickele sich das Urvertrauen, das viele emotionale Entwicklungen des Menschen prägt. Für Herrmann ist Ton der Stoff, der in idealer Weise den Kindern die Möglichkeit bietet, mit ihren Händen und dem ganzen Körper zum Ausdruck zu bringen, was sie bewegt. Beim Spielen mit dem Ton würden Kinder ruhiger werden. Die Erzieherinnen würden den Prozess als Zuschauerinnen begleiten und erst reagieren, wenn die Kinder sich direkt an sie wendeten.

Die tönernen Werke werden übrigens nicht gebrannt. Sie bleiben eine Zeitlang stehen und werden dann wieder eingeschlämmt.

Zertifizierung für fünf Jahre Für die 109 Kinder in der Tagesstätte stehen nun die „PädArT“-Pädagoginnen Elke Rentschler, Andrea Seraphin, Julia Nass, Kim Wacker, Melanie Buchholz, Nadine Kunkel, Simone Schmidt-Bauer und Tabea Klaiber bereit, um allen Kindern den Zugang zum Ton zu ermöglichen und Weiterbildung anzubieten. Die Zertifizierung gilt für fünf Jahre und kann um drei Jahre verlängert werden. Weitere Kolleginnen sollen ausgebildet werden und Hospitationen organisieren.

Die Erzieherinnen zeigen hierbei ihr großes Engagement für ihren Beruf, da die 16-monatige Ausbildung meist am Wochenende stattfindet und sie auch einen Teil der finanziellen Aufwendungen selbst tragen müssen.