Dorothee Eisenlohr übergab den Rathausschlüssel an Zunftmeister Tobias Dold. Foto: Benedikt Wegner

Bevor Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr den Schlüssel an die Schramberger Narren rausrückte, wollte sie sich erst überzeugen, ob diese auch verantwortungsvoll seien – und hatte da so ihre Zweifel.

Sie habe, so Eisenlohr, „mit der einen oder anderen eurer Frauen geschwätzt.“ Da sei es ihr zu Ohren gekommen, „dass man euch nicht unbeaufsichtigt schaffen lassen solltet“. Und, davon abgesehen, hätten sie es aber „mit dem Schaffen auch nicht so. Das sei schon daran zu sehen, dass sie erst am Fasnetssamstag und nicht schon am Schmotzigen den Schüssel wollten. Und überwacht werden müssten sie auch, meinte sie zum Elferratsgremium, da sie beim Trinken nicht mitzählen würden.

Solche Nachbarn erwünscht?

Auch unserer Redaktion, die ihren Sitz gegenüber dem Rathaus hat, bekam das Fett der Oberbürgermeisterin ab, die sich aber dabei sicher war, dass auch die Narren während ihrer Regentschaft nicht unbeaufsichtigt seien. Dabei fragte sie, ob man solche Nachbarn haben wolle, die alles mögliche kritisierten: fehlende Informationsplakate an der Rathaustür, deren schiefes Aufhängen nachher glossiert würden oder die Anmerkung, hinsichtlich farblich unpassender Schranken vor dem Gymnasium.

Der neue Schramberger Ringzug auf Testfahrt. Foto: Wegner

Vieles zu erledigen

Für die Amtszeit des Elferrats hatte die Oberbürgermeisterin gleich einen ganzen Stapel an Aufgaben ausgesucht, die es zu erledigen gebe. Für die Tennenbronner Halle empfahl sie 15 Millionen Euro für deren Bau zu finden – oder eben für den Biber ein Weible, dann sei das Geld nicht nötig. Die Stadt nehme „auch kleine Scheine“. Falls sie in den Regierungstagen Zeit hätten, könnten die Narren sich den von SPD/Buntspecht gewünschten Slogan „Zeit erleben im Schwarzwald“ umsetzen.

Insektenfreundliche Burgbeleuchtung

Eine weitere Aufgabe lautete zwei insektenfreundliche Hoorig Katz für die Burgbeleuchtung zu besorgen. Beim Vorsprechen für Geld für den neuen Schulcampus sollten die Elfer sagen „ihr hättet einen eklatanten Bildungsnotstand – und fahret alle mit, damit die des au glaubet“.

„Dolomiti“ unter Denkmalschutz

Weitere Aufgaben waren eine Blumenwiese zu säen, ohne Schulkinder einzuspannen, das „Dolomiti“ unter Denkmalschutz zu stellen, ein Café im Erdgeschoss des Gebäudes Oberndorfer Straße 1 zu eröffnen, eine Kommunikationsstrategie für Tunnelausfahrt-Gelände und Krankenhaus zu entwickeln, um den Stand zu kommunizieren – und nicht zuletzt zur Rückgabe des Schlüssels am Dienstag eine Jubiläumsschrift auf drei Tage Rathausregentschaft vorzustellen.

In diesem Jahr waren besonders viele zur Schlüsselübergabe gekommen. Foto: Wegner

Auf den Schlüssel achten

Eine harte Nuss dürfte der Auftrag Eisenlohrs sein, eine Diversity-Strategie für den Elferrat zu entwickeln – Beispiele gebe es in Tennenbronn und Sulgen. Bevor sie endgültig den Schlüssel aus ihren Händen gab, ermahnte sie Zunftmeister Tobias Dold diesen auch nicht zu verlieren – er solle ihn halt seiner Frau Cathrine geben, die habe es im Griff.

„Nit lang schwätze, schaffe“

Dold konterte mit eigenen Ideen der Elfer, die allerdings nach dem Motto „nit lang schwätze, schaffe“ einen anderen Fokus hatten, als der Aufgabenkatalog der Oberbürgermeisterin. Sie hätten, so Dold „die zig Gutachten“ die die Stadt so in Auftrag gegeben habe, gerne mit ihrem Wissen ausgeführt. Leider seien sie zwei Jahre ausgebremst worden. In erster Linie Fachleute seien sie beim Schiltachumbau. Denn der Rossgumpen sei Bach-na-Fahrer-Sache. „Die Kanalfahrer haben die besten Kenntnisse an und im Bach, auf und unter Wasser.“ Die „weltbesten Kanalfahrer stehen dafür bereit, somit sei für immer gewährleistet, dass die Da-Bach-na-Fahrt unter besten Bedingungen stattfinden könne.

Schon immer Wirtschaftsförderer

Auch die Wirtschaftsförderung sei Sache aller Narren – „ab dem 6. Januar kümmern wir uns nicht nur um eine, sondern um alle Wirtschaften.“ Dold sprach sich auch für die Umsetzung des Mittelaltermarkts aus, das Lärmgutachten für Umwelt und Natur werde im Tausch gegen Naturalien erstellt. Erste Ergebnisse seien: „Der Lärm von der Stadt so laut wie ein Markt oben.“ Von daher könnte dort auch ein Markt stattfinden. Und eine Seilbahn auf den Schlossberg könne zudem dort das Parkplatzproblem lösen. Als Talstation könne man die entstandene Fläche am Tunnelportal nutzen.

Zunft hat schon eine Bahn

Hinsichtlich der Bahnstrecke berichtete Dold, dass die Narrenzunft schon erste Testfahrten mit ihrem Bähnle gemacht habe. „ Da das Einsatzfahrzeug von 1950 ist, sind auch keine neuen Ressourcen nötig.“ Die 15 Sitzplätze seien sogar überdimensioniert. Und aus Umweltsicht lagere sich der Ruß bei den Fahrgästen im Gesicht ab, Zusammen mit den Restinhalten von Ölen ergebe dies pflegende Merkmale für die Haut. Zum Betrieb könnte sich eine Abteilung Zügle im Bürgerbusverein gründen.

Für das Krankenhaus stellte der Zunftmeister eine närrische Nachnutzung in Aussicht: Zuberbauraum, Zunftstuben-Cafeteria, Kapelle für die Narrenmesse, Museum für alle Zünfte, Zimmer für alle Schramberger, die an Fasnet in die Heimat reisen und nicht zuletzt Seminarräume und das Hauptquartier der Vereinigung Schwäbisch Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) – für das Weltkulturerbe Fasnet. Und VSAN-Präsident Roland Wehrle als erfahrener Spendensammler könne auch das erforderliche Geld dafür einwerben.

Das Verhältnis zu den Nachbarn wäre dann bestens, so Dold, „da Fasnet alle Generationen und Gruppen verbindet“.