Auch die "Gründungspaten" Manfred Herrmann und Luise Herrmann-Jehle aus Gengenbach-Schwaibach sind dabei. Fotos: Kiolbassa Foto: Schwarzwälder Bote

Veranstaltung: Flößer feiern und blicken auf Vereinsgründung zurück / Lob und Geschenke von allen Seiten

Der Flößerverein Schiltach hat am Wochenende seinen 20. Geburtstag gefeiert – mit dabei waren viele Flößerfreunde aus fern und nah.

Schiltach. Im Jahr 1894 fuhr das letzte Floß der Schiltacher Flößer die Kinzig hinunter. Industrie, Eisenbahn und eine bessere Infrastruktur lösten die jahrhundertealte Tradition der Flößerei ab, und das einst bedeutsame Gewerbe schien in Vergessenheit zu geraten. Doch dank einiger motivierter Flößerfreunde lebte die Tradition der Flößer in Schiltach wieder auf und die "Fahr ins Land" wurde zurück ins Leben gerufen. Vor 20 Jahren haben die Schiltacher Flößer ihren Verein gegründet. Um diesen Freudentag gebührend zu feiern, luden sie Flößerfreunde aus nah und fern nun zum Flößerfest im Floßschopf ein.

Vorsitzender Thomas Kipp begrüßte die Gäste bei herrlichem Wetter im Floßschopf und brachte seine Freude über die große versammelte Gemeinschaft zum Ausdruck. Neben Bürgermeister Thomas Haas waren viele befreundete Flößer aus den umliegenden Ortschaften der Einladung gefolgt. Kipp erzählte, wie die Tradition der Flößer in Schiltach 1998 wieder auflebte. Bereits 1984 hatte sich im benachbarten Wolfach eine aktive Flößergruppe gebildet, die sich dem traditionellen Handwerk widmete.

Dass auch Schiltach auf jahrhundertlange Tradition in der Kinzigflößerei zurückblicken konnte, ließ den damaligen Bürgermeister Peter Rottenburger nicht ruhen. Gemeinsam mit Heinz Tappert, einem erfahrenen aktiven Wolfacher Flößer, den es privat und beruflich nach Schiltach gezogen hatte, widmete er sich dem Ziel, die Flößerei in Schiltach wieder aufleben zu lassen.

Am 4. Februar 1998 trafen sich einige Interessierte zu einem ersten Treffen. Bis zum Gründungstreffen am 27. Mai kamen sechs weitere Treffen hinzu. Unter der Patenschaft der Wolfacher Kinzigflößer und Peter Rottenburgers gründeten sich die Schiltacher Flößer mit den ersten elf Flößerkameraden: Oberflößer Heinz Tappert, Alexander Schorn, Karl Fehrenbacher, Edgar Kupsch, Frieder Wolber, Hartmut Brückner, Holger Wöhrle, Josef Sum, Klaus-Ulrich Neeb, Michael Mogler und Thomas Kipp. Im Sommer schlossen sich Karl Sum, Otto Schinle und Wolfgang Bühler an. Die Flößer besorgten sich die passende Kleidung und begannen mit ihren Arbeiten am Floßholz und dem Wiedendrehen.

Beim Bauernmarkt im Herbst führten sie ihre Arbeiten am Floßholz erstmals öffentlich vor. Kipp betonte, wie stolz er sei, "dass das alte Flößertum in Schiltach wieder betrieben wird", denn auch im Tourismus werde Tradition immer wichtiger.

Bürgermeister Thomas Haas freute sich, dass neben der Tradition der Gerber auch die Tradition der Flößer in Schiltach wieder aktiv betrieben wird, werbe die Stadt doch mit dem Slogan "Schiltach – Stadt des Fachwerks, der Flößer und Gerber". Er bedankte sich für die "unheimlich große Aktivität" der Schiltacher Flößer und hoffe, dass die Gruppe auch trotz der immer schwieriger werdenden Rahmenbedingungen weitermache.

Martin Spreng, Vorsitzender der Flößervereinigung Nagoldtal sowie der deutschen Flößervereinigung, bedankte sich bei den Schiltacher Flößerkollegen für deren Unterstützung bei den Dreharbeiten für den Kinofilm "Das kalte Herz". Die Flößer aus Nagoldtal wurden als Hilfe für die Dreharbeiten gebucht, da ihre Wieden jedoch nicht ausreichten, stellten die Schiltacher Flößer ihnen eine große Anzahl an Material zur Verfügung.

Als Präsent überreichte Spreng den Flößern einen Reisestiefelknecht und erklärte: "Einer nimmt ihn mit und alle können ihre Stiefel damit anziehen." Zudem überreichte er Kipp zum Jubiläum eine Urkunde der deutschen Flößervereinigung und betonte, wie wichtig die Aufgabe der Flößer sei, die alten Traditionen weiterhin zu beleben und der Bevölkerung zugänglich zu machen.

Als Dank für ihre Unterstützung gibt es für die Frauen eine Rose

Aus Gengenbach-Schwaibach waren die "Gründungspaten", wie sie liebevoll genannt werden, der Schiltacher Flößer angereist. Manfred Herrmann und Luise Herrmann-Jehle überreichten als Jubiläumsgeschenk einen Gengenbacher Wein und Herrmann-Jehle las einen Auszug aus dem Oktoberlied von Theodor Storm vor.

Auch Werner Hetze von den Willstätter Flößerfreunden betonte, wie wichtig es sei, die Flößerei wieder in das Bewusstsein der Menschen zu rücken. Über 700 Jahre lang sei die Flößerei ein wichtiger Wirtschaftsfaktor gewesen, bevor sie von der Eisenbahn abgelöst wurde.

Andreas Erker von den Wolfacher Kinzigflößern brachte seine Freude über die gute Bindung zwischen den zwei Vereinen zum Ausdruck, die auch hoffentlich weiterhin bestehen bleibe. Auch der Wolfacher Flößer Manfred Schafhäutle lobte die tolle Verbindung zwischen den Vereinen und überreichte Kipp eine symbolische Rose für alle Flößerfrauen, die ihre Männer unterstützen. "Denn ohne die Frauen geht bei den Flößern nichts", betonte er, weshalb sich jede Frau im Anschluss eine Rose bei ihm abholen durfte. Zudem überreichte er Kipp eine kleine Holztafel auf der geschrieben stand:  "Es heißt Freundschaft, weil man mit Freunden alles schafft", über die die Freude besonders groß war.

Von Gustav Heinzelmann, der sich viel mit der Geschichte der Flößerei beschäftigt, bekamen die Flößer den bald erscheinenden Sammelband über die Geschichte der Flößerei sowie eine Zigarre von Heinzelmanns Kuba-Reise geschenkt. Auch Gerold Wein von den Riesern aus Reinerzau gratulierte den Schiltachern zu ihrem Jubiläum.

Im Anschluss ließen die Flößerfreunde den Abend gemütlich bei einem gemeinsamen Essen mit musikalischer Umrahmung ausklingen.