Das Publikum wurde vom Ensemble des Rottweiler Zimmertheater auf dem Marktplatz bestens unterhalten. Foto: Schwarzwälder-Bote

Das Zimmertheater Rottweil begeisterte mit dem Stück "Lysitrate" auf dem Schiltacher Marktplatz

Schiltach (mb). Zimmertheater in Schiltach bedeutet seit vielen Jahren Freilichtaufführung vor herrlicher Marktplatzkulisse und in diesem Jahr zunächst Erstaunen, dann Schmunzeln und schließlich lautes Lachen im Publikum.

Unter der Intendanz von Tonio Kleinknecht inszenierte Cornelia Schönwald "Lysistrate", eine griechische Komödie von Aischylos aus der Zeit des Peloponnesischen Krieges. Und was das Ensemble daraus machte, konnte moderner und aktueller nicht sein. Gespickt mit Zitaten, Anspielungen und Gesten aus der Neuzeit, die auf aktuelle Themen wie Emanzipation, Umweltschutz, Rüstungswettlauf, Friedens-, Finanz- und Familienpolitik hinwiesen, zeigte das Zimmertheater mit Leichtigkeit, wie zeitlos und erbaulich vermeintlich alte Schinken sein können.

Zum Inhalt: Die athenischen und spartanischen Frauen haben die Nase voll vom Krieg und beschließen mit ihren eigenen Waffen gegen die Kriegshelden vorzugehen, um Frieden zu erzwingen. Das heißt – Schlafzimmerentzug. Sie beschlagnahmen die Kriegskasse, verschanzen sich in der Akropolis und lassen ihre Ehemänner darben.

Das Stück endet natürlich mit einer Verständigung der Kriegsgegner, der Versöhnung aller Eheleute und mündet in einem orgiastischen Fest.

Claudia Sutter spielte eine fordernde und doch umsichtige "Lysistrate", die die Frauen überzeugend mit einem Schwur gegen ihre Männer zusammenzuschweißen verstand.

Auf spartanischer Seite überzeugte Alessandra Ehrlich mit einer kraftvollen und kämpferischen Darstellung der "Lampito". Als sie in die Akropolis, die eigentlich das Wohnzimmer der Kunstschule am Marktplatz war, einzog, übergab sie das spartanische Zepter in Form eines Schrubbers einer Zuschauerin. Die musste allerdings ihre Qualität als Kämpferin mit passend eingeübtem Kampfgeheul erst einmal unter Beweis stellen.

Herrlich komisch war die Verführungsszene zwischen Fabienne Trüssel alias "Myrrhine" und Ralf Schneckenburger, als sie ihren lüsternen Ehemann "Kinesias" noch weiter anheizte, um im entscheidenden Moment wieder Zuflucht in der Burg zu suchen.

Eine Pause vom Schlafzimmerstreik brauchte "Kalonike", die von Franziska Anna Bonn gespielt wurde und zum Vergnügen des Publikums mit einer Tonne über dem Kopf ins heimische Bett fliehen wollte. Doch die Frauen hielten fest zusammen und betörten ihre Männer mit aufreizenden Tänzen aus den Fenstern der "Kunstschul-Akropolis".

Die musikalische Begleitung kam von der Stadtkapelle Rottweil, die passend dazu den bekannten Striptease-Song von Joe Cocker "You can leave your hat on" ausgewählt hatte. Das gab den Kämpfern den Rest und mit verkehrtherum angeschnallten Melkschemeln beschlossen die Gesandten von Sparta und Athen den Frieden und die Inszenierung endete in einem großen Fest auf dem Schiltacher Marktplatz und einem abkühlenden Sprung einiger Griechinnen in den Marktbrunnen. Zu Recht wurde das Ensemble mit viel Applaus des Publikums, aus dem leider spärlich besetzten Zuschauerraum, entlassen.