Annette Wolber (links) und Irene Müller leiten den Verein, der auch aus Engagierten des "Kreisel" hervorging. Foto: Fritsche Foto: Schwarzwälder Bote

Integration: Spracherwerb von Migranten und kultureller Austausch als Schwerpunkte

Ehrenamtliche Helfer von Netzwerk Flüchtlingshilfe und Secondhandladen Kreisel haben mit einer Vereinsgründung den formalen Rahmen für ihre weitere Arbeit geschaffen.

Schiltach/Schenkenzell. Am 28. Dezember waren 13 Gründungsmitglieder im Lehengerichter Rathaus zur Vereinsgründung zusammengekommen. Sie verabschiedeten die Satzung des "Sozialen Netzwerks Schiltach/Schenkenzell" – kurz Sone – und wählten Annette Wolber aus Schiltach zur Vorsitzenden sowie Irene Müller aus Schenkenzell zur Stellvertreterin. Die Mitglieder des frischgebackenen Vereins sind ehrenamtliche Helfer aus dem "Netzwerk Flüchtlingshilfe Schiltach/Schenkenzell" und aus dem Team des Secondhandladen Kreisel. Sie stammen aus Schiltach und aus Schenkenzell.

"Der Fokus des Vereins ist etwas breiter, nicht nur auf die Flüchtlinge ausgerichtet, der Name drückt schon aus, was wir wollen", erklärt Wolber. Aufgabe und Zweck des Vereins ist die Förderung der sozialen und gesellschaftlichen Integration von Migranten. "Der Zusammenhalt der Gesellschaft steht über allem, wir wollen ein Zeichen setzen", sagt Wolber.

Schwerpunkt ist der Spracherwerb von Migranten als wichtige Voraussetzung für die Integration: Deutschkurse für diejenigen, die keine vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) bekämen. Während syrische Flüchtlinge in der Regel schnell grünes Licht dafür (und auch die Verpflichtung dazu) bekämen, sehe das bei Flüchtlingen aus Afghanistan und anderen Ländern anders aus. Auch junge Mütter mit Kleinkindern fänden bis jetzt vor Ort keine für sie geeignete Kurse. Wegen der Kinderbetreuung seien Mütter nicht so mobil. Bereits am 4. Februar startet ein vom neuen Verein organisierter Kurs für sie in der alten Grundschule in Schiltach.

Aber auch den "kulturellen Austausch, die Bildung und das gleichberechtigte Zusammenleben für Menschen mit und ohne Migrationshintergrund" will der Verein fördern. "Damit das Miteinander gut funktioniert", so Wolber. Im Verein habe auch der von Hans Kurt Rennig geleitete Mosaik-Chor jetzt ein Dach gefunden: "Der Chor fördert Gemeinschaft, das gemeinsame Singen tut den Geflüchteten gut."

Zum Vereinszweck gehört es weiter, sozial benachteiligte Menschen in wirtschaftlichen Notlagen zu unterstützen. "Hier ist die Bedürftigkeit maßgebend, nicht die Nationalität, auch deutschen Familien kann geholfen werden", erläutert Wolber. Finanziert werden die Aktionen des Vereins mit den Einnahmen des "Kreisel". Der war 2015 mit dem Ziel gegründet worden, Mittel für Integrationsmaßnahmen zu gewinnen. Bis jetzt war die Verwaltung der Einnahmen und Ausgaben unter dem Dach der evangelischen Kirchengemeinde Schiltach-Schenkenzell angesiedelt. Jetzt kann der Verein diese Aufgabe übernehmen.

Inzwischen, so berichten Wolber und Müller, kämen nur noch wenige neue Flüchtlinge und diese fänden zunächst Unterkunft in der "Sonne" in Schenkenzell. Auch Familiennachzug habe es 2018 nur in wenigen Fällen gegeben. Jetzt gehe es um die weitere Integration. Viele seien jetzt schon drei, vier Jahr hier und eigentlich von "Flüchtlingen zu Neubürgern" geworden. Gleichzeitig sei das Heimweh nach ihrem Land und den Verwandten gerade bei den Syrern groß. Man müsse darauf achten, dass die Älteren unter ihnen sich nicht zurückzögen und depressiv würden. "Nicht in Isolation abgleiten lassen", formuliert Müller die Aufgabe, auch deutsche Senioren hätten unter Umständen dasselbe Problem.

So sei der "Kreisel" ein Treffpunkt für alle, auch für die Einheimischen. "Der ›Kreisel‹ ist ideal für Frauen, die etwas Zeit einbringen können", ermuntert Müller zum Mitmachen. Auch handwerklich begabte Männer seien als Helfer willkommen: Zum Beispiel, um bei Umzügen zu helfen, Schränke ab- und aufbauen, Lampen anbringen.

Nach dem die Vereinsgründung geschafft ist, kann für 2019 geplant werden. "Eine Reihe von Aktionen und Projekten sind noch im Werden", erzählt Müller. Zum Beispiel wollen sie im Frühjahr den interreligiösen Dialog zwischen Christen und Muslimen mit einer Veranstaltung anstoßen.