Kathrin Krichel lässt ihr Instrument auch mal nach Vogelgezwitscher klingen. Foto: Anton Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Anna Myasoedova und Kathrin Krichel begeistern mit ihrem Zusammenspiel von Orgel und Querflöte

S chiltach. Zwei kongeniale Musikerinnen haben beim Konzert "Orgel plus Flöte" in der evangelischen Stadtkirche gespielt. Vor einer beachtlich großen Zuhörerschaft musizierten Kathrin Krichel, Querflöte, und die in Schiltach amtierende Regionalkantorin Anna Myasoedova, Orgel und Klavier.

Die Künstlerinnen begaben sich auf eine Zeitreise durch Frankreich vom Barock bis ins 21. Jahrhundert. Am Beginn der chronologisch geordneten musikalischen Beiträge standen zwei barocke Werke. In feierlichem Schreittempo eröffnete das Duo das Konzert mit zwei Sätzen aus der Suite e-moll op. II Nr. 4 von J. Hotteterre. Kunstvolle barocke Verzierungen verliehen der Prelude einen festlichen Charakter. Die Allemande kam in schnellerem Tempo daher. Die Auf- und Abstiege der Flöte wurden von der Orgel aufgenommen und harmonisch begleitet.

Die "Pavane" von G. Fauré führte die Zuhörer mit ihrer eigenartigen Melodik direkt ins 20. Jahrhundert. Die elegischen Phrasen wurden von der Flötistin sehr ausdrucksvoll interpretiert. Der Mittelteil enthielt dramatische Läufe, von der Orgel mit lang gezogenen Akkorden begleitet. Auch im expressiven Schlussteil kam wieder das herrliche Vibrato der Flötistin zum Tragen.

Die Komposition "Communion" für Orgel von Louis Lefébure-Wély erklang wie ein sakraler Choral. Im Mittelteil erschien über einer fast ostinaten Begleitung eine lyrische Orgelstimme, die einer menschlichen Stimme ähnelte. Der Klang verstärkte sich und breitete sich im gesamten Kirchenraum aus.

In moderner Tonsprache waren die "Trois mouvements" von J. Alain für Flöte und Orgel komponiert. Doch trotz des atonalen Stils trug das Andante einen süßen, fast schmeichelnden Ausdruck. Die Orgel begleitete mit weichen Arpeggien. Wie bei einem Haschespiel eilten Flöten- und Orgelstimme hintereinander her beim "Allegro con grazia". Im Mittelteil huschte die Orgelstimme mit fremdartiger Registrierung über die Manuale. Mit quirligen Sequenzen ging die Orgel voran beim Allegro vivace. Der Satz erinnerte an eine lebhafte Naturszene im Wald.

In einem Programm mit französischer Orgelmusik durfte auch der Komponist Louis Vierne nicht fehlen. Aus seiner Symphonie Nr. 3, op. 28 hatte die Organistin die beiden Sätze "Intermezzo" und "Adagio" ausgewählt. Beim "Intermezzo" löste sich in der Eröffnung aus rhythmischen Akkorden und Stakkato-Läufen eine markante Melodie heraus. Das "Adagio" war ein ernster und feierlicher Satz, zuerst voluminös, danach zurückgenommen ins Piano. Im lyrischen Mittelteil stiegen die Sequenzen immer höher, bis ein Gipfelpunkt erreicht war. Danach erfolgte erst ein Abstieg ins Schattenhafte, bis schließlich die Melodiestimme wieder über dem tiefen Bassfundament erstrahlte.

Das Solostück "Syrinx" von C. Debussy für Flöte schien die Stimmung an einem Sommertag in einem zauberhaften Garten musikalisch zu schildern. Der Hirtengott Pan betörte mit süßen Flötentönen und unermesslichem Melodienreichtum, fremdartig, doch faszinierend schön.

Bei zwei Sätzen aus der Sonate für Flöte und Klavier von F. Poulenc setzte sich die Organistin schließlich an den Flügel. Die Flötenmelodie klang wie Vogelgezwitscher, auch das Aufschwingen der Vögel in die Lüfte und ihr schneller Flügelschlag wurde durch beide Instrumente hervorragend wiedergegeben. Im zweiten Teil bekam die Flöte einen melancholischen Ausdruck. Die Bewegung im Klavier ging schließlich auch auf die Flöte über, die mit leichten und unbeschwerten Läufen davoneilte. Sehr gesanglich und von herrlicher Ästhetik war das Anspiel der Flöte beim Satz "Cantilena". Die Melodiebögen mit ihrem wunderschönen Vibrato schienen über den Begleitakkorden des Flügels zu schweben.

Als ihr Lieblingsstück bezeichnete die Flötistin das abschließende Werk "Hypnosis" von Ian Clarke, einem zeitgenössischen Komponisten. Nach dem weich perlenden Vorspiel am Flügel in wiegender Rhythmik erfolgten träumerische Flüge ins Land der Fantasie mit großartigen Höhepunkten und überirdisch schönen Passagen.

Die begeistert applaudierenden Besucher erhielten noch die virtuose rasant gespielte Badinerie von J. S. Bach als Zugabe.