Der Kohlenmunk-Peter lechzt nach Anerkennung und Reichtum, erfährt aber, dass ein warmes Herz wertvoller ist. Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Ein-Mann-Stück wird aufgrund des Wetters in das Lehengerichter Rathaus verlegt

"Das kalte Herz", ein Märchen von Wilhelm Hauff, wurde am Freitagabend im Lehengerichter Rathaus von Klaus Grimm als Ein-Mann-Stück hervorragend aufgeführt. Lina Tsardakas begleitete das szenische Schauspiel mit hervorragendem Gitarrenspiel.

Schiltach. Die Veranstaltung der Stadt Schiltach hätte im Stadtgarten stattfinden sollen, aber heftiges Regenwetter machte dem Plan einen Strich durch die Rechnung. Mager vertreten war das Publikum, dabei entpuppte sich die Darbietung als kultureller Leckerbissen.

Das tiefgründige Märchen "Das kalte Herz" handelt vom Kohlenmunk-Peter und spielt im Schwarzwald. Erstmals erschien die Heimatsage 1827 aus der Feder von Wilhelm Hauff stammt. Bereits mit 25 Jahren starb der Autor, nur eine Woche nachdem seine Tochter Wilhelmine geboren worden war. In seinem kurzen Leben verbrachte der junge Mann oft Zeit im Murgtal und lernte wohl so den Schwarzwald kennen. Die Industrialisierung stand gerade in den Startlöchern, und genau diese Zeit beschrieb er im Kalten Herz. "Die Handlungsgeschichte war das, was Hauff damals sah", erläuterte Klaus Grimm im Anschluss an das szenische Schauspiel. So handelt sie von Köhlern und Glasbläsern, von Flößern und Harzern und gibt wertvolle Einblicke in das damalige Leben – das ein wohl zeitloses Thema behandelt: Geld verdirbt den Charakter. Die einzelnen Auftritte wurden durch an die Leinwand projizierte Lichtbilder unterstrichen. Den Szenenwechsel begleitete die Gitarristin Lina Tsardakas mit ausgewählten Stücken.

Mit Rucksack, Hut, gelb-grün gestreiftem Hemd, einer Schlabberhose, gehalten von einem Stück Seil, und schwarzen Schuhen, mimte Grimm den Kohlenmunk-Peter. Seinen Dank richtete er an das Glasmännchen, auch Schatzhauser genannt. Verheiratet sei er und habe einen dreijährigen Sohn, berichtete der Peter – und blickte zurück, wie es ihm durch seine Sehnsucht um Anerkennung ergangen war.

Schmutzig vom Ruß

Als Köhlerbub roch er nach Rausch und war schmutzig vom Ruß, weswegen er oft verlacht worden war. So wollte er sein Leben verändern, beliebt und beeindruckend wie seine Vorbilder aus dem Wirtshaus sein, der Ezekiel der schon zwei Mal als Flößer in Amsterdam war oder der schlagfertige Schlurka. Wie gut, dass das Glasmännchen drei Wünsche erfüllt. Allerdings zeigt es sich nur Sonntagskindern, wie Peter, auf dem Tannenbühl.

Mit Spannung schilderte Grimm den Besuch Peters beim Glasmännchen, das diesen zuerst verlachte. Aber nur zwei Wünsche erfüllte es. Peter wollte tanzen können und die prächtigste Glashütte im Schwarzwald besitzen. So wurde er reich und beliebt – gieriger nach mehr und war doch bald pleite. Eine weitere mystische Figur in der Erzählung ist der Holländermichel, ein Holzfäller und Flößer, groß und bärenstark. "Du bist zu gut. Zu warmherzig. Du brauchst ein kaltes Herz! Sentimentalitäten haben dich ins Unglück gestürzt", sagte dieser. Der Holländermichel sammelte die pochenden Herzen in Gläsern und bald war auch Peters Herz darunter. Sodann wurde dieser reich und erfolgreich wie kein Zweiter, trug edle Kleidung und beutete die Menschen aus, hatte aber seine Empathie verloren. Zuletzt erschlug er gar seine Frau, für die er ohnehin nichts empfand. Warum? Ein Bettler hatte sie nach Wasser gefragt, sie gab ihm Brot und Wein. Doch der Bettler entpuppte sich als verkleidetes Glasmännchen. Da erschrak Peter und nur durch eine List bekam er sein Herz vom Holländermichel zurück. Letztlich kehrte er zurück zu seinen Wurzeln und trauerte um den Tod seiner Frau und all seine herzlosen Handlungen, doch das Glasmännchen erweckte die Gattin wieder zum Leben.

Grimm setzte sich auf eine Kiste nieder, verstummte, packte sein Vesper aus und aß. Begeistert und nachdenklich applaudierte das Publikum die einfühlsame Darbietung über diesen Schatzes aus der deutschen Literatur.