Elfriede Rudolph im Jahr 1947 Vorlagen: Böttger Foto: Schwarzwälder Bote

Historisches: Blick auf die "Freie Demokratische Jugend" in Schiltach in den Jahren 1947 bis 1950

"Die Jugend ist das Bauvolk eines neuen und besseren Lebens" – so formulierte es die "Freien Demokratischen Jugend" (FDJ). Genau darum ging es damals, nach der großen deutschen Katastrophe – doch unter welchem Vorzeichen?

Schiltach. Seit 1947 bewahrt Elfriede Böttger einen Mitgliedsausweis mit dem Symbol der aufgehenden Sonne und den Buchstaben FDJ. Die "Freie Deutsche Jugend" ist aus der DDR bekannt, nur dass sie hier "Freie Demokratische Jugend" ("Französische Zone") hieß. Dies führt zurück in die Nachkriegszeit, zumal auf der Rückseite von "der Jugend" als "Bauvolk eines neuen und besseren Lebens" zu lesen ist.

Viele, die 1945 den Zweiten Krieg und die Nazi-Herrschaft überlebt hatten, waren sich einig: Ein neues Deutschland konnte nur sozialistisch sein. So gingen, als die Besatzungsmächte 1946 wieder Jugendverbände zuließen, überlebende Sozialisten und Kommunisten daran, die "Freie Deutsche Jugend" aufzubauen: In den Westzonen ebenso, wie in der "Sowjetzone", wo Erich Honecker tätig wurde. Ziel war "ein demokratisches Deutschland, ohne Faschismus, ohne Militarismus, ohne Monopole".

In der französischen Zone mussten sie sich "Freie Demokratische Jugend" nennen, auch in Schiltach, wo Sepp Schmieder 1947 eine "FDJ" ins Leben rief. Er wohnte im Alten Spittel und arbeitete als Weber. 1933 war er einer der vier Kommunisten, die ihren Protest gegen die Nazis auf den Hohsteiner Felsen malten. Der Zulauf war nicht gering: Die "FDJ Schiltach" hatte bald 42 Mitglieder, darunter acht junge Frauen.

Als "Heim" bekamen sie den Kronensaal, die Gründung war am 31. Mai 1947 im Rössle. Auflage war, sich der "Jugenderziehung" zu widmen, sonst aber "neutral" zu sein und nicht an die Öffentlichkeit zu gehen. So verbot der französische Kreiskommandant einen Vortrag "Jugend ohne Zukunft". Es blieben interne Aktivitäten und Unternehmungen, nach denen man in der ereignisarmen Nachkriegszeit jedoch geradezu "hungerte".

Großes Treffen in Waldshut

E in Großereignis war das FDJ-Treffen auf der Küssaburg bei Waldshut an Pfingsten 1947, zu dem Gruppen aus Südbaden und Südwürttemberg kamen. Die Jungen hatten ein Zeltlager, die Mädchen waren in der Jugendherberge. Hans Wöhrle berichtet: "Der Sommer 1947 war einer der heißesten, und wir waren nur im Freien, mit Spielen und Sport. Abends wurde am Lagerfeuer gesungen. Wir ließen uns kilometerweit den Rhein hinabtreiben, um dann zu Fuß retour zu laufen. Alle bekamen einen prächtigen Sonnenbrand, und der Arnold-Gottfried ließ den Spruch los: ›Tausche Sonnenbrand komplett gegen Tabak oder Speck‹."

Auch Elfriede Böttger erinnert sich: "In der heißen Sonne durften wir Linsen ›verlesen‹, da kleine Käfer drin waren. Es gab schöne Abende, mit einem Feuer in der Ruine. Abschluss war in Waldshut, wir sangen, meine Schwester Lisbeth trug zur Ziehharmonika Lieder vor. An einem anderen Wochenende fuhren wir nach Freiburg, um mit vielen anderen Trümmer zu räumen. Zum Abschluss gab es eine Dankveranstaltung im Kaufhaus."

Danach besuchte Elfriede FDJ-Treffen in Singen, Sulzburg und Lörrach. 1948 wurde ihr Vater, der Schuhmacher Alex Rudolph, Vorsitzender. Als alter SPD-ler sah er in der FDJ eine Brücke "ins neue Deutschland". Doch blieb ihm nicht verborgen, dass die Ostzonen-FDJ unter Honecker Druck auf die Gruppen im Westen ausübte, Ziel war eine kommunistische Einheitsjugend.

Viele verließen die Gruppe, 1949 waren es noch acht. Auch Hans Wöhrle trat aus, "als herauskam, dass die FDJ ein Ableger der SED werden sollte". Im Juli 1950 stellte die Stadtverwaltung fest, dass "die FDJ nicht mehr besteht".

1951 verbot sie die Bundesregierung als "verfassungswidrige Organisation". Überzeugte Kommunisten sahen die Zukunft sowieso nicht "im Westen", sondern gingen in die Ostzone, um dort beim Aufbau des Sozialismus anzupacken. So auch Helmut Mast, FDJ-Mitglied aus einer KPD-Familie. Er soll SED-Agitator geworden und in Halle (Saale) unter unklaren Umständen zu Tode gekommen sein – Schicksal eines Unerbittlichen.