Die Zuhörer lauschen gespannt den neuesten Erkenntnisse zur Geschichte der Höfe. Fotos: Ziechaus Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Helmut Horn hält einen Vortrag über die Entwicklungen in Lehengericht

In der Friedrich-Grohe-Halle in Schiltach hat Helmut Horn als Ergebnis seiner jahrelangen Forschungsarbeit gnadenlos aufgedeckt: "In Wahrheit sind Sie Schwaben."

Schiltach. D ie Überraschung der nur vorsichtig protestierenden Zuhörer in der voll besetzten Halle steigerte Horn mit dem Hinweis, "die altbadische Fahne gehört nicht ans Lehengerichter Rathaus". Zur Erklärung verwies der Heimatforscher auf die jahrhundertelange Herrschaft der Grafen von Württemberg (1381 bis 1810) über die Höhen an Schiltach und Kinzig.

Mit dem Vortrag und der Bilder-Ausstellung wolle der Historische Verein neuere Erkenntnisse über "Leben und arbeiten in Lehengericht" vorstellen, hatte Ortsvorsteher Thomas Kipp die erwartungsvollen Besucher an den langen Tischreihen in der Halle begrüßt.

Für diese legte Helmut Horn zuerst die wissenschaftlichen Grundlagen für seinen Vortrag mit einem Überblick zur Erdgeschichte und der geologischen Beschaffenheit ihrer Heimat. Hinweise auf frühe Besiedlungen im Gebiet von Lehengericht gebe es aus der Zeit der Kelten und Römer am Brandsteig und später durch die Alemannen.

Im 12. Jahrhundert hat es größere Bühlhöfe gegeben, die teilweise ganze Seitentäler bewirtschafteten. Schiltach sei 1275 erstmals erwähnt, aber die viel älteren umliegenden Höfe waren als "Meier" der Stadt zu Abgaben verpflichtet. Lehengericht wurde mit einem Schultheiß erstmals 1462 erwähnt und 30 Jahre später in Lagerbüchern 18 Urhöfe mit Höfenhof, Schwenkenhof und Bühlhof.

Mit der Übernahme des Landes und der Gehöfte der zuvor freien Bauern durch den Adel von Württemberg gebe es genauere Aufzeichnungen über die abgabepflichtigen Höfe. Zu den Urhöfen zählten 42 Güter sowie einige Taglöhnerhäuser; einige der Lehen gingen verloren, wie an das Kloster Alpirsbach und an das "gemeine Stättle" Schiltach.

Bauerhöfe erfahren etliche Eigentümer- und Namenswechsel

Im zweiten Teil seines Vortrags stellte Helmut Horn die Eigentümer- und Namenswechsel sowie die Aufteilung der meisten Höfe aus Kirchenbüchern und Lagerbüchern sehr genau vor. Die Hofbauern bewirtschafteten früher den Backerlenshof, von dem das Gebiet Welschdorf abgetrennt wurde. Der Höfenhof musste Land an Rohrbach und Rotlach abtreten und aus dem Schwenkenhof wurde 1658 der Vorderhof getrennt. Am Hinterholz stand der Teufelshof, aus dem der Herrenweg auf der anderen Talseite der Schiltach hervorging. Am Liefersberg entstanden um 1590 der Simonshof und der Wöhrlehof.

Die Zehntablösung begann 1842 mit Zahlungen über lange Jahre für die dann freien Bauern auf den ehemaligen Urhöfen und ihren Aufteilungen. Erst 1896 wurde per Gesetz die Abhängigkeit durch das Lehen abgeschafft.