Blick von der Lehwiese aufs Gerberviertel. So soll der Sprengel aussehen, wenn die neuen Mauern stehen. Foto: (Fotomontage) RP Freiburg

Stadt und Land investieren in Hochwasserschutz. Halb Schiltach wird bis Herbst zur Baustelle.

Schiltach - Halb Schiltach wird bis Herbst zur Baustelle, aber die Einwohner können sich freuen: Die gesamte Stadt bekommt einen besseren Hochwasserschutz. Jetzt gehen die Arbeiten los.

Am Montag richtete die Firma BTS die Baustelle am Ende des Gerberviertels ein. Gestern erfolgte der symbolische Start des Großprojekts. Rund drei Millionen Euro investieren das Land Baden-Württemberg und die Stadt, um Schiltach vor Überschwemmungen zu schützen. Rund zwei Drittel davon bezahlt das Land.

Zum Auftakt trafen sich gestern Vertreter von Rathaus, Regierungspräsidium Freiburg, Planungsbüro Breinlinger Ingenieure in Tuttlingen und Bauunternehmen am Ende der Gerberstraße, dem neuralgischen Punkt in doppelter Hinsicht: Das Viertel liegt am tiefsten Punkt der Stadt, in Steinwurfnähe fließen Schiltach und Kinzig zusammen. Entsprechend gefährdet ist der geschichtsträchtige Sprengel mit seinen alten Fachwerkhäusern und der Schüttesäge mit dem gleichnamigen Museum. Im Winter 1990 suchte zuletzt ein verheerendes Hochwasser das Gerberviertel heim.

Tröstlich für die Zukunft: Der neue Schutzkonzept hätte den damaligen Fluten standgehalten, mehr noch: Laut Stefan Martin von der RP-Außenstelle in Offenburg – dort ist das zuständige Referat für Hochwasserschutz angesiedelt – ist Schiltach ab Herbst gewappnet für ein so genanntes "100-jährliches Hochwasser". Das ist ein rechnerischer Wert, mit dem Laien wenig anfangen können.

Zum Vergleich: Am Gerberviertel kann der Pegel der Kinzig künftig um vier Meter steigen, und das Viertel wäre immer noch trocken. Außerdem planten die Ingenieure einen "Klimazuschlag" ein. Da davon auszugehen sei, dass Unwetter heftiger werden, werden Mauern und Dämme noch einmal um 50 Zentimeter bis einen Meter höher gezogen. Für Bürgermeister Thomas Haas war es gestern ein guter Tag. Rund sieben Jahre lang habe es gedauert, das Projekt auf die Beine zu stellen. Bisweilen werde das Thema Hochwasserschutz zwar belächelt. Die Ereignisse in Schenkenzell vor rund drei Wochen hätten aber gezeigt, dass "die Welt innerhalb weniger Minuten völlig anders aussehen" könne. Schiltach erhalte Schutz vor einem 100-jährlichem Hochwasser, "das hoffentlich trotzdem nie kommt".

Für Stefan Martin ist Schiltach eine "interessante Baustelle", alleine schon wegen der vielen beteiligten Partner: Land, Stadt und Bürger. Aber bislang verlaufe alles "in gutem Einvernehmen". Laut Bauleiter Bernhard Hipp dauert der erste Bauabschnitt von der Gerbergasse 12 bis 14 bis Ende Juni. Für 920 000 Euro wird die alte Schutzmauer abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Fensteröffnungen werden künftig durch mobile Schutzwände gesichert, die im Notfall eingesetzt werden. "So viel Zeit hat man dann noch", so Martin.

Im Juli beginnen dann die Arbeiten am Bach, abgestimmt auf die Schonzeit für Fische und Brutvögel. Alfred Winski ist der ökologische Baubegleiter. Insgesamt zehn Bauabschnitte sind vorgesehen, bis hinauf zu den Sportplätzen. Mauern werden erhöht, Dämme zu Deichen ausgebaut. Bis Oktober soll alles fertig sein. Wenn weitere Zuschüsse fließen, soll 2016 der Hochwasserschutz entlang der Schiltach von der Mündung in die Kinzig bis hinauf zum Bauhof umgesetzt werden. BTS-Chef Frank Groß dankte für den Großauftrag und stellt sich auf eine anspruchsvolle Baustelle ein: Tiefbau, Betonbau, Dämme – da sei alles dabei. "Aber das bringen wir hin", so Groß.