Wo geht’s lang? Die Weiterentwicklung des Flößerpfads, ein Naturpark-Projekt, liegt den Schiltachern am Herzen.Foto: Flößerpfad Foto: Schwarzwälder Bote

Tourismus: Gremium berät über künftige Entwicklung des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord

Die Stadt Schiltach ist Mitgliedskommune des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord – und damit aufgerufen, sich an dessen künftiger Entwicklung zu beteiligen. Der Gemeinderat hat dafür nun Ideen gesammelt.

Schiltach. Der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord besteht aus 106 Mitgliedskommunen (siehe Infokasten) und feiert dieses Jahr sein 20-jähriges Bestehen – "auch wenn das sicherlich etwas anders geplant war", sagte Christian Jäckels, Tourismusmanager der Stadt Schiltach, mit Blick auf die wegen Corona abgesagten Veranstaltungen.

Die Verantwortlichen indes blickten bereits ins Jahr 2030 und arbeiteten an einem Konzept für die kommenden zehn Jahre, führte Jäckels aus. "Welche Ziele sollte sich der Naturpark setzen? Welche Projektideen gibt es?" – Fragen wie diese sollten dafür gemeinsam mit Mitgliedern, Gemeinderäten, Partnern, ehrenamtlichen Akteuren und Interessierten beantwortet werden. Den Kommunen sei deshalb ein Fragebogen zugegangen, die der Schiltacher Tourismusausschuss bereits beantwortet hatte und im Gemeinderat nun zur Diskussion stellte.

Dabei ging es unter anderem um Themen, die in den kommenden zehn Jahre weniger, gleichbleibend oder besonders wichtig werden. Der Tourismusausschuss wertete dabei die Punkte "Umweltbildung", "Klimawandel, -schutz, und -anpassung" sowie "regionale Produkte, Regionalvermarktung" als besonders wichtig. Gleichbleibend wichtige Aufgaben für den Naturpark waren aus seiner Sicht "Naturschutz und Landschaftspflege", "nachhaltige Regionalentwicklung", "nachhaltiger Tourismus, Erholung, Freizeit", "Öffentlichkeitsarbeit und digitale Präsenz"; als weniger wichtig sahen die Ausschussmitglieder die Sichtbarkeit des Naturparks, etwa mit Fahnen oder "Augenblick"-Schildern, sowie Barrierefreiheit an.

Den Naturpark sah der Tourismusausschuss vor allem in den Rollen als "Förderinstrument" und "Touristische Destination". Während für Thomas Kipp "soweit alles okay" ist, fragte Michael Götz bei der Anregung nach Verbesserungen kritisch nach, ob der Naturpark es unterstütze, dass mit Blick auf Nachhaltigkeit nicht überall Neues geschaffen werden, sondern was vorhanden ist, erhalten, gefördert und unterhalten werden sollte. Ulrich Kohler dagegen wünschte sich "mehr Anziehungspunkte wie etwa Aussichtstürme und Einkehrmöglichkeiten. "Das sind Gegenpole, die es aber auch geben darf", sagte Jäckels mit Blick auf die Äußerungen.

Als konkrete Punkte wünschte sich der Ausschuss die Weiterentwicklung des Flößerpfads und das Schaffen von Anziehungspunkten für Familien genannt. Armin Zwick befürwortete außerdem den Aufbau eines E-Bike-Verleihnetzwerks im Naturpark sowie die Unterstützung beim Ausbau von Camping- und Stellplatzinfrastruktur. Jäckels bezeichnete die Vorschläge allesamt als "gelungen und nennenswert". In Sachen Flößerpfad sehe der Naturpark "noch Ausbaumöglichkeiten", freute sich Jäckels, ein Förderantrag laufe derzeit. In Sachen E-Bike-Verleih ist noch einiges möglich: "Da ist der ganze Schwarzwald noch schlecht aufgestellt", so Jäckels Einschätzung.

Nachhaltiger Tourismus

Insgesamt stieß die Vorauswahl des Tourismusausschusses auf das Wohlwollen des gesamten Rats. Bei der Gewichtung der Themen schlug Bürgermeister Thomas Haas allerdings vor, auch den nachhaltigen Tourismus in die oberste Prioritätenstufe zu heben. Große Tourismusströme, wie sie angesichts der aktuellen Lage mancherorts zu sehen seien, "sollten einigermaßen nachhaltig gelenkt werden", betonte er. Zwar seien auch Naturschutz und Landschaftspflege wichtige Punkte. Dort aber "kann man viel über Landesprogramme machen", sagte Haas, der den Naturpark eingangs als "wichtiges Instrument zur Förderung des Tourismus" bezeichnete.

Ratsmitglied Axel Rombach regte an, dass "der Naturpark noch deutlicher machen könnte, was er eigentlich alles macht"; gerade weil "wir ganz am Rande des Naturparks liegen". "Wir liegen nicht am Rande, wir sind ein Portal", hob Haas die Aussage mit einem Augenzwinkern ins Positive. Inge Wolber-Berthold wollte das Angebot für Kinder und Jugendliche ausgeweitet haben, Michael Buzzi regte Karten speziell für E-Bike-Fahrer an.

Michael Pflüger berichtete von der im Hochschwarzwald gültigen "Schwarzwaldcard", die Touristen "wahnsinnig viele Features" biete – darunter freie Eintritte für viele Attraktionen der Region. An diesem Thema sei der STK (Schwarzwald Tourismus Kinzigtal), dem Schiltach ebenfalls angehört, dran, erklärte Haas. Für den deutlich größeren Naturpark wäre eine solche Karte "ein Mammutprojekt". Damit ein solches Angebot Sinn mache, "braucht es Zugpferde, die auch zu vertretbaren Konditionen mitmachen", erklärte Haas die Schwierigkeit. Zu diesem Schluss ist offenbar auch der STK gekommen: Eine Umfrage habe ergeben, dass die Einführung einer Karte "derzeit wirtschaftlich keinen Sinn macht", räumte Jäckels ein – auch wenn das Projekt nicht gänzlich ad acta gelegt worden sei.

Der Naturpark wiederum lädt Gemeinderäte der Mitgliederkommunen am 22. September zu einem Ideenworkshop nach Sasbachwalden ein – bis zu drei aus Schiltach dürfen teilnehmen. Michael Pflüger und Lehengerichts Ortsvorsteher Thomas Kipp erklärten sich sofort dazu bereit.

Organisiert ist der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord als Verein. Mitglieder sind nach eigenen Angaben die im Naturpark gelegenen 106 Gemeinden und Städte, die sieben Land- und zwei Stadtkreise sowie die wichtigsten Verbände der Region. Diese Akteure bilden durch ihre Mitgliedschaft im Naturparkverein einen "runden Tisch" für die verschiedenen Interessen im Naturpark-Gebiet. Den Vorsitz des Naturpark-Vereins führt Klaus Mack, Bürgermeister von Bad Wildbad. Die Naturpark-Geschäftsstelle befindet sich im Haus des Gastes in Bühlertal.