In der Hauptstraße 40 (Mitte) werden im Zuge der Sanierung an der Rückseite Balkone erstellt. Foto: Otto

Es ist oft ein Spagat: Zum einen unterliegt die historische Innenstadt in Rottweil hohen Denkmalschutzauflagen, zum anderen will man auch im Herzen der Stadt attraktiven Wohnraum bieten. Jetzt stehen neue Projekte an.

Rottweil - Die geplanten Umbauten in jeweils exponierter Lage – am Friedrichsplatz 15 und in der Hauptstraße 40 – stießen bei der Verwaltung und bei den Stadträten in der jüngsten Bauausschusssitzung auf großes Wohlwollen.

"Wir begrüßen das. Die Projekte sorgen nicht nur für modernen Wohnraum, sondern auch für eine optische und energetische Aufwertung", so Noch-OB Ralf Broß in der Sitzung.

Schandfleck auf der Rückseite wird saniert

Die Baumaßnahme am Friedrichsplatz 15 wird sich vor allem im rückwärtigen Teil, zur Schulgasse hin, deutlich auswirken. Der Innenhof mit einem brachliegenden kleinen Nebengebäude gehört nicht gerade zu den Glanzstücken in der Stadt.

Nun steht eine Komplettsanierung an, wie Thomas Stotz, Abteilungsleiter Bauordnung und Denkmalschutz, informierte. Das Wohn- und Geschäftsgebäude am Friedrichsplatz 15 stelle ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung nach Paragraf 12 Denkmalschutzgesetzt dar. Gebaut wurde es laut Stotz vermutlich um das Jahr 1350. Im Erdgeschoss ist ein Gemüsehändler beheimatet, früher war dort eine Bäckerei.

Balkone in Hauptstraße

In dem schmalen viergeschossigen Satteldachbau gibt es aktuell pro Obergeschoss eine Wohneinheit. Mit dem Umbau soll eine neue Aufteilung geschaffen werden: In den Obergeschossen finden je zwei Wohneinheiten Platz, im Dachgeschoss eine weitere Maisonette-Wohnung.

Das rückwärtige Nebengebäude an der Schulgasse soll ebenfalls saniert werden. Dort soll dann die achte Wohneinheit Platz finden. Dazwischen werden Fahrradstellplätze geschaffen.

In der Hauptstraße 40 wird sich ebenfalls vor allem an der Rückseite viel tun. Das Gebäude ist ein Kulturdenkmal nach Paragraf zwei Denkmalschutzgesetz und ist laut Stotz wohl im 16. Jahrhundert entstanden. Auf der Rückseite schließt ein kleiner Innenhof zur Kapellenkirche hin an.

Barrierefreie Anbindung

Mit der Sanierung ist geplant, einen selbststehenden Balkon in Stahlkonstruktion vom ersten bis dritten Obergeschoss zu ergänzen, um die Attraktivität und Qualität der Wohneinheiten zu erhöhen. Zudem soll eine freistehende Liftanlage mit Plattformhebebühne die barrierefreie Anbindung der Obergeschosse sicherstellen. Die bislang unverputzte Südfassade in Massiv- und Fachwerkbauweise erhält einen Grund- und Feinputz. Auf der Vorderseite wird der Putz überarbeitet und ein neuer Farbanstrich aufgebracht. Alle Fenster werden gegen neue Holzfenster mit Wärmeschutzverglasung ausgetauscht. Das Dach erhält eine energetische Sanierung.

Stadtrat Jürgen Mehl (SPD+FFR) freute sich, dass mit den Planungen Wohnraum geschaffen und so der Innenstadt wieder Leben eingehaucht wird. Er hakte wegen möglicher Sprossenfenster, die auf alten Aufnahmen zu sehen sind, nach. Dies habe man im Auge, so Stotz.

Ida Hugger (Grüne) begrüßte die Vorhaben ebenso, befürchtet aber, dass die kleineren Wohneinheiten am Friedrichsplatz als kurzfristige Unterkünfte, womöglich sogar als Feriendomizil, vermietet werden könnten. Dafür müsste es dann eine Nutzungsänderung geben, erklärte OB Broß. Es sei eine dauerhafte Nutzung vorgesehen. Beiden Projekten stimmte der Ausschuss einstimmig zu.