Herr Taschenbier macht sich auch ohne das Sams schöne Tage. Quelle: Unbekannt

Sie ist eine großartige Hommage ans Kindsein – die Inszenierung von "Eine Woche voller Samstage" des Rottweiler Zimmertheaters.

Rottweil - Es ist vorlaut, frech, verbreitet jede Menge Chaos, reimt für sein Leben gern, und hat mittlerweile Generationen von Kindern und Erwachsenen begeistert: das Sams. Der Kinderbuchklassiker von Paul Maar stammt aus dem Jahr 1973 und fasziniert seither Generationen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich zur Premiere der "Woche voller Samstage" in der Rottweiler Stallhalle nicht nur viele kleine Sams-Fans eingefunden hatten, sondern auch Erwachsene, ganz ohne Kinder, die Reihen füllten, und nicht minder begeistert waren.

Es ist vergleichbar mit Pippi Langstrumpf

Das Sams ist ein Phänomen, ähnlich wie Pippi Langstrumpf. Es ist so ganz und gar nicht wohlerzogen und bringt manchen Erwachsenen an den Rand der Verzweiflung – und dennoch, oder vielleicht auch gerade deswegen, ist es so beliebt. Denn wer möchte nicht mal aus dem Hamsterrad des Alltags ausbrechen und gemeinsam mit dem Sams eine Woche lang Abenteuer um Abenteuer bestreiten – einfach mal wieder so richtig Kind sein. Das Ensemble des Zimmertheaters um Regisseurin Deborah König darf das, und tut es mit Begeisterung, Leidenschaft und großer Spielfreude. Und der Funken der Begeisterung springt bereits in der ersten Szene auf das Publikum über. Vor allem die kleinen Besucher sind gleich mittendrin in der Geschichte und kommentieren aus den Zuschauerrängen lautstark mit, denn schließlich kann es ja nicht angehen, dass Frau Rotkohl, die Vermieterin von Herrn Taschenbier, diesen permanent, und vor allem immer samstags, wegen der Mittagsruhe drangsaliert.

Doch mit der ist es endgültig vorbei, als das Sams, vorzüglich gespielt von Mailin Klinger, in Taschenbiers Alltag plumpst, gute Laune verbreitet und so manchen Wunsch erfüllt. Da fehlen sogar Frau Rotkohl manchmal die Worte. Mit Regine Gebhardt ist die Rolle der Frau Rotkohl optimal besetzt. Blitzschnell muss sie aber hinter dem Vorhang in andere Kostüme schlüpfen und dann in Windeseile als Kaufhausdirektor, Lehrerin, Schnee und mehr auf der Bühne stehen. Maike Jebens verkörpert den verängstigten und scheuen Herrn Taschenbier in seinem wohlgeordneten Leben. Am Sonntag scheint die Sonne, am Montag kommt Herr Mohn, ... und am Freitag macht Herr Taschenbier frei. "Was der Samstag wohl bringen mag?", sinniert er vor sich hin, als plötzlich das Sams in seiner roten Fellweste, dem Wuschelkopf und den Wunschpunkten auftaucht und sein Leben gehörig auf den Kopf stellt.

Das Sams stellt alles auf den Kopf

Es stiftet Unruhe im Kaufhaus, im Büro und in der Schule. Und zwischen dem so ungleichen Paar Taschenbier und Sams entwickelt sich eine wunderbare Freundschaft. Aber nicht nur das: Großes Thema ist auch das Anderssein in der konventionellen Welt. Auch wenn die Schüler, gespielt von Maike Jebens und Finn Bank, lästern und mit dem Finger auf das so anders aussehende Wesen zeigen, das weder Mädchen noch Junge ist, lässt sich das Sams nicht unterkriegen, sondern fasziniert letztlich auch sie mit seiner gewinnenden Art. Nach einer Stunde und 15 Minuten möchte man noch so viel mehr erleben mit dem Sams und weiter eintauchen in diese wunderbare Kinderwelt, in die das Zimmertheater noch bis zum Jahresende – immer sonntags – außer an Silvester, da wird samstags gespielt – in die Stallhalle einlädt. Für die Dramaturgie des Stücks zeichnet sich Bettina Schültke verantwortlich, für die Kostüme und das Bühnenbild Anja Kreher.

Karten für die Aufführungen gibt es im Vorverkauf beim Zimmertheater direkt unter Telefon 0741/8990, per Email info@zimmertheater-rottweil.de, oder in der Tourist-Information und bei der Buchhandlung Klein.