Zebrastreifen werden nicht immer von Autofahrern wahrgenommen. Das ist nicht nur hochgefährlich, sondern auch teuer. Foto: SB-Archiv

Unfall mit Schülerin wirft Fragen auf. In Gemeinden ein Dauerthema. Eltern gefordert.

Kreis Rottweil - Der schreckliche Unfall in Dunningen, bei dem ein Kind auf dem Zebrastreifen überfahren wurde, hat viele Eltern aufgeschreckt: Wie sicher ist mein Kind auf dem Schulweg? Das Thema ist komplex. Grundsätzlich gilt: Aufmerksamkeit ist das oberste Gebot.

Es ist der Alptraum aller Eltern: Das Kind macht sich wie jeden Morgen auf den Weg zur Schule oder Haltestelle, und da passiert es. Ein Unfall. In Lackendorf wurde Ende November ein achtjähriges Kind von einem Auto erfasst und schwer verletzt – jetzt passierte es es in Dunningen direkt auf dem Zebrastreifen. Ein Autofahrer erfasste die Zehnjährige ungebremst und verletzte sie lebensgefährlich.

Hat ein Zebrastreifen nur "Alibi-Funktion", wie Dunningens Bürgermeister Gerhard Winkler angesichts des Unfalls monierte? Fakt ist: In der Unfallstatistik der Polizei für den Kreis Rottweil sind 2010 sieben Unfälle mit Fußgängern an Zebrastreifen vermerkt, nur vier an Querungshilfen – also Mittelinseln zum Überqueren der Fahrbahn. Im Vorjahr waren es an Zebrastreifen sechs Unfälle, an Querungshilfen einer. "Im Gegensatz zum Zebrastreifen ist hier die Aufmerksamkeit beider Seiten höher", sagt Artur Rieger von der Polizei in Rottweil. Der Fußgänger hat keine Bevorrechtigung und muss genauer schauen, der Autofahrer nimmt die Querungshilfe besser wahr.

Doch die Forderung vieler Eltern nach derartigen Verbesserungen an neuralgischen Punkten scheitert allzu oft an den Vorschriften der Straßenverkehrsbehörde. Darin ist genau festgelegt, unter welchen Voraussetzungen an welcher Stelle Überwege oder Ampeln eingerichtet werden dürfen.

Verbesserung der unübersichtlichen Situation an Bushaltestelle

In Horgen haben Eltern jüngst Unterschriften für eine Verbesserung der unübersichtlichen Situation an der Bushaltestelle gesammelt. Die Gemeinde Eschbronn versucht schon seit Jahren – bislang erfolglos – für die Ortsmitte in beiden Teilorten einen Fußgängerüberweg zu bekommen. Für eine Querungshilfe sind die Anforderungen vielerorts ebenfalls nicht zu schaffen. 2,20 Meter Breite werden zusätzlich zu den Fahrbahnen benötigt.

Doch welche Art von Überweg auch immer – "letztlich kommt es darauf an, wie Fußgänger und Autofahrer sich verhalten", so Ulrich Fischer, Sprecher der Polizeidirektion Rottweil. Unaufmerksamkeit sei das größte Problem. "Wir müssen uns da alle an die eigene Nase fassen", mahnt Fischer. Der Autofahrer müsse gerade an Zebrastreifen vorsichtig und umsichtig sein. Der Fußgänger wiederum muss sich erkennbar an die Straße stellen, sich bemerkbar machen und warten, bis der Verkehr steht. "Und der Autofahrer hat keine Entscheidungsfreiheit – er muss halten", so Fischer. Schon wer "nicht mit mäßiger Geschwindigkeit heranfährt", kann mit 80 Euro Strafe und vier Punkten rechnen. Kommt es zum Unfall, sind es 120 Euro und Punkte. Kommt jemand zu Schaden, ist dies fahrlässige Körperverletzung.

Der Vorsitzende der Kreisverkehrswacht, Manfred Rathgeb, fordert Eltern dazu auf, aktiv an der Verkehrserziehung mitzuarbeiten. "Man darf nicht nur fordern", sagt er. Bei den Seminaren der Verkehrswacht vor Ort sei das Interesse der Eltern nicht immer erkennbar.

"Wir können nur die Grundzüge vermitteln, bei den Eltern liegt die Umsetzung", betont er. Dazu gehört nicht nur, zu Schulbeginn mit den Kindern einmal den Schulweg abzugehen, sondern immer wieder Verhaltensregeln zu üben. Kinder entwickeln laut Rathgeb gerade auf Zebrastreifen schnell eine "Pseudo-Sicherheit" nach dem Motto "hier kann mir schon nichts passieren". Dass diese Sicherheit trügerisch ist zeigt sich immer wieder – auf tragische Weise.

u als Fußgänger sichtbar an die Straße stellen, bemerkbar machen und warten, bis der Verkehr steht

u nicht rennen, sondern beim Überqueren aufmerksam sein

u Fahrradfahrer müssen absteigen, um den Zebrastreifen zu nutzen

u Autofahrer müssen umsichtig und mit mäßiger Geschwindigkeit heranfahren und grundsätzlich halten, wenn ein Fußgänger dasteht

u Eltern sollten die Verhaltensregeln immer wieder mit ihren Kindern üben

u Kinder rechtzeitig auf den Schulweg schicken und in der dunklen Jahreszeit mit reflektierender Kleidung ausstatten

u Zebrastreifen müssen ausreichend markiert und gut beleuchtet sein