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Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Fallzahlen im Kreis steigen / 900 Menschen wegen Laktoseintoleranz in ärztlicher Behandlung

Warme Milch mit Schokolade oder Plätzchen – immer mehr Menschen im Landkreis Rottweil verzichten auf solche Genüsse. Der Grund: Nahrungsmittelunverträglichkeit.

Kreis Rottweil. Bei Laktoseintoleranz, also der Unverträglichkeit von Milch und Milchprodukten, gab es laut AOK Schwarzwald-Baar-Heuberg in den vergangenen fünf Jahren eine Steigerung von acht Prozent pro Jahr. Dies geht aus einer Auswertung von Diagnosedaten der AOK-Versicherten im Landkreis hervor.

Im vergangenen Jahr waren deswegen fast 900 Menschen in ärztlicher Behandlung, 70 Prozent davon Frauen, heißt es in der Mitteilung. "Den Anstieg der Fallzahlen kann man zum Teil darauf zurückführen, dass Betroffene, aber auch Ärzte sensibler für das Thema Nahrungsmittelunverträglichkeiten geworden sind", erklärt Heidrun Zeller-Thorn, Ernährungsexpertin bei der AOK Schwarzwald-Baar-Heuberg. Daher werden Erkrankungen inzwischen schneller erkannt.

Verschiedene Beschwerden

"Anzeichen für Laktoseintoleranz sind unter anderem ein aufgeblähter Bauch, Völlegefühl, Unterbauchschmerzen, Durchfall bis hin zu Übelkeit und Erbrechen und manchmal auch Verstopfung", so die Ernährungsexpertin. "Die Beschwerden treten auf, kurz nachdem man Milch oder Milchprodukte zu sich genommen hat." Welche Laktosemenge Beschwerden auslösen kann, sei von Person zu Person unterschiedlich und müsse individuell ausprobiert werden. Eine Laktoseintoleranz könne nicht geheilt werden. "Wenn man seine Ernährung anpasst, kann man beschwerdefrei leben. Wichtig ist aber, ausreichend Kalzium zu sich zu nehmen". Dies sei beispielsweise mit laktosefreier Milch möglich.

Glutenunverträglichkeit

Als weitere Nahrungsmittelunverträglichkeit wird Zöliakie, also die Unverträglichkeit von Gluten, aufgeführt. Gluten ist laut AOK ein Eiweiß, das in vielen Getreidesorten vorkommt, beispielsweise in Weizen, Dinkel und Roggen. Von dieser Erkrankung seienweniger Menschen betroffen als von Laktoseintoleranz, allerdings würden die Fallzahlen auch hier ansteigen. Im Landkreis Rottweil waren im Jahr 2016 insgesamt 88 AOK-Versicherte wegen Zöliakie in Behandlung. Fünf Jahre zuvor waren es 53 Personen.

Je nach Alter könnten die Symptome sehr unterschiedlich sein. "Kleine Kinder bekommen oft einen aufgeblähten Bauch und Durchfall, wenn sie zum ersten Mal Getreideprodukte essen", sagt Zeller-Thorn. Bei älteren Kindern und Erwachsenen seien die Beschwerden schwächer ausgeprägt und gleichzeitig vielfältiger. Bei ihnen können mitunter Durchfall, starke Erschöpfung, eine verminderte Knochendichte und Eisenmangel, aber auch Depressionen, Unfruchtbarkeit oder Gelenkschmerzen auf eine Zöliakie hinweisen, teilt die AOK mit.

Die Glutenunverträglichkeit bestehe in der Regel lebenslang. "Mit einer glutenfreien Ernährung kann mit die Zöliakie in den Griff bekommen und beschwerdefrei leben", so die AOK-Expertin.