Bildung: Mechatroniker-Klasse soll in Schramberg ermöglicht werden / Stärkster Wirtschaftsstandort

Der Kreis startet einen neuen Versuch, den Ausbildungsberuf Mechatroniker an der Berufsschule Sulgen einzurichten.

Schramberg-Sulgen/Rottweil. In ihrer Sitzung am 2. November hatten die Kreisräte beschlossen, den Antrag zur Einrichtung des Ausbildungsberufs Mechatroniker zum Schuljahr 2021/22 wieder aufzunehmen und an den Beruflichen Schulen Schramberg anzusiedeln (wir berichteten).

Denn die Zahlen sprechen für sich: 192 Auszubildende befinden sich 2020 im ersten Lehrjahr für den Ausbildungsberuf Mechatroniker. 70 Prozent davon bilden Betriebe der Raumschaft Schramberg aus.

Die Zahlen folgen dem Trend bei der Berufswahl vom klassischen Mechaniker oder Werkzeugmacher zum Mechatroniker, dessen Ausbildung auch Anteile aus Maschinenbau sowie Elektro- und Informationstechnik enthält. Obwohl die Auszubildenden aus dem Raum Schramberg die große Mehrheit stellen, müssen sie weite Wege in die Berufsschule in Kauf nehmen.

"Diese Schüler werden außerhalb des Kreises (größtenteils Villingen-Schwenningen und Tuttlingen, aber auch Freudenstadt und Zollernalbkreis) beschult", formuliert der Antragstext des Kreistags. Der Antrag erklärt auch, warum die Abgabe von Schülern an den Landkreis Rottweil trotz vieler Vorstöße für das Regierungspräsidium Freiburg nicht zur Disposition stand: "Die Landkreise Tuttlingen und Schwarzwald-Baar sind hier nicht zu Kompromissen bereit."

Bewegung in die Sache brachte im Dezember 2019 ein Schreiben mit Unterschriftenliste des "Schramberger Industrietreffs" (ein Runde der Schramberger Firmenchefs) an die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, das eine Mechatroniker-Klasse im Kreis Rottweil forderte.

"Die Industrie hat es verdient, dass ihre Azubis ortsnah beschult werden", verlangte Kreis- und Stadtrat Clemens Maurer (CDU), einer der Mitunterzeichner. Die IHK erhob daraufhin die neuen Ausbildungszahlen, die klar für die Beruflichen Schulen Schramberg sprachen.

Am 17. September hatte sich auch der Verwaltungsausschuss des Schramberger Gemeinderats mit dem Thema befasst. Frank Kuner (Aktive Bürger) hatte kritisiert, dass es keine Ausbildungsklasse für Mechatroniker in Sulgen gebe und die Auszubildenden weit fahren müssten.

Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr sah die Zuständigkeit bei der IHK, die sich mit den Kreisen abspreche: "Man muss weiter Druck machen." Die Landräte müssten sich einigen, meinte Thomas Brantner (CDU). "Villingen-Schwenningen und Tuttlingen wollen nichts abgeben, dabei ist Schramberg der stärkste Wirtschaftsstandort. Das Ganze ist ein Unding", stellte Brantner schon damals fest.

Dabei wären bei den Beruflichen Schulen Schramberg schon seit Längerem alle Voraussetzungen für eine Mechatroniker-Klasse gegeben: "Wir erfüllen mit der Industrie 4.0-Anlage und der weiteren elektronischen Ausstattung die technischen und räumlichen Voraussetzungen für eine Beschulung der Mechatroniker", erklärte Schulleiter Axel Rombach im Antrag vom 8. September an den Kreis "zur Einrichtung des Berufsbilds Mechatroniker" bei den Beruflichen Schulen Schramberg. Dort bereiten sich die Schüler bereits heute schon in der "Lernfabrik 4.0" auf die Anforderungen der Digitalisierung in den Betrieben vor.