Der Schauplatz der Bluttat: In diesem Haus wurden die tödlichen Schüsse abgefeuert. Foto: kamera24.tv

Ermittlungen zum tödlichen Nachbarschaftsstreit Mitte Juli abgeschlossen. Acht Schüsse auf Opfer abgegeben.

Kreis Rottweil - Mit acht Schüssen hat er seinen Nachbarn niedergestreckt, dessen Leben ausgelöscht. Die Tat in dem Wellendinger Ortsteil Wilflingen geschah Mitte Juli und setzte das Dorf unter Schock. Jetzt wird gegen den 38-jährigen Täter Anklage erhoben. Wegen Totschlags.

Die Staatsanwaltschaft Rottweil hat gegen den 38-jährigen Mann Anklage wegen Totschlags bei der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Rottweil erhoben. Dem Angeschuldigten wird demnach vorgeworfen, am späten Nachmittag des 15. Juli in Wilflingen seinen Nachbarn, den 43-jährigen Hanspeter Wilhelm, nach einer vorangegangenen Auseinandersetzung mit insgesamt acht Schüssen getötet zu haben.

Nach unserer Recherchen hat die junge Frau des Getöteten, mit dem gemeinsamen Baby auf dem Arm, einen Teil der Tat mitansehen müssen.

Nach den Ermittlungen ist davon auszugehen, dass es zwischen dem jetzt Angeschuldigten und dem Getöteten bereits seit dessen Einzug in die an das Haus des Angeschuldigten angrenzende Doppelhaushälfte im Jahr 2011 zu Nachbarschaftsstreitigkeiten kam. Diese hatten auch bereits zu zivilgerichtlichen Verfahren und gegenseitigen Strafanzeigen geführt.

Wie unsere Zeitung aus dem Umfeld des Opfers erfuhr, soll der türkische Nachbar den nun Getöteten zweimal mit dem Auto bedroht haben. Einmal soll er ihn sogar angefahren haben. Nachbarn berichteten, dass der Streit zwischen den beiden ein Dauerzustand gewesen sei. So hatte es niemanden gewundert, dass es am Tag der Tat, gegen 18 Uhr, wieder einmal laut geworden sei.

Zwischen den Beteiligten kam es wiederum zu einem verbalen Schlagabtausch. Der Angeschuldigte, der als Sportschütze legal im Besitz einer Pistole war, begab sich daraufhin bewaffnet zu seinem Nachbarn, der an der Hinterseite seines Anwesens arbeitete. Noch außerhalb des Hauses soll der Angeschuldigte nach dem bisherigen Ermittlungsstand zwei Schüsse auf den Nachbarn abgegeben haben. Dieser konnte noch in sein Haus flüchten. Der Angeschuldigte verfolgte ihn jedoch in das Gebäude und gab dort die restlichen Schüsse ab. Das Opfer starb unmittelbar danach an den Verletzungen.

In dem von der Polizeidirektion Rottweil geführten Ermittlungsverfahren wurden zahlreiche Zeugen vernommen. Neben unmittelbaren Tatzeugen wurden insbesondere auch Zeugen gehört, die Angaben zu der Persönlichkeit des Angeschuldigten und des Getöteten machen konnten. Von der Staatsanwaltschaft Rottweil wurde darüber hinaus ein Sachverständigengutachten zur Frage der Schuldfähigkeit des Angeschuldigten in Auftrag gegeben.

Auf der Facebook-Seite des Schwarzwälder Boten Rottweil hatte die Tat zu heftigen Diskussionen und Vorverurteilungen geführt. Auch jetzt herrscht wieder Aufregung in dem sozialen Netzwerk. Die Tatsache, dass die Anklage auf Totschlag lautet, sorgt für Unverständnis. So schreibt ein Nutzer: "Totschlag? Das war ja wohl ganz klar Mord."