Vereinsmitglieder, Sponsoren, Vertreter der Römerschule, der Stadt und des Landratsamtes sind für die gute Sache bestens vernetzt und hoffen, dass das Präventionsprojekt "Standpunkte" viel bewegen wird. Fotos: Zelenjuk Foto: Schwarzwälder-Bote

Prävention: Verein "Frauen helfen Frauen + Auswege" startet Projekt mit Ausstellung an der Römerschule

Kinder in ihrer Wahrnehmung zu stärken, sie zu ermutigen und mit einem ernsten Thema spielerisch vertraut zu machen: Das sind die Ziele des Präventionsprojektes "Standpunkte".

Rottweil. Der Verein "Frauen helfen Frauen + Auswege" hat das Projekt für Kinder im Grundschulalter konzipiert und entwickelt. Sexueller Missbrauch steht im Fokus – es ist kein einfaches Thema. Doch statistische Daten zeigten: Viele Kinder sind betroffen. Auch die Dunkelziffer sei hoch, halten es die Organisatorinnen für wichtig, auf das Thema aufmerksam zu machen und für die Problematik zu sensibilisieren.

Den Kern des Projekts bildet die Wanderausstellung "Standpunkte". Diese wurde am Montagabend in der Römerschule eröffnet. "Es war unser Traumprojekt. Wir sind ins kalte Wasser gesprungen und haben gehofft, dass Förderer unsere Idee als wichtig begreifen und uns unterstützen", blickte Vorstandsvorsitzende Petra Wagner zurück. Die Sponsoren hätten sich gefunden, die Ausstellung habe Schritt für Schritt auch inhaltlich konkrete Formen angenommen. "In diesem Projekt stecken viel Herzblut, Kreativität und Engagement von unseren Vereinsmitgliedern", betonte Wagner.

"Wir sind ins kalte Wasser gesprungen und haben gehofft, dass Förderer unsere Idee als wichtig begreifen"

Dass die Prävention beim Thema sexueller Missbrauch eine zentrale Rolle spielt, hat der Verein früh erkannt. Die Mitarbeiterinnen der Beratungsstellen wissen, dass es auch im Kreis Rottweil schlimme Fälle gibt. "Es ist wichtig, daran zu arbeiten, dass Taten verhindert werden", unterstrich Wagner. Seit 2012 hat der Verein deshalb sein Tätigkeitsfeld erweitert und im Rahmen von "Auswege" ein Angebot für Jungen, Mädchen und Jugendliche bei sexuellem Missbrauch aufgebaut. Anonym, vertraulich und fachlich kompetent erarbeiten die Sozialarbeiterinnen mit Betroffenen Lösungen, suchen nach Auswegen.

Mit dem Projekt "Standpunkte" möchte der Verein nun Grundschüler erreichen. Entstanden ist ein interaktiver Lernparcours mit mehreren Stationen und viel Begleitmaterial für Lehrer und Eltern. Mit hoher fachlicher Kompetenz hat die Macherin Annika Erath einzelne Bausteine entwickelt. Hier können die Kinder spielen, üben und einzelne Themen in Kleingruppen erarbeiten. Sie werden ermutigt, eigene Grenzen zu erkennen, ihre Meinung zu vertreten und Nein zu sagen. Sie lernen, eigenen Gefühlen zu trauen. Sie erfahren, wo und wann sie Hilfe holen können.

"Gerne haben wir für die Ausstellung unsere Türen geöffnet. Die Inhalte werden auch in den Unterricht integriert", versicherte Schulleiterin Sabine Weinmann. Vom Format der Mitmachausstellung waren auch Sozialdezernent Bernd Hamann und Oberbürgermeister Ralf Broß begeistert. "Es ist kein Konzept von der Stange, es ist speziell für Kinder im Grundschulalter entwickelt", lobte Broß. Er zeigte sich überzeugt, dass die Ausstellung gut ankommen wird, und versprach dem Verein auch künftig Unterstützung.

Die Wanderausstellung "Standpunkte" ist für die Klassen 2 bis 4 konzipiert und kann von Grundschulen im ganzen Landkreis gebucht werden. Die Ausstellung ist dann mehrere Wochen an einer Schule zu Gast. Zum Konzept gehören ein Elternabend und eine Fortbildung für die Lehrer. Außerdem stellt der Verein begleitendes Material und Arbeitsunterlagen für den Unterricht zur Verfügung.