Gute Stimmung herrscht beim Unternehmensfrühstück der Wirtschaftsförderung Schwarzwald-Baar-Heuberg in der Holzmanufaktur Rottweil. Foto: Wirtschaftsförderung Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaftsförderung: 120 Unternehmer sprechen in der Holzmanufaktur Rottweil über das Betriebsklima

Was hat ein Kuss mit einem guten Betriebsklima zu tun? Und wie kann ein Unternehmen Mitarbeiter halten? Solche Fragen haben 120 Unternehmer beim Unternehmensfrühstück der Wirtschaftsförderung in der Holzmanufaktur Rottweil erörtert.

Kreis Rottweil. "Das Unternehmensfrühstück ist eine Erfolgsgeschichte", begrüßte Jürgen Guse, Aufsichtsratsvorsitzender der regionalen Wirtschaftsförderung, die rund 120 Unternehmensvertreter aus den Kreisen Rottweil, Tuttlingen und Schwarzwald-Baar und darüber hinaus. Viele von ihnen waren zum ersten Mal zu der Veranstaltung gekommen, die an wechselnden Orten in der inzwischen 19. Auflage branchenübergreifend Unternehmen vernetzt.

Gelockt hatten sie am frühen Vormittag unterschiedliche Gründe, so die Mitteilung: die einen die Lust auf Kaffee, Frühstück und Gespräche, die anderen der Vortrag "Arbeitgeberattraktivität: Wie ziehe ich als Unternehmen die richtigen Bewerber an?". "Jetzt, wo es so schwierig ist, gute Leute zu finden, spricht uns das Thema natürlich besonders an", sagte ein Teilnehmer. Viele Gäste trieb auch die Neugier auf die Holzmanufaktur Rottweil als einen Tagungsort mit besonderem Charme.

Charme hatte auch die Moderation von Dorothee Eisenlohr, die seit einem Jahr als Geschäftsführerin die Geschicke der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Schwarzwald-Baar-Heuberg mbH lenkt. Geschickt bezog sie das Publikum ein und sorgte so für einen lebendigen Diskurs.

Petra Riesemann, Referentin für Marketing und Kommunikation an der Hochschule Furtwangen mit Zusatzqualifikation in Employer Branding, begann ihren Vortrag mit der Feststellung, dass der ehemalige Arbeitgeber- zu einem Arbeitnehmermarkt geworden sei: In vielen Branchen und Funktionen könnten sich Bewerber heute aussuchen, wo sie arbeiten wollen. Hinzu komme, dass die Digitalisierung Belegschaften vor große Herausforderungen stelle. Um sie zu meistern, müsse man bereit sein, sich weiterzuentwickeln. "Sie brauchen also Leute, die zu Ihnen passen, und die auch bleiben, wenn es mal schwierig wird", so ihr Zwischenfazit.

Um solche Leute zu finden und zu binden, könne die Bildung einer Arbeitgebermarke abseits der Produktmarken eines Unternehmens helfen. "In Ihrer Arbeitgebermarke steckt das, was Sie als Arbeitgeber ausmacht: die Art des Umgangs miteinander, die Werte, die Ihnen wichtig sind, die ganze Unternehmenskultur", erklärte Riesemann. Wichtig sei es, als Unternehmen authentisch zu bleiben; schließlich würde ein Bewerber spätestens als Mitarbeiter merken, wenn der erste gute Eindruck nur Fassade war und mit dem Alltag im Unternehmen nicht übereinstimme. Alle Mitarbeiter, aber zum Beispiel auch abgelehnte Bewerber, seien Multiplikatoren für das Unternehmen – gerade auch in den sozialen Medien.

"Bei uns arbeitet jeder erst mal drei Tage auf Probe", sagte Adelina Bytyci-Dodolli von der Geschäftsleitung der Holzmanufaktur. "Wir wollen Bewerbern und uns die Chance geben, herauszufinden, ob eine Zusammenarbeit das Richtige ist." Das ist nur eine der Maßnahmen, mit denen die Holzmanufaktur, kurz HoMa, eine möglichst ideale Passung von Mitarbeiter und Unternehmen sicherstellen will. "Zufriedene Mitarbeiter bleiben lange und bringen ihr Know-how nach Kräften ein. Das sichert unseren wirtschaftlichen Erfolg", so Bytyci-Dodolli.

Bei der Holzmanufaktur, deren Team seit ihrer Gründung 1988 durch Günther Seitz und Hermann Klos auf mehr als 100 Beschäftigte gewachsen ist, scheint die Arbeitszufriedenheit hoch zu sein: Kurz vor Ende der Veranstaltung standen spontan zwei Mitarbeiter auf und beteuerten, dass sie sich bei der HoMa komplett wohlfühlten. Beide hatten zuvor anderswo gearbeitet – in einem Konzern und selbstständig – und fühlten sich nun angekommen.

Was ein Kuss mit einem guten Betriebsklima zu tun hat, klärte sich dann auch noch auf: Einer der Teilnehmer, Tuttlingens Kreishandwerksmeister Armin Schumacher, war in seinem Bauunternehmen eines Tages von einem rumänischen Mitarbeiter umarmt und geküsst worden. "Zuerst war ich überrascht und wusste nicht genau, was das soll", äußerte Schumacher. "Doch dann war mir klar: Dieser Mitarbeiter fühlte sich in meinem Unternehmen wohl und wollte mir das zeigen." Und das, so das Fazit, bevor die Gruppe zu verschiedenen Betriebsführungen aufbrach, sei ja wirklich ziemlich schön.  Die Wirtschaftsförderung Schwarzwald-Baar-Heuberg mit Sitz in Villingen-Schwenningen wird von 24 Gesellschaftern, darunter Städte und Gemeinden, die drei Landkreise Rottweil, Tuttlingen und Schwarzwald-Baar-Kreis sowie der Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg, getragen. Eines ihrer Ziele ist es, zur branchenübergreifenden Vernetzung von Unternehmen in der Region beizutragen. Der nächste Wirtschaftstag findet am 6. November in St. Georgen statt.