Viele Berufstätige pendeln täglich mit dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln zu ihrem Arbeitsplatz. Foto: Gerten Foto: Schwarzwälder Bote

Statistik: Immer mehr Berufspendler im Landkreis Rottweil / Jeder Zehnte fährt länger als eine Stunde zum Arbeitsplatz

Die Arbeitsmarktlage im Landkreis ist gut, dem zufolge hat das Berufspendeln in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Nach aktuellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit für 2016 kamen 15 700 Menschen täglich von außerhalb zum Arbeiten in den Landkreis Rottweil.

Kreis Rottweil. 2008 waren es erst 12 600 Einpendler. Das entspricht einem Anstieg von ungefähr einem Viertel (24 Prozent). Umgekehrt pendeln 18 300 Personen von dort zu einem Arbeitsplatz außerhalb des Landkreises (2008: 15 100; + 22 Prozent). Größter Anziehungspunkt für Pendler sowohl von außerhalb als auch innerhalb des Landkreises ist Rottweil mit täglich 8 200 Einpendlern aus anderen Städten und Gemeinden sowohl innerhalb als auch außerhalb des Landkreises. In Rottweil hat sich die Zahl der Einpendler binnen acht Jahren um sechs Prozent erhöht.

Arbeitsweg belastet

Von den größeren Städten und Gemeinden hat Schramberg am meisten Einpendler im Verhältnis zur Einwohnerzahl. Dort kommen auf 100 Einwohner 34 Einpendler, in Rottweil auf 100 Einwohner 33 Einpendler. Aufgrund dieser zunehmenden beruflichen Mobilität hat die AOK eine Forsa-Umfrage in Baden-Württemberg in Auftrag gegeben. "Wir wollten wissen, wie lange die Menschen zur Arbeit unterwegs sind und welche Belastungen sich daraus ergeben", erklärt Hans-Joachim Pieronczyk, KundenCenter-Leiter der AOK in Rottweil. Für knapp ein Viertel (24 Prozent) beträgt die benötigte Zeit 30 Minuten bis eine Stunde und knapp jeder Zehnte (8 Prozent) hat sogar einen Arbeitsweg von über einer Stunde.

Transportmittel Nummer eins ist das Auto, das gut zwei Drittel der Pendler (67 Prozent) benutzen. Nur zwölf Prozent kommen mit dem öffentlichen Nahverkehr oder Regional- und Fernzug zur Arbeit. Die Pendelei geht nicht an jedem spurlos vorüber. 17 Prozent der Befragten geben an, dass sie sich durch ihren Arbeitsweg stark belastet fühlen, weitere 23 Prozent fühlen sich zumindest schwach belastet. Über ein Drittel fühlen sich durch den Zeitaufwand in ihrem Freizeitverhalten eingeschränkt oder beklagen, dass Familie und Freunde zu kurz kommen. Körperliche Beschwerden wie Nervosität, Herzrasen oder Schweißausbrüche – also typische Stresssymptome, führen sechs Prozent an. Immerhin drei Viertel der Befragten (73 Prozent) geben keine negativen Auswirkungen an, wenn es um ihren Arbeitsweg geht. "Wir wissen durch frühere Untersuchungen von uns, dass mit der Länge des Anfahrtsweges psychische Beschwerden wie Erschöpfung oder Niedergeschlagenheit zunehmen und es zu vermehrten Fehltagen kommt", so Pieronczyk.

Trainieren hilft

Aber: "Berufliche Mobilität hat nicht zwingend negative Folgen für Psyche und Körper. Belastungsstörungen treten seltener auf, wenn Pendeln eine freiwillige Entscheidung ist und man es als Teil seines Lebensstils akzeptiert." Auch in der Forsa-Umfrage spiegelt sich der Wunsch nach pragmatischen Lösungen wider. Von den Befragten, die sich durch den Arbeitsweg belastet fühlen, können sich 27 Prozent vorstellen, von zuhause zu arbeiten und 18 Prozent eine Fahrgemeinschaft zu gründen. Für 13 Prozent kommt jedoch ein Umzug in Betracht, für immerhin 12 Prozent auch der Wechsel des Arbeitgebers.

Um mit den Auswirkungen von Stress besser umgehen zu können, empfiehlt der AOK-KundenCenter-Leiter Training zur Stärkung der psychischen Gesundheit und Widerstandsfähigkeit. "Man kann seine Fähigkeit zur Stressbewältigung nämlich trainieren wie einen Muskel. Schon kleine Veränderungen haben große Auswirkungen." n Die repräsentative Umfrage wurde vom Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der AOK Baden-Württemberg durchgeführt. Zwischen 24. Oktober und 13. November 2017 wurden insgesamt 505 Erwerbstätige ab 18 Jahren in Baden-Württemberg anhand von computergestützten Telefoninterviews (CATI) befragt.