Neben dem Zeitungsarchiv sind auch einige andere Räume von der Überflutung betroffen. Das Wasser hinterlässt auch dort Schmutz und Schäden. Foto: Schütz

Wasser stand nach Gewitter bis zum Lichtschalter. Spezialfirma soll Dokumente retten. Kreisarchiv nicht betroffen.

Rottweil - Bis zum Lichtschalter stand das Wasser im Zeitungsarchiv des Landratsamts nach dem Gewitter am Wochenende. Die Überflutung behob die Feuerwehr, um die beschädigten Dokumente muss sich jetzt eine Spezialfirma kümmern.

Im Landratsamt gibt es einen Raum, der für den Fall eines Stromausfalls bestens vorgesorgt hat: Von analogen Telefonen bis hin zu Taschenlampen, die ohne Batterien funktionieren, findet man hier nahezu alle notwendige Ausrüstung. Sollte der Strom allerdings wegen Hochwasser wegbleiben, hat das Landratsamt ein anderes Problem, denn wie sich am Wochenende gezeigt hat, sind die Kellerräume keinewegs gegen Überflutung gefeit.

Die heftigen Gewitterregen in der Nacht von Samstag auf Sonntag haben in Rottweil für viele vollgelaufene Keller gesorgt. Das Landratsamt gehört zu jenen Gebäuden, die besonders stark betroffen waren: Gut einen Meter hoch stand das Wasser in einem seiner Archivräume, "bis zum Lichtschalter", wie Stadtbrandmeister Rainer Müller berichtete. Gelagert werden dort Jahrzehnte alte Zeitungen, beispielsweise die "NS Volkszeitung" oder der "Schwarzwälder Volksfreund".

Bis um 23 Uhr war die Feuerwehr vor Ort, um das Wasser abzupumpen, das durch einen Lichtschacht und einen Schacht im Fußboden in den Raum gedrungen war. Müller hatte zusätzlich Pumpen und Sauger aus Sulz angefordert, sonst wäre man wohl bis in die Morgenstunden mit der "unwahrscheinlichen Menge" an Wasser beschäftigt gewesen.

"Dieser Zeitungs-Archivraum wurde besonders in Mitleidenschaft gezogen", bestätigt Gerald Kramer, Dezernent des Landratsamts, bei dem die Fäden der derzeitigen "Aufräumarbeiten" zusammenlaufen. "Einige andere Räume standen ebenfalls unter Wasser, aber nur etwa 25 Zentimeter – da hält sich der Schaden in Grenzen. Einige Fachakten sind feucht geworden, aber das ist nicht allzu problematisch. Und das eigentliche Kreisarchiv ist nicht betroffen."

Die beschädigten Zeitungsbände dagegen müssen einer Spezialfirma zur Gefriertrocknung übergeben werden, wie Kreisarchivdirektor Bernhard Rüth erklärt: "Und zwar schnell, denn Schimmel fackelt nicht lange. Auch muss der Archivraum gründlich entfeuchtet werden."

Dass überhaupt Wasser im Landratsamt eindringen konnte, hat Rüth überrascht: "In den Achtzigern hatten wir hier schon einmal Wasser im Keller. Danach wurden bauliche Vorkehrungen getroffen, damit so etwas nicht nochmal passiert." Offenbar ohne Erfolg: Rund 20 Regalmeter Zeitungsbände sind verschmutzt und so aufgequollen, dass man sie nicht mehr aus dem Regal ziehen kann.

Armin Braun vom Kreisarchiv hofft, dass die Zeitungen wiederhergestellt werden können: "Viele Leute nutzen dieses Archiv, Heimat- oder Ahnenforscher beispielsweise. Zeitungen sind wichtige Zeitzeugen, die wichtigsten vielleicht." Sollte die Spezialfirma die Dokumente nicht retten können, bleiben sie dem Landratsamt immerhin noch in Mikrofilm-Fassung erhalten.