Flüchtlinge und die Hallen: Für Vereine und Schulen gibt es nun einen Plan B – und für den Neubau der Göllsdorfer Halle nun doch grünes Licht. Foto: Otto

Vereine verzichten zum Teil auf Trainingszeit. Manche Sportstunden haben Priorität. Für Göllsdorfer Neubau jetzt doch grünes Licht.

Rottweil - Was wäre wenn? Wenn die Plätze für Flüchtlinge in der Stadt nicht mehr ausreichen, und man auf Hallen zurückgreifen muss? Für Vereine und Schulen gibt es nun einen Plan B – und für den Neubau der Göllsdorfer Halle nun doch grünes Licht.

300 Flüchtlinge hat die Stadt bislang aufgenommen, viele weitere werden folgen. Die ungewisse Prognose hatte im Oktober dazu geführt, dass die Gelder für Abriss und den lang ersehnten Neubau der maroden Halle doch nicht wie geplant vom Gemeinderat freigegeben wurden. Günter Posselt von der CDU hatte beantragt, die Aufhebung des Sperrvermerks zu vertagen. Eventuell werde die Göllsdorfer Halle für die Unterbringung von Flüchtlingen gebraucht. Die Göllsdorfer Ortschaftsräte, die sich kurz zuvor noch frohen Mutes mit den Neubauplänen befasst hatten, fielen aus allen Wolken.

Am Mittwochabend nun beantragten die Freien Wähler im Rottweiler Gemeinderat, den Sperrvermerk aufzuheben, die im Haushalt vorgesehenen Gelder freizugeben. Schließlich, so begründete Hermann Breucha, habe die Stadt inzwischen weitere Unterbringungsmöglichkeiten gefunden und zumindest vorerst bestehe auch keine Notwendigkeit, auf Hallen zurückzugreifen. Der Abriss der alten Halle soll aber erst erfolgen, wenn Schulsport wieder im Freien stattfinden kann.

Abriss der alten Halle erst nach dem Winter

Eine Kehrtwende also, die letztlich vom Großteil der Stadträte mitgetragen wurde – auch von der CDU. Man könne den Sperrvermerk aufheben, sollte aber mit dem Abriss bis Mai warten. Falls es für die Flüchtlinge keine Plätze mehr gebe, könne man dann eher auf Zelte zurückgreifen, als im Winter.

Oberbürgermeister Ralf Broß und Stadtbaumeister Lothar Huber meldeten hier Bedenken wegen der dann knappen Bauzeit an, die ja eigentlich bis zur Saukirbe 2017 abgeschlossen sein sollte. Hier signalisierte Neu-Stadtrat und Ortsvorsteher Wolfgang Dreher Entgegenkommen der Göllsdorfer. Man wäre auch bereit, über eine Verschiebung der Saukirbe um ein Jahr nachzudenken. Er gab zudem zu bedenken, dass die Halle im momentanen Zustand für Flüchtlinge nicht geeignet sei, allein schon wegen der defekten Technik.

Hubert Nowack (Grüne) plädierte dafür, jetzt loszulegen und das Projekt "nicht noch lange zu verzögern" und Jörg Stauss (FWV) forderte, dass man jetzt rangehen sollte. Schließlich habe man eine Verpflichtung dem Haushalt gegenüber. Jede Verzögerung mache das Projekt letztlich teurer angesichts der derzeit günstigen Vergabepreise. "Wir können uns schließlich nicht komplett handlungsunfähig machen", meinte Michael Gerlich (FDP).

Nur aus den Reihen der SPD gab es Bedenken. Angesichts der ungewissen Entwicklung der Flüchtlingszahlen sprachen sich sowohl Jürgen Mehl als auch Arved Sassnick gegen die Aufhebung des Sperrvermerks aus. Bei drei Nein-Stimmen und einer Enthaltung ging der Antrag der Freien Wähler durch, mit dem Zusatz, bis spätestens Mai die alte Halle abzureißen.

Manche Sportstunden haben Priorität

Wenn es nun doch in den nächsten Monaten zu Engpässen in der Flüchtlingsunterbringung kommt, muss das für Oberbürgermeister Ralf Broß auch heißen, dass der Gemeinderat bereit ist, auch andere Hallen ins Spiel zu bringen.

Bekanntermaßen will der Landkreis im Fall der Fälle auf die Kreissporthallen zurückgreifen. Für die Rottweiler Halle wurde jetzt ein Notfallplan in Kooperation mit dem Stadtverband für Sport, dem städtischen Sportamt und den Schulen entwickelt. "Es gibt Ausweichmöglichkeiten", informierte Oberbürgermeister Broß den Gemeinderat. Dazu tragen alle ihren Teil bei: So habe jeder Verein, der in der Kreissporthalle trainiert, sich bereit erklärt, auf 15 Minuten Trainingszeit zu verzichten. Gleichzeitig verlängert die Stadt die Nutzungszeit um eine halbe Stunde auf 22.30 Uhr. "Das führt zu einer höheren Taktung. Wenn auch die Vereine in der Doppelsporthalle auf je 15 Minuten verzichten, kommen laut Broß alle unter.

Noch kniffliger ist es allerdings beim Schulsport. Hier müssten Klassen auf andere Hallen – beispielsweise Bühlingen – ausweichen, teilweise Unterricht zusammenlegen oder einen zweiwöchentlichen Turnus einrichten. Priorität habe prüfungsrelevanter Schulsport. An der Nell-Breuning-Schule seien das nach Auskunft des Schulleiters 48 Stunden. Eine Umverteilung sei möglich – wenn der Umfang überall etwas eingegrenzt wird.