Das Bild zeigt eine Vision zur Landesgartenschau am Neckar. Die Verhandlungen mit der Bahn dauern, für die Renaturierung des Neckars winkt jetzt eine hohe Förderung. Foto: Stadt Rottweil

Nicht alles ist laut OB Broß bis 2028 machbar. Zunächst Konzentration auf das Gelände selbst.

Die "Wasserstandsmeldung" der Verwaltung zu den Landesgartenschau-Planungen kam bei den Stadträten am Mittwoch gut an. Es hat sich einiges getan. Einen dicken Dämpfer gab es dann aber doch: Die durch Corona-bedingte Finanzkrise wird auch vor dem Großereignis 2028 nicht Halt machen.

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Rottweil - Grünen-Stadtrat Hubert Nowack sorgte dafür, dass es nicht bei durchweg positiven Nachrichten blieb. Er hakte nach: "Müssen wir uns nicht langsam darüber Gedanken machen, ob wir uns das alles noch leisten können? Müssen wir über eine Landesgartenschau light nachdenken?", wollte er von der Verwaltung wissen.

Projekte verschieben

Oberbürgermeister Ralf Broß räumte daraufhin unumwunden ein: "Ja, darüber machen wir uns bereits Gedanken." Man habe im vergangenen Jahr um diese Zeit euphorisch in die Zukunft geblickt. Nun müsse man ganz klar "den Planungshorizont in die Zukunft verschieben". Das heißt: Nicht alle städtischen Projekte, die im Zuge der Landesgartenschau ursprünglich geplant waren, können auch wirklich bis 2028 umgesetzt werden.

"Wir müssen sehen, was wir bis dahin finanziell hinkriegen und welche Bausteine wir strecken müssen", so Broß, der klare Worte fand: "Uns steht das Wasser bis zum Hals. Wir müssen ans Eingemachte gehen."

Er betonte, dass dies vor allem infrastrukturelle Projekte betreffe, die weit über das eigentliche Landesgartenschau-Gelände hinausreichen. An der Rahmenplanung für das Gelände halte man fest, um auf deren Basis dann den Wettbewerb ausloben zu können.

Förderung für den Neckar

Dass diesbezüglich schon viele Punkte abgearbeitet werden konnten, berichtete Micha Sonnenfroh vom Stadtplanungsamt. Eine besonders gute Nachricht hatte er in Bezug auf die möglichen Förderungen im Gepäck. Für die naturnahe Gestaltung des Neckars tun sich völlig neue Möglichkeiten auf.

Pegel soll verlegt werden

Der Hintergrund: Aktuell liegt ein Pegel am Neckar mitten im geplanten Landesgartenschaugelände. Eine Umgestaltung des Fluss- und Uferbereichs ist damit nicht möglich, weil Messergebnisse verfälscht würden. Es habe sich nun gezeigt, dass der Pegel verlegt werden könnte. Einer von zwei möglichen Standorten liegt im Staubereich des Neckarwehrs der ENRW. Dort müsste das bestehende Wehr zurückgebaut und auf die Wasserkraftnutzung verzichtet werden. Vorteil: Eine naturnahe Gestaltung des Neckars auf zwei Kilometern wäre dann möglich und ganz im Sinne des Landes – das dafür sogar die Trägerschaft übernehmen und die Maßnahme größtenteils finanzieren würde.

Hohe "fäkale Belastung"

"Das wäre ein Pilotprojekt, die Gespräche laufen", so Sonnenfroh, der sich diesbezüglich sehr optimistisch zeigte. Der Neckar als "zentrales Element der Landesgartenschau" könnte so deutlich herausgehoben werden. Allerdings: Die Wasserqualität lässt zu wünschen übrig, ließ Sonnenfroh bezüglich einer Nachfrage der Grünen wissen. Die "fäkale Belastung" sei zeitweise sehr hoch, es gebe virale und parasitäre Krankheitserreger – an Badespaß ist also – wie schon berichtet – nicht zu denken.

Mit der Bahn dauert’s

Für Brückenbauwerke und Unterführungen lägen nun Machbarkeitsstudien vor. Gerade im Hinblick auf Verhandlungen mit der Bahn sprach Sonnenfroh von einem "sehr langen Genehmigungsprozess". Das gilt auch für den möglichen Rückbau von Gleisen. Auf eine Grunderwerbsanfrage der Stadt bei der Bahn habe diese zumindest für Teilbereiche eine "Entbehrlichkeit" in Aussicht gestellt. Die Prüfung durch weitere DB-Gremien läuft. Zum neuen Ringzughalt Stadtmitte gebe es noch keine endgültige Aussage.

Unter Dach und Fach ist dagegen bereits der Kauf von Grundstück und Gebäude im Rosswasen 33 durch die Stadt. Im Gebäude kommt zunächst die Lokale Agenda unter. 2021 sollen Ideen für eine dauerhafte Nutzung entwickelt werden. Außerdem sei man laut Sonnenfroh derzeit dabei, in Bezug auf den Rahmenplan wesentliche Parameter zum Arten- und Denkmalschutz festzuklopfen.

Fluss im "Normalzustand"

"Beeindruckend" bezeichnete Ingeborg Gekle-Maier (Grüne) den Fortschritt. Die Nachrichten zur Renaturierung des Neckars seien wunderbar, gleichzeitig stelle sich für sie die Frage, was man gegen die schlechte Wasserqualität des Neckars tun könne? OB Broß betonte, dass dies "kein Rottweiler Problem" sei. Man halte sich an alle Vorgaben. "So traurig es ist, das ist der normale Zustand des Neckars." Dies sei aber "kein K.O.-Kriterium für die Landesgartenschau". Die Frage von AfD-Stadtrat Reimond Hoffmann, welche Strafen bei Verstößen gegen ein Badeverbot zu erwarten seien, will Broß in ein paar Jahren beantworten. "Bis dahin geht noch viel Wasser den Neckar runter", schmunzelte er.

Arved Sassnick (SPD+FFR) zeigte sich ebenfalls erfreut über die hohen Zuschüsse im Rahmen der Pegelverlegung. Was noch Kopfschmerzen bereiten könne, sei "die Geschwindigkeit, mit der die Bahn hier zugange ist".

Eine Jahrhundertchance

Die Maßnahme am Neckar bewertet CDU-Stadträtin Monika Hugger als "Jahrhundertchance für Rottweil". Sie erinnerte in Bezug auf die Pegelverlegung und die Förderung der Renaturierung daran, dass die Anregung dazu aus ihrer Fraktion gekommen sei. Mit dem Rückbau des Wehrs sei auch eine Verbesserung der Wasserqualität zu erwarten. Daniel Karrais (FDP) ergänzte, dass auch die vierte Reinigungsstufe für die Deißlinger Kläranlage dazu beitragen werde.

Gute Signale für Ringzug

Er hakte nach, was es für den geplanten neuen Haltepunkt Stadtmitte bedeute, dass die Trägerschaft des Ringzugs wohl an das Land übergehe. Bürgermeister Christian Ruf betonte, das Land habe schon signalisiert, dass man mit weiteren Haltepunkten weiteres Potenzial ausschöpfen wolle. Auch im Ministerium, ergänzte OB Broß, werde die Ringzug-Planung aus Rottweil positiv aufgenommen.