Der Geschäftsführer des Vinzenz von Paul Hospitals, Thomas Brobeil, begrüßte die Symposiumsgäste. Foto: Schröder Foto: Schwarzwälder Bote

Herbstsymposium: Vortragsreihe am Vinzenz von Paul Hospital / Neueste Erkenntnisse vorgestellt

Das Herbstsymposium für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Vinzenz-von-Paul-Hospital Rottweil erfreute sich auch in diesem Jahr regen Zuspruchs des interessierten Fachpublikums.

Rottweil. Ferdinand Kirchhof, Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts eröffnete als hochkarätiger Gast den Reigen des "Vortragsquartetts". Er führte, engagiert und mit viel Wissen aus eigener Erfahrung unterfüttert, die Artikel des Grundgesetzes aus, die für freiheitsbeschränkende Maßnahmen von wesentlicher Bedeutung sind. Sie betreffen die Würde, die Freiheit und die körperliche Unversehrtheit des Menschen.

Da Zwangssituationen in der Psychiatrie jedoch mitunter nicht vermeidbar sind, sieht die neue Rechtsprechung vom Juli 2018 eine noch engere Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Pfleger und Richtern vor.

Die wichtige und teilweise hitzige Diskussion im Anschluss zeigte die herausfordernden Umsetzungsprobleme in der Klinik und die Notwendigkeit von mehr Fachpersonal, um die geltende Rechtsprechung umzusetzen. Das zweite Thema befasste sich mit der Verordnung von Cannabis unter medizinischen und rechtlichen Aspekten.

Ulrich Preuss wies darauf hin, dass seit März 2017 Arzneimittel auf Cannabisbasis ärztlich verschrieben werden können, wenn ausreichende Aussicht auf Erfolg vorliegt und Alternativen nicht wirklich zur Verfügung stehen. Er nannte zwei Indikationen: Versagen der Standardmedikation bei chronischen Schmerzen sowie Übelkeit im Rahmen einer Krebsbehandlung mit Zytostatika. Jedoch wurde davor gewarnt Cannabis zur Therapie psychiatrischer Erkrankungen einzusetzen – eine therapeutische Wirkung sei nicht nachgewiesen.

Christian Plewnia, Ärztlicher Leiter des Zentrums für Hirnstimulation des Universitätsklinikums Tübingen, berichtete sehr anschaulich über Grundlagen, Möglichkeiten und aktuelle Forschungsprojekte im Bereich nicht-invasive Hirnstimulationsverfahren. Die transkranielle Magnetstimulation (TMS) sei ein mittlerweile etabliertes Verfahren in der Behandlung der Depression zur Verbesserung der Stimmungslage und der kognitiven Leistungsfähigkeit. Durch bessere Kontrolle negativer Gedanken stelle diese Behandlung eine gute Ergänzung zu begleitenden Psychotherapie dar.

Das Vortragsprogramm wurde abgerundet durch Christian Mawrin, Institutsdirektor am Institut für Neuropathologie Magdeburg. Er bot den Zuhörern ein Update zum Thema Demenzerkrankungen, wobei er neue mögliche Zusammenhänge in der Pathogenese aufzeigen konnte, die sich aktuell allerdings erst noch aus Tierexperimenten ergeben.