Verkehrsminister Winfried Hermann spricht in Rottweil über die aktuellen Herausforderungen. Foto: Schwarzwälder Bote

Neujahrsempfang: Winfried Hermann referiert beim Grünen-Kreisverband / ÖPNV soll gestärkt werden

Hoch hinaus wollten an diesem Abend nicht nur die Jugendlichen an den Kletterwänden der K5-Halle in Rottweil. Auch die Grünen befänden sich auf dem Weg nach oben, betonte Vorstandssprecher Hubert Nowack beim Neujahrsempfang des Grünen-Kreisverbands in der Kletterhalle.

Kreis Rottweil (kw). "Wir sind oben angekommen, da ist das K 5 gerade der richtige Ort." Selbstbewusst begrüßte Hubert Nowack die Mitglieder und Gäste. Im größten Raum des Rottweiler DAV-Zentrums saßen und standen die 80 Besucher dicht gedrängt. Kein Zentimeter Platz war mehr vorhanden.

Der aus Stuttgart angereiste Verkehrsminister Winfried Hermann sprach über die hehren Zielvorgaben im Bereich Klimaschutz – und über die bei bestimmten Maßnahmen erreichten "eher bescheidenen Effekte". Eines habe die Sorge um das Weltklima bewirkt: "Noch nie haben so viele Wissenschaftler an einem Thema gearbeitet", meinte Hermann. Dennoch müsse man sich vor Augen führen, was bisher erreicht wurde.

Laut Hermann auf jeden Fall zu wenig. Es sei höchste Zeit, die Verkehrswende anzupacken, mahnte er. Noch stimmten die Rahmenbedingungen aber nicht. Als eines der Ziele formulierte er, man müsse mobil bleiben auf der Grundlage nicht fossiler Verbrennung.

Hermann fuhr fort: "Die FDP hat jetzt die Brennstoffzelle entdeckt, darüber kann ich nur lachen." Schon lange sei diese Technik ein Thema. Doch: "Wir sind noch weit weg von einer Marktgängigkeit." Die batteriebasierte Elektromobilität sei zwar ein globaler Trend, aber Elektromobilität allein werde für die Verkehrswende nicht genügen. Der Verkehrsminister machte klar: "Wenn wir die Verkehrswende wollen, dann brauchen wir mehr Windräder." Würden die Autos mit herkömmlichem Strom betrieben, "dann können wir auch Diesel fahren", so Hermann. Biokraftstoffe ("Aber nur aus überschüssigem Material") und synthetische Kraftstoffe müssten ebenfalls eine tragende Rolle spielen, deutete er an.

Für den öffentlichen Nahverkehr – es war der zweite wichtige Punkt seiner Ausführungen – verlangte Hermann einmal bessere Kooperationen sowie effektive Zusammenlegungen von Verbünden wie auch ein bedarfsgerechtes Angebot und einen entsprechenden Komfort. Im ländlichen Raum, räumte der Politiker ein, gäbe es höchstens einen Schülerverkehr, aber keinen ausreichenden öffentlichen Personennahverkehr. Im Bahnbereich sei für Hermann nicht nachvollziehbar und völlig unbegreiflich, dass 2020 von 16 bestellten Zügen nur zwei geliefert werden könnten.

Ein weiterer Aspekt in seinem Vortrag: der zu hohe Verkehr in den Städten. Der Wunsch des Verkehrsministers sei, dass bis 2020 jeder zweite Weg in der Stadt selbst aktiv zurückgelegt werde. Denn im Durchschnitt seien die Fahrzeuge gerade mal mit 1,2 Personen besetzt. "Fast jeder hat einen Omnibus und nutzt ihn als Einzelfahrzeug", sagte Hermann.

Drei Viertel der Gütertransporte fänden auf der Straße statt. Das Schienennetz – die Technologie stamme noch aus dem letzten und vorletzten Jahrhundert – sei über Jahre abgebaut worden. Stattdessen habe man Straßen errichtet. Der Politiker brachte die Elektrifizierung der rechten Spur auf der Autobahn für Lkws als alternatives Zukunftsmodell zum Schienenverkehr ins Spiel.

Auf Nachfrage von Nowack sagte Hermann noch seine Meinung zum Ausbau der Eisenbahnstrecke Zürich – Stuttgart. Grund für die Verzögerung aus seiner Sicht sei, dass die Politiker im Bundesinnenministerium den zweigleisigen Ausbau für nicht richtig hielten. Statt des Maßnahmengesetzvorbereitungsgesetzes (MGVG) sei entschlossenes Handeln von der Deutschen Bahn und vom Bund erforderlich, betonte Hermann. Er sehe das Gesetz eher als "Blockadeweg".

Bereits zu Beginn der Veranstaltung hatte der Vorsitzende der Sektion Oberer Neckar, Robert Mager, einige Informationen zur Sektion, zur Mitgliederzahl und zum Kletterzentrum gegeben. Für einen privaten Investor, rechnete Mager vor, wäre die Halle nicht rentabel. Es funktioniere nur, weil die fünf Bergsteigergruppen Oberndorf, Rottweil, Schramberg, Spaichingen und Trossingen jeweils an einem Tag den Hallendienst übernähmen. Für die musikalische Umrahmung des Empfangs sorgte das "Haslen Panikorchester".