Auch immer mehr Mütter möchten ihren Kindern zeigen, wo die Lebensmittel herkommen. Foto: Siegmeier

"Gärtnern in Gemeinschaft macht Spaß". Immer mehr Mütter mit Kindern dabei. Erfahrungen sammeln.

Rottweil - Nicht nur in Corona-Zeiten besinnt sich mancher auf die "gute alte Zeit" zurück. Nachhaltigkeit und Schonung von Ressourcen sind in aller Munde. Dass man vieles selbst herstellen und Ausgedientes umnutzen kann, das haben viele Menschen wieder für sich entdeckt.

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Es herrscht geschäftiges Treiben in den drei Gärten oberhalb des Spielplatzes am Nägelesgraben. Frauen aller Altersgruppen, hacken, zupfen, pflanzen und diskutieren, während die Kinder eifrig die zarten Pflänzchen gießen, die in den liebevoll angelegten Beeten üppig wachsen. Raymund Holzer, derzeit einziger Mann der Truppe und Mitinitiator, schaufelt fleißig Erde in einen Schubkarren, die er dann in einem der drei Gärten verteilt. Auch ihm macht die Arbeit sichtlich Spaß und es freut ihn, dass das gemeinsame Gärtnern auf so großes Interesse stößt. Der Gemeinschaftsgarten, der im Jahr 2013 aus einer Initiative der "Lokalen Agenda" heraus entstanden ist, erfreut sich großer Beliebtheit bei Jung und Alt.

Austausch begeistert

Gärtnern liegt wieder im Trend. Nutzpflanzen im eigenen Garten anzubauen ebenfalls. Doch was muss ich tun, damit Zucchini, Karotten, Kräuter und sogar Pilze optimal gedeihen? Bei vielen scheitert die gute Idee meist daran, dass die Pflanzen nicht so recht gedeihen wollen, Schädlinge sie plagen oder sie ganz und gar Opfer der Schnecken werden. Bei vielen ist der Traum vom eigenen Gemüsegarten meist schnell ausgeträumt. Das muss nicht sein. "Hier im Gemeinschaftsgarten kann man viele Erfahrungen sammeln, sich mit andern austauschen und um Rat fragen", erzählt eine Frau begeistert. Sie ist von Anfang an dabei.

Coronazeit verdeutlicht Bedeutung 

Die Gemeinschaft weiß sie zu schätzen, das gemeinsame Gärtnern einmal die Woche, immer donnerstags, ebenso. Und während sie auch zu Hause noch einen eigenen großen Garten zu pflegen hat, sind andere hier, denen es gefällt, auch ohne eigenen Garten - und ohne die ständige Verpflichtung - gärtnern zu können. "Es macht einfach Spaß sich hier mit den anderen Frauen zu treffen", berichtet eine junge Gärtnerin, die ihre Kinder dabeihat. "Außerdem ist es auch wichtig, dass die Kinder lernen, wo die Lebensmittel herkommen, und dass man sie ganz einfach selbst anpflanzen kann", sagt sie.

Vor allem jetzt in Coronazeiten merke man, wie wichtig die Versorgung mit Lebensmitteln aus der Region, oder gar aus dem eigenen Garten ist. Darum, möglichst große Ernten einzufahren, geht es im Gemeinschaftsgarten nicht, betont Initiatorin Jutta Steffens. Man wolle vielmehr aufzeigen, dass man selbst inmitten der Stadt Nutzpflanzen anbauen könne und man möchte animieren und inspirieren das einfach mal auszuprobieren.

Stadt stellt Gießwasser

Mit zwölf Interessierten habe man 2013 begonnen, das Gelände zunächst einmal umzugraben und zu kultivieren. Heute sind 20 Leute regelmäßig dabei, Tendenz steigend. "Die Stadt hat uns immer unterstützt. Auch heute stellt sie uns beispielsweise das Gießwasser zur Verfügung", freut sich Steffens. Große Unterstützung gebe es auch von Monika Albert von den Gartenfreunden. "Von dort bekommen wir Tipps, wo welche Pflanzen passen und zur Fruchtfolge". Jutta Steffens und die anderen Damen der ersten Stunde freuen sich, dass zunehmend junge Mütter mit ihren Kindern dabei sind, die sich engagiert einbringen. Janina Niefer hat erstmals Pilzkulturen für den Garten beigesteuert.

Experiment Pilzkultur

Die Idee habe sie von einer Freundin übernommen, erzählt sie. Den Winter über hatte sie ausgediente Baumstämme mit Sporen "geimpft", jetzt hofft sie, "dass daraus auch etwas wird", sagt sie, während sie die Stämme, die geschützt unter einem Obstbaum stehen, eingehend betrachtet. Noch ist nichts zu sehen, aber als Gärtner braucht man eben auch Geduld. Gleich nebenan wachsen Kartoffeln. "Die verbessern den Boden", weiß eine andere Frau. Kartoffeln werden jedes Jahr angepflanzt. "Und nach der Kartoffelernte gibt es immer ein Raclettefest", freut sich Sina, die ebenfalls mit ihren Kindern jede Woche dabei ist. Seit kurzem können die erfolge im Garten auch über Instagram unter "Gemeinschaftsgärten Rottweil" mitverfolgt werden.

Und wer mitgärtnern, und back to the Roots möchte, der kann sich per E-Mail unter gg@agenda-rottweil.de an Janina Niefer wenden, die die nötigen Infos erteilt. Im Gemeinschaftsgarten lassen sich viele Tipps sammeln, wenn man vorhat, einen eigenen Nutzgarten anzulegen.