Steffen (links) und Helmut Steinl wollen ältere arbeitssuchende Führungskräfte und Betriebe zusammenbringen. Foto: Schönfelder

Qualifizierung: Helmut und Steffen Steinl wollen ehemaligen Führungskräften in Arbeitsmarkt helfen.

Rottweil - Viele Jahre trugen sie ein großes Stück Verantwortung, schließlich fielen sie doch einer Rationalisierungswelle zum Opfer. Freigestellt, nicht mehr gebraucht, aber längst noch kein altes Eisen. Arbeitslose der Generation 50+ haben es auf dem Arbeitsmarkt schwer.

Sie waren Meister, leitende Ingenieure, Ausbilder – aber schließlich waren sie in den Augen ihrer Chefs nicht mehr leistungsfähig genug, schienen von der fortschreitenden Technik überrollt. Obwohl sich gerade eine Trendwende vollzieht, bleibt der Jugendwahn in den Chefetagen ein Hindernis auf dem Weg zu einem neuen Job. Vor allem die Suche nach Betrieben, die die Erfahrung der Älteren zu schätzen wissen, gestaltet sich schwierig, auch branchenübergreifend.

Hier kommen Helmut und Steffen Steinl ins Spiel, die mit ihrer Aurelia Holding gerade den Arbeitsmarkt 50+ im Blick haben. Sie wollen ab Mitte Oktober ihre Aktivitäten in Rottweil aufnehmen. Das Unternehmen will den Firmen die älteren Arbeitskräfte "schmackhaft" machen, indem es sie zum "Betriebsmanager Mittelstand" weiterqualifiziert.

In den Augen von Helmut Steinl verfügen die älteren Arbeitslosen ("wir suchen ausschließlich ehemalige Führungskräfte") über unschätzbare Fähigkeiten, die sie für einen mittelständischen Betrieb wertvoll machen. "Sie haben ihre Stärken besonders in personennahen Bereichen in Handwerk und Dienstleistung, verfügen über einen reichen Erfahrungsschatz, führen ›von hinten‹ und haben sich eine hohe Problemlösungskompetenz erarbeitet", zählt Helmut Steinl die Vorzüge dieser Arbeitnehmer-Gruppe auf. Dank ihrer Erfahrung sei auch die Einarbeitungszeit kürzer als bei jüngeren Arbeitnehmern.

Beginn mit zarter Liaison

Aber oft wüssten die Betriebe gar nicht, dass sie solche Leute brauchen. Also führt die Aurelia den Arbeitssuchenden und den jeweiligen Betrieb aufeinander zu. Es beginnt zunächst mit einer eher zarten Liaison. Meist nähmen die Bewerber, die sich in einem Jahr in einer dualen Ausbildung zum Betriebsmanager weiterbilden lassen, für die ins Auge gefassten Betriebe Projekte in die Hand. Dabei geht es nicht nur um die Theorie, auch im Betrieb verbringen sie immer wieder Zeit. "Die Leute brauchen Stallgeruch, machen sich vielleicht sogar in einigen Bereichen im Unternehmen unentbehrlich", so Steinl. Dem Unternehmenschef muss bewusst werden, dass er so einen Mann oder Frau brauchen kann. Mögliche Projekte könnten beispielsweise in den Bereichen Controlling oder Zertifizierung angesiedelt sein. Unter anderem Autozulieferer haben dort großen Bedarf.

Aber am Anfang der Ausbildung steht zunächst eine Selbst- und Fremdanalyse des Probanden: Was kann ich, was kann ich nicht? Wie sehe ich mich, wie sehen mich andere? Was kann ich für den Betrieb erledigen, dem oft die Zeit und das Personal für diese Aufgaben fehlen? Der Arbeitssuchende werde während seiner Ausbildung zum Betriebsmanager begleitet, habe einen persönlichen Ratgeber, der quasi als Mediator die Interessen des Arbeitslosen und der Firma immer wieder neu aufeinander abstimmt, so Steinl. Im Idealfall ergibt sich so eine Win-win-Situation.

Dennoch bleibt am Schluss die Gretchenfrage: Wer zahlt? Das Programm werde von der Bundesagentur per Bildungsgutschein unterstützt und auch regelmäßig überprüft, so Helmut Steinl. Und die Agentur schaue ihnen bei ihrer Arbeit auf die Finger.

Betriebsmanager – vielleicht eine Chance für ehemalige Führungskräfte, ab Mitte Oktober auch in Rottweil.

Weitere Informationen: www.aurelia-holding.de