Eine Elektrifizierung der Bahnstrecken in der Region könnte den Ringzug laut eines Schweizer Gutachtens weiter auf Touren bringen und sich mit den verbesserten "Zug-Geschwindigkeiten" auch vorteilhaft auf die überregionalen Anbindungen auswirken. Auch neue Haltepunkte sind für eine solche ÖPNV-Offensive im Gespräch. Insbesondere für Rottweil und den Deißlinger Teilort Lauffen (Bild) gibt es diesbezüglich Ambitionen. Foto: Scheidel Foto: Schwarzwälder Bote

Ringzug: Erfolgsmodell im ÖPNV soll zusätzlichen Schub erfahren / Für Region 95-Millionen-Euro-Paket im Gespräch

Der Öffentliche Personennahverkehr im ländlichen Raum ist bekanntlich ein schwieriges Geschäft. Der Ringzug indes gilt als Erfolgsmodell. Nun soll der Betrieb in der Region noch besser auf die Schiene gestellt werden. Insbesondere mittels Elektrifizierung.

Kreis Rottweil. Georges Rey von der SMA und Partner AG in Zürich stellte jetzt in der Sitzung des Verwaltungsausschusses des Kreistags die Ergebnisse eines Ringzuggutachtens vor mit Kostenschätzungen, die alles andere als ein Pappenstiel sind. Für eine für das gesamte Ringzuggebiet mit den Kreisen Rottweil, Tuttlingen und Schwarzwald-Baar angedachte Variante C4 ist ein 95-Millionen-Euro-Paket veranschlagt. Darin enthalten ist auch eine Ringzugerweiterung nach St. Georgen. SMA untersuchte in dem Ringzuggutachten die Weiterentwicklung des Ringzugs grundsätzlich. Weitere mögliche Haltepunkte in allen drei Landkreisen sind ebenfalls Inhalt der Expertise. Auch die Verzahnung mit dem überregionalen Zugverkehr (zum Beispiel umsteigefrei von Stuttgart nach Villingen-Schwenningen mit dem Metropolexpress) ist eine wichtige Komponente dieser Fortschrittsbetrachtung.

Wegen der hohen Kosten wird es aber bei den Investitionen vermutlich keineswegs von Beginn an in die Vollen gehen können. Ohnehin wird – besonders in den Städten und Gemeinden abseits der Ringzug-Errungenschaft; nur Rottweil und Deißlingen sind im Kreisgebiet direkte Ringzuganlieger – vor allem mit Verweis auf großen Investitionsbedarf bei den Kreisstraßen die Frage gestellt, wie komfortabel der Ausbau dieser ÖPNV-Infrastruktur tatsächlich sein sollte. So macht Landrat Wolf-Rüdiger Michel auch keinen Hehl daraus, dass – entgegen der einstigen Praxis bei der Ringzug-Etablierung vor 15 Jahren – für die Einrichtung zusätzlicher neuer Zughaltestellen oder Bahnsteige Kommunen wie Rottweil (neuer Haltepunkt Rottweil-Stadtmitte; taxiert mit Kosten von 2,9 Millionen Euro) oder Deißlingen (neuer Haltepunkt im Ortsteil Lauffen; 1,7 Mio.) das Mittelzentrum und die Gemeinde am Oberen Neckar eine nicht unbeträchtliche Eigenbeteiligung zu leisten hätten.

Eine andere Zahl zu den im Raum stehenden Kostengrößen: Eine Ringzugerweiterung nach St. Georgen würde laut Prognose 600 000 Euro an zusätzlichen Betriebserlösen bringen, allerdings jährlich auch zwischen 935 000 und 1,8 Millionen Euro mehr kosten.

Die Infrastrukturkosten für den Kreis Rottweil werden in der SMA-Ringzugstudie folgendermaßen aufgelistet: Elektrifizierungsmaßnahme Rottweil – Villingen (Kostenschätzung 11,5 Millionen; Anteil Kreis Rottweil 5,7 Millionen Euro), Doppelspurausbauten Rottweil-Saline 2,4 Mio. Euro, Bahnhofsausbauten (zweiter Bahnsteig RW-Göllsdorf 1,7 Mio; Zugfahrten Rottweil-Stadtmitte 1,4 Mio, Bahnsteig Trossingen 4,9 Mio. – ein Drittel Anteil Rottweil 1,6 Mio), neue Haltepunkte (siehe oben) Rottweil und Deißlingen 4,6 Millionen Euro. Das ergibt rund 17 Millionen Euro. Eine staatliche Förderung von 50 Prozent würde etwa 8,5 Millionen ausmachen, bei 80 Prozent läge dieser Zuschuss sogar bei 14 Millionen Euro. Beim noch einzukalkulierenden Anteil an Planungskosten von rund vier Millionen Euro, die dem Kreis Rottweil zuzuordnen wären, ergäben sich Kosten für den Landkreis Rottweil von rund 12,5 (bei 50 Prozent Zuschuss der öffentlichen Hand) beziehungsweise sieben Millionen (80 Prozent Zuschuss).

Die jährlichen Betriebskosten würden laut Studie insbesondere aufgrund von mehr Fahrkilometern auf 4,3 Millionen Euro zu taxieren sein. Laut bisherigem Ringzugvertrag hätte der Kreis Rottweil davon die Hälfte zu berappen. Bislang liegt die Betriebskostenbelastung des Landkreises durch den Ringzug bei jährlich einer Million Euro, wobei aufgrund von Zuschussverrechnungen unter dem Strich für den Kreis eine schwarze Ringzug-Null konstatiert werden kann, wie Landrat Michel betont.

Die regionale Elektrifizierung bedingt auch die Anschaffung einer Flotte von Elektro- und Hybridfahrzeugen, deren Kosten auf einem ganz anderen Blatt stehen und wohl vor allem ins Kontor der Zugbetreiber schlagen.