Na ja, ins Schlingern wird man nicht gleich geraten, aber die Unebenheiten auf der neuen B 27 sind deutlich zu spüren. Foto: Schulz

Leichte Bodenwellen seit der umfassenden Sanierung. Behörden: akzeptable Abweichungen. Mit Kommentar

Rottweil - Das neue Teilstück der B 27, das am Freitag wiedereröffnet wurde, sorgt für Irritationen. Es gibt Bodenwellen, die beim Fahren deutlich zu spüren sind. Die Behörden haben das ebenfalls registriert. Sie sehen die Abweichungen im tolerablen Bereich und halten Nacharbeiten nicht für notwendig.

Drei Monate war die Bundesstraße 27 zwischen Rottweil und Schömberg voll gesperrt. So lange dauerten die Arbeiten an der Straße. Sie wurde grundlegend saniert. Wie die Straßenbaubehörden mitteilen, wurde ein 3,42 Kilometer langes Stück nahezu in einen Neubauzustand gebracht. 3,5 Millionen Euro wurden dafür ausgegeben.

Kaum wurde die Straße – eine bedeutende Verbindung zwischen den beiden Kreisen Rottweil und Zollernalb – im Laufe des vergangenen Freitags für den Verkehr wieder freigegeben, wirft die Strecke erste Rätsel auf. An zwei mehrere hundert Meter langen Stellen gibt es Bodenwellen, die deutlich zu spüren sind. Das betrifft ein Teilstück in Richtung Schömberg von Anfang an bis zum Beginn des vierspurigen Ausbaus hoch in Richtung Neukirch. In der Gegenrichtung ist es gerade dieses steile Stück in Richtung Rottweil, das von leichten Unebenheiten, die in kurzen Abständen folgen, durchzogen ist. Sie sind deutlich zu spüren: Die Wellen übertragen sich auf das Fahrzeug – beim Fahrer stellt sich ein Gefühl wie beim leichten Rodeo ein.

Was sagen die Verantwortlichen?

Dass es nicht ganz geschmeidig rund läuft beim Befahren der Fahrbahn war bei der Leistungsabnahme am vergangenen Freitag von Auftraggebern (Straßenbauämter beim Regierungspräsidium und beim Landkreis) und Baufirma gleichermaßen konstatiert worden. Gleichwohl spricht Martin Osieja, Chef des Straßenbauamts beim Landkreis Rottweil, von einer ordentlichen Leistungserbringung im Sinne der einschlägigen Vorschriften.

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Verwiesen wird diesbezüglich auf das in den zusätzlichen technischen Vertragsbedingungen – Asphalt (ZTV – Asphalt) beschriebene Regelwerk. In dieser umfangreichen Erfahrungssammlung sei nicht zuletzt im Passus Ebenheit weitreichendes ausgeführt. Auch unter Einbeziehung dieser Asphalt-Bibel sei klar zu bescheiden, dass der Bauunternehmer seine Aufgabe zufriedenstellend erfüllt habe.

Osieja spricht von einem etwa 700 bis 800 Meter Wegestück auf der abwärtsführenden Straßenseite in Richtung Rottweil, das man wegen der Feststellung leichter Bodenwellen auf dem Schirm habe. Es sei aber kein Defizit, dass die Alarmglocken schrillen ließe. Man werde aber die Entwicklung weiter beobachten. Möglicherweise würden die Unebenheiten durch den Verkehr sogar glatt gebügelt.

Dass im anderen Fall doch noch nachgebessert werden müsste, will Osieja trotz der positiven Fahrbahnabnahme nicht gänzlich ausgeschlossen wissen. Wobei die Kostenfrage bei diesem Straßenbau (die Maßnahme beanspruchte, wie kalkuliert, Mittel von 3,5 Millionen Euro) wohl als ganz hohe Hürde für einen neuerlichen Eingriff in die Fahrbahnbeschaffenheit anzusehen wäre.

Kommentar: Fahrgefühl wie beim Rodeo

Von Armin Schulz

Keine Frage: Optisch gibt das neue Teilstück der B 27 zwischen Rottweil und Schömberg etwas her. Die Parkbuchten laden zum Verweilen ein (aber bitte nicht zur Pinkelpause). Auch zeitlich haben sich Firmen und Behörden nichts vorzuwerfen. Drei Monate hatten sie für die Sanierung der Straße geplant, drei Monate haben sie gebraucht. Dennoch: Irgend etwas muss schief gelaufen sein. Jetzt gibt es deutliche Unebenheiten. Ein Fahrgefühl wie beim Rodeo. Die Behörden beschwichtigen und weisen darauf hin, man bewege sich im tolerablen Bereich. Nachvollziehbar. Die Lunte an einen Sprengsatz, der Nacharbeiten und Regressforderungen heißt, will niemand legen. Noch nicht. Man spielt auf Zeit. Ob die Bodenwellen von alleine verschwinden? Wohl kaum. Auf dem alten Asphalt zu fahren war angenehmer. Der neue ist schöner, aber nicht besser.