Gisela Burger vom Ortsverein Rottweil freut sich darüber, dass Frank Bohn den Jungbrunnen ab 1. September übernimmt. Fotos: Cools Foto: Schwarzwälder Bote

Neuzugang: Frank Bohn ist ab 1. September Pächter des Naturfreundehauses / Kein Schicki-Micki-Hotel

Sonnenschein, zwitschernde Vögel, eine Idylle zwischen Göllsdorf und Zepfenhan – ruhig ist es beim Jungbrunnen aber nie. Jene, die es regelmäßig dorthin verschlägt, treibt nur eine Frage um: Wie geht es mit dem Naturfreundehaus weiter? Nun gibt es darauf eine Antwort.

Rottweil. "Mich interessiert nicht, was in der Vergangenheit war, sondern was in der Zukunft auf mich wartet", sagt Frank Bohn. Der 54-Jährige ist ab 1. September offiziell der neue Pächter des Naturfreundehauses Jungbrunnen. Dieses hatte zuletzt vor allem aufgrund von Pächterstreitigkeiten für Aufsehen gesorgt. Aus einem 2014 so vielversprechenden Neubeginn mit den Pächtern Barbara Niemann und Helmut Breitenbach wurden Streit um die Kaution, Vorwürfe des Mobbings, Angst um den Ruf des Hauses und um fragliche getätigte Investitionen.

Das alles soll jetzt der Vergangenheit angehören. Und nicht nur für das Naturfreundehaus ist es ein Neustart. Der angehende Pächter Frank Bohn wagt sich damit ebenfalls auf neues Terrain. Ursprünglich komme er aus dem Gebiet des Trockenbaus, habe 20 Jahre auf Baustellen gearbeitet und nebenher die Gaisfelsenhütte in Waldkirch bewirtet.

"Dass er ›Hüttenerfahrung‹ hat, war für uns ein ausschlaggebender Faktor", sagt Gisela Burger, Vorsitzende der Naturfreunde-Ortsgruppe Rottweil. Im kommenden Jahr wird die Gruppe den Jungbrunnen seit 60 Jahren haben. Umso wichtiger sei angesichts dieses Ereignisses, dass nun endlich Ruhe einkehre. Dass das Naturfreundehaus recht beliebt ist, zeigt der "Publikumsverkehr".

Frank Bohn war klar: "Da muss was passieren"

Obgleich das Haus ein wenig abseits der Straße liegt, verschlägt es regelmäßig Wanderer und Radfahrer zum Naturfreundehaus. Bei denen gebe es dann immer nur eine Frage: Wann denn endlich wieder offen sei, erzählt Burger. Schließlich wurde seit März nicht mehr bewirtet. "Als wir eine Frankfurter Gruppe zu Gast hatten, hat diese sogar ein Schild mit ›geschlossene Gesellschaft‹ hingehängt, weil so viele interessierte Leute vorbeikamen", erzählt Burger.

Auch Frank Bohn war klar, als er das Haus gesehen hat – so erzählt er – dass da etwas passieren muss. Er ist ein Macher. Das Naturfreundehaus habe ihn sofort angesprochen. "Das muss einfach wieder bewirtet werden", habe er damals gedacht und im Juli gleich angerufen.

Interessenten habe es nach dem öffentlichen Wirbel aufgrund diverser Zeitungsartikel – wider Erwarten – viele gegeben, berichtet Gisela Burger. Doch die meisten waren Gastronomen, nur wenige kamen überhaupt in Frage. "Das Naturfreundehaus soll keine Speisengaststätte mit professionellem Koch werden. Wir möchten der örtlichen Gastronomie keine Konkurrenz machen, sondern eine Ergänzung sein", stellt die Vorsitzende klar. Wichtig seien die Übernachtungen und die Funktion des Treffpunkts für Jugend- oder Selbsthilfegruppen. Natürlich werde es trotzdem Speisen in der Hütte geben, aber eben einfache Dinge für jeden Geldbeutel. "Wer vorbei kommt und ein belegtes Brötchen will, der soll eins bekommen", sagt Burger. Schließlich seien die Naturfreunde aus einer Arbeiterbewegung entstanden. Da stehe das Soziale im Fokus.

Pächter denkt in die Naturfreunde-Richtung

Einige Einschränkungen für den Pächter ergäben sich auch aus dem Pachtvertrag, beispielsweise nur Großpackungen und möglichst regionale Produkte zu verwenden. "Man muss eben in die Naturfreunde-Richtung denken", so Burger zu den Kriterien. Bei Bohn sei das der Fall gewesen. "Ich bin auch so ein bisschen grün angehaucht", sagt der 54-Jährige lachend.

Ausschlaggebend für Burger war auch die Tatsache, dass Frank Bohn nicht erst im kommenden Frühjahr beginnen wollte, sondern noch in diesem Spätsommer. "Wer nicht im Urlaub ist und trotzdem etwas mit der Familie unternehmen möchte, der kommt gern zum Jungbrunnen. Man will ja auch nicht jeden Tag an den Bodensee fahren", sagt Gisela Burger. "Hier müssen die Kinder auch nicht ›an die Leine‹", meint Bohn flapsig. Sie könnten herumspringen und die Natur genießen ohne Einschränkungen. Das Naturfreundehaus sei schließlich kein Schicki-Micki-Hotel, sondern ein gemütlicher Treffpunkt. "Es gehört Mut und Unternehmungsgeist dazu, so etwas im September zu beginnen", meint Burger. Zudem habe sein Gesamtkonzept zum Naturfreundehaus überzeugt.

Bohn wird sich außerdem den unfertigen Notausgang vornehmen. "Als Ortsgruppe konnten wir das nicht machen, und Herr Bohn ist ja vom Fach", freut sich die Vorsitzende. Die notwendige Bäder- und Sanitäranlagensanierung nehme man dann im kommenden Jahr in Angriff.

Wiedereröffnungsfeier am 1. September

Derzeit arbeitet Bohn auch noch ein Winterprogramm für den Jungbrunnen aus. Geplant sind etwa Schlachtplatte Essen, Wintergrillen und eine Schneebar. Ideen für Aktionen habe er viele. Zudem hat er den Gastraum schon ein wenig umgestaltet und mit Bildern dekoriert.

An den Donnerstagen, 23. und 30. August, ist das Naturfreundehaus ab 13 Uhr mit Bewirtung und Kinderprogramm geöffnet. Die offizielle Wiedereröffnungsfeier mit Neu-Pächter Frank Bohn findet am Samstag, 1. September, statt. Dazu wird es auch noch eine kleine Überraschung des Neulings geben. Was, will er nicht verraten, nur so viel: Frank Bohn ist in seiner Freizeit leidenschaftlicher Künstler und Karikaturist.