Er kämpft um jeden Gag: Bülent Ceylan. Foto: Morlok

Der diesjährige Rottenburger Kultursommer ging mit einem absoluten Knaller zu Ende. Den Veranstaltern war es gelungen, Kabarettist Bülent Ceylan als "Luschtobjekt" in die Domstadt zu holen.

Rottenburg - Trotz stolzer Eintrittspreisen war das abgesperrte Areal rund um den Marktplatz nahezu bis auf den letzten Platz gefüllt. "Ich hab’ den vor Corona in Balingen gesehen und zweieinhalb Stunden Tränen gelacht, mir sofort die nächstbeste Karte gekauft und zwei Jahre warten müssen, bis der Typ wieder auftreten durfte", sagte eine junge Dame voller Vorfreude kurz vor dem Auftritt des Mannheimers, dessen Kurpfälzer-Dialekt ebenso wie seine langen Haare zum Markenzeichen mit hohem Wiedererkennungswert wurden.

Corona ist zwar noch nicht ganz aus der Welt, doch der Herr Künstler sei geimpft, genesen, geboostert und wenn ihm der Herr Lauterbach noch eine Spritze in den Poppes reinhauen würde, dann ginge er wie ein Düsenjäger ab und bliebe wahrscheinlich im Baukran, der wegen dem Kreissparkassenumbau auf dem Marktplatz steht, hängen, erfuhren die Besucher direkt von ihm selbst.

Ein Gag jagt den nächsten

Pünktlich fünf Minuten nach 18 Uhr kam er im schwarzen "Luschtobjekt T-Shirt" unter dem großen Jubel des Publikums auf die Bühne und legte los, wie das berühmte Duracell-Häschen. Von der ersten Minute an knallte er einen Gag nach dem anderen raus und seine Fans hatten manchmal schon Probleme, diesem Wortfeuerwerk zu folgen.

"Habt ihr Luscht? Ich will euch stöhnen hören", forderte er, und dieser Aufforderung kamen überwiegend die Damen im Publikum gerne nach. "Danke, dass ihr gekommen seid", bedankte sich Ceylan in leicht zweideutiger Art, um sich danach intensiv mit den akustischen Gepflogenheiten von Männern unterschiedlicher Nationalitäten bei ihrem Orgasmus zu beschäftigen. "Der deutsche Mann sagt nach drei Minuten, "ich komme" und seine Frau, "ich gehe", war da noch eine der harmloseren Informationen zu diesem Thema, das sich wie ein roter Faden durchs Programm zog.

Alles andere als kontaktscheu

"Für die Kinder im Publikum: Es geht hier um das Befüllen von Badewannen", flocht er ein und widmete sich umgehend zwei Mädels im Publikum, von denen er behauptete, dass er deren Mutter mehr als sehr gut kenne.

"Wie heißt du?", fragte er und die schüchterne Antwort lautete: Rebecca, elf Jahre alt. "Und du?", fragte er das Mädchen daneben. "Rebecca, sieben Jahre alt". Für diesen Zufallstreffer gab’s Sonderapplaus und für die Mädels ein Geschenk vom Onkel aus Mannheim.

Kontaktscheu ist Bülent Ceylan, der mit wenigen Utensilien immer wieder neue Charaktere erfand, auf gar keinen Fall. Mit einer Rose bewaffnet mischt er sich im Schutz seines bulgarischen Tourmanagers Ali unters Publikum um einer Dame, die schon vierzig Jahre mit dem gleichen Mann verheiratet ist, diese zu überreichen.

Leben in Rottenburg tut gar nicht so weh

Wenn man‘s nicht besser wüsste, könnte man glauben, dass die Begegnung mit Carmen und Joachim Teil des Programms war, doch der Zufall brachte es mit sich, dass Ceylan genau zum Halbstundenläuten der Dom-Glocken zwei Mannheimer, die schon 30 Jahre in Rottenburg leben, aus der Menge zupfte, die ihm zudem versicherten, dass das Leben hier gar nicht weh tut.

Bülent Ceylan erzählte von seinen Auftritten in Autokinos, bei denen die Besucher mit dem Wischwasser spritzten, wenn ihnen die Lachtränen in die Augen schossen, aber auch von seiner kriminellen Vergangenheit. "Isch war mit meim Bub in der Corona-Zeit auf dem Spielplatz rutscha, obwohl des streng verboota war", beichtete er und ergänzte, dass er jedoch der Erziehung seiner deutschen Mutter folgend, die Rutsche vorher desinfiziert hatte.

Lustigster Programmteil des Kultursommers

Als "Luscht-Objekt" machte sich der attraktive 46-jährige Mann insbesondere in den Augen der Damenwelt bestens, doch vergas er natürlich nicht, die anwesende Männerwelt als kraftstrotzende Aborigines zu loben, um so zumindest ein gefühltes Gleichgewicht herzustellen.

Die besondere Art des "Monnheimhers" zog alle in ihren Bann und seine Aufforderung, so viele Kultur- und Kabarettvorstellungen, auch von seinen weniger bekannten Kollegen zu besuchen, fiel auf fruchtbaren Boden.

Rottenburg hat in diesem Jahr mit ihrem Kultursommer vier ganz unterschiedliche Geres angeboten und damit die Vielfalt und Farbigkeit der Kunstrichtungen unter Beweis gestellt. Doch der Abschlussabend war auf jeden Fall der lustigste Programmteil in diesem Jahr.