Derzeit wird die Stadtmauer im Schwarzen Graben saniert. Micha Sonnenfroh (links) informiert sich bei Restaurator Stefan Widmer über den Stand der Dinge. Foto: Siegmeier

Ein Gerüst steht derzeit an der Stadtmauer im Schwarzen Graben. Die jüngste Baustelle des Städtischen Restaurators Stefan Widmer, der das historische Mauerwerk unter die Lupe nimmt.

Rottweil - Einst war Rottweils Kernstadt nahezu ringsrum durch eine dicke Mauer vor Feinden geschützt. Heute ist die Mauer keinesfalls mehr durchgängig vorhanden und lediglich vom Höllenstein aus bekommt man eine Ahnung, wie das einst ausgesehen haben könnte. Doch nun rücken die Relikte der einstigen Stadtbefestigung wieder in den Blick.

Meter um Meter fotografiert

Ganz besonders in den von Stefan Widmer. Der städtische Restaurator hat im Schwarzen Graben an einem Stück der Mauer eine Musterachse geschaffen. Daran wird eifrig gekratzt, geschaut, fotografiert und dokumentiert. "Hier läuft gerade die Schadensermittlung", informiert Widmer auf Nachfrage und zeigt die Beschaffenheit einzelner Steine – überwiegend Tuffsteine – auf.

Bereits vor zwei Jahren habe man mit der Bestandsaufnahme begonnen und das Mauerwerk Meter um Meter fotografiert. Auf zwei Kilometer schätzt der Fachmann die Gesamtlänge des Mauerwerks.

Dokumentation wie eine To-Do-Liste

Die Aufnahmen wurden analysiert. In der Dokumentation kann man nun genau erkennen, wo, welcher Mörtel verwendet wurde, wo Steine fehlen, oder schadhaft sind. Die Dokumentation ist sozusagen die "To-do-Liste" für die nächsten Jahre und wird derzeit mit Schwerpunkten hinterlegt. Jedoch gilt es bei der Sanierung einiges zu beachten, denn zum einen muss sie denkmalschutzkonform, und zum anderen artenschutzgerecht erfolgen.

"In den Mauerritzen wachsen beispielsweise Mauerpfeffer oder Mauerfarne, es sind auch einige Insektenarten heimisch und mögliche Lücken können von Fledermäusen oder Mauersegeln genutzt werden", erklärt Micha Sonnenfroh, Leiter des Teams Stadtgrün und Gewässer, sowie Projektleiter Landesgartenschau. Die Denkmalbehörde und die Untere Naturschutzbehörde müssen also mit ins Boot. Bis zur Landesgartenschau im Jahr 2028 wolle man wichtige Bereich der Mauer saniert haben. Meter um Meter arbeitet sich Stefan Widmer voran, teilweise hat er auch einen Steinmetz mit an Bord. "Größere Arbeiten müssen wir natürlich ausschreiben", erklärt Sonnenfroh. Aber soweit sei man noch nicht.

Arbeit gibt es jede Menge

Arbeit gibt es an den Mauerstücken reichlich. "Teilweise wurde der falsche Mörtel verwendet, an manchen Stellen Löcher nur zugestopft, teils fehlen Steine, oder sie sind locker", zeigt Widmer. Der Tuffstein, aus dem ein Großteil der Mauer besteht, ist ein offenporiger Stein. "Wenn man den schließt, dann dringt Wasser ein, kommt aber nicht mehr heraus und zerstört den Stein irgendwann", erklärt der Restaurator.

Originalabschnitte der Mauer gebe es noch beispielsweise im Bereich zwischen Viadukt und "Löwen". An anderen Abschnitten sei über die Jahrhunderte immer mal wieder gearbeitet worden. "Der erste Teil der Stadtmauer stammt aus dem Jahr 1240, die letzten Stücke wurden in den 2000er Jahren betoniert", zeigt Micha Sonnenfroh auf.

Die Art der Sanierung, wie man sie jetzt vornehme, sei zwar zeitintensiver und aufwendiger, "dafür aber nachhaltiger", so Sonnenfroh.

Ein Ziel sei, die Stadtmauer mit Blick auf die Landesgartenschau wieder erlebbar und erfahrbar zu machen. Bis dahin gibt es noch eine Menge zu tun.