Schraubenkönig Reinhold Würth bittet seine Mitarbeiter in einem Brief, genau zu überlegen, wem sie ihre Stimme geben. Die Reaktion der AfD lässt nicht lange auf sich warten. Auch Ministerpräsident Kretschmann äußert sich.
AfD-Landeschef Markus Frohnmaier wirft dem als Schraubenkönig bekannten Unternehmer Reinhold Würth Einflussnahme auf die anstehenden Kommunal- und Europawahlen vor. „In anderen Ländern bezeichnet man Milliardäre wie Herrn Würth, die Wahlen unbotmäßig in ihrem Sinne manipulieren wollen, deshalb als Oligarchen“, sagte Frohnmaier am Dienstag. Es sei gerade ein Merkmal von Diktaturen, wenn Chefs ihren Mitarbeitern vorschreiben, was sie wählen sollen.
Würth hatte in einem Schreiben an seine Mitarbeiter appelliert: „Überlegen Sie, wem Sie bei den verschiedenen Wahlen Ihre Stimme geben. Bloß wegen ein bisschen Spaß an der Freude Rabatz zu machen und aus Unmut über die Ampelregierung die AfD zu wählen, ist einfach zu wenig.“
Würth hält Parallelen zur Weimarer Republik für falsch
Der Firmenpatriarch machte in dem Schreiben aber auch klar, dass die Würth-Gruppe sich üblicherweise nicht zum politischen Geschehen äußere. Er schreibt weiter, er schließe sich jetzt denjenigen an, die gegen die AfD auf die Straße gingen. Gleichzeitig wandte er sich gegen diejenigen, die Parallelen zur Weimarer Republik ziehen. Der Zulauf zu Adolf Hitlers NSDAP sei „tatsächlich die Folge einer „bittertiefen Notsituation aller Deutschen“ gewesen. Heute dagegen müsse niemand hungern oder frieren. „Ich wette, dass der durchschnittliche AfD Wähler über ein eigenes Auto verfügt und mindestens einmal im Jahr in den Urlaub fährt“, schreibt Würth.
Würth ist nicht der einzige Unternehmer, der sich in Sorge vor dem Erstarken rechter und rechtsextremer Kräfte geäußert hat. Die Spitzenverbände der Wirtschaft hatten bereits Ende des Jahres – also vor Bekanntwerden der Correctiv-Recherchen – vor Wahlerfolgen der AfD gewarnt.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat die Kritik von „Schraubenkönig“ Reinhold Würth an der AfD in hohen Tönen gelobt. Er beurteile das positiv, dass sich die Wirtschaft positioniere und sich engagiere, dass Deutschland eine stabile Demokratie bleibe, sagte der Grünen-Politiker am Dienstag in Stuttgart. Er habe sich sehr über die Äußerungen Würths gefreut. Diese seien sehr deutlich, ernsthaft und „zugleich sehr charmant“ formuliert. Kretschmann sprach von einer „sehr abgewogenen Haltung eines lebenserfahrenen Menschen, der wisse, wie Erfolg zustande komme.