Ein Wolf blickt über die Schulter. Auch im Zollernalbkreis ist es denkbar, dass sich die Tiere irgendwann ansiedeln. Foto: dpa/Sina Schuldt

Angesiedelt hat sich noch keiner der grauen Gesellen im Zollernalbkreis, auch die Nachweise bleiben seit vor einem Jahr aus. Warum das nicht so bleiben muss, erklärt Johanna Fritz von der forstlichen Versuchs- Forschungsanstalt Baden-Württemberg.

Der Wolf ist nach Burladingen gekommen – und wieder gegangen. Vor einem Jahr wurde mit einer Wildtierkamera auf der Gemarkung Burladingen ein Wolf aufgenommen. Er hat sich nicht niedergelassen und auch seine Artgenossen haben wohl nicht nur um Burladingen, sondern um den gesamten Zollernalbkreis seither einen Bogen gemacht. Sichere Nachweise oder Sichtungen gab es nicht mehr, wie aus einer Aufstellung des Landesumweltministeriums zu entnehmen ist.

 

Dennoch: Dass sich Wölfe im Zollernalbkreis niederlassen, ist alles andere als ausgeschlossen. Ein Wolf will sein Territorium für sich und sein Rudel, ohne Konkurrenz. „Wölfe bilden dort ein Territorium, wo noch kein anderer Wolf eines eingerichtet hat und das Nahrungsangebot stimmt“, erklärt Johanna Fritz von der FVA, die Wolfssichtungen dokumentiert und Risse (durch andere Tiere getötete Tiere) untersucht.

Ganz Baden-Württemberg potenzielles Wolfsgebiet

Auch im Zollernalbkreis könnten sich dementsprechend Wölfe dauerhaft heimisch einrichten. Immerhin ist das Territorium sozusagen unbeanspruchtes Areal. Allein ist der Kreis damit nicht: „In ganz Baden-Württemberg ist damit zu rechnen, das Wölfe durchziehen oder sich in einem Territorium niederlassen“, erklärt Fritz.

Im Schwarzwald, beziehungsweise in Baden-Württemberg, leben bislang nur wenige Wölfe: namentlich GW852m, der im Landkreis Freudenstadt und bei Bad Wildbad (Kreis Calw) unterwegs ist, GW2103m, der beim Feldberg zuhause ist.

Die meisten Sichtungen in Baden-Württemberg gibt es am Schluchsee. Dort sind die Färe, also Weibchen, GW2407f und Rüde GW1129m bereits ins Familienleben gestartet: Im vergangenen Juni konnten Welpen nachgewiesen werden – damit ein Rudel.

Wölfe können weite Strecken wandern

Dass es in Baden-Württemberg bislang nur wenige Wölfe gibt, spricht ebenfalls nicht dagegen, dass sich im Zollernalbkreis ein Wolf sein neues Zuhause einrichtet. „Wölfe können sehr weite Strecken erwandern, daher können sie praktisch aus dem ganzen europäischen Raum zu uns kommen.“

Die vier sesshaften oder „territorialen“ Wölfe in Baden-Württemberg kommen laut FVA etwa aus Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und der Alpenregion. Ein Wolf gilt dann als sesshaft, wenn er nachweislich mindestens ein halbes Jahr an einem Ort bleibt. Allerdings sind die Wölfe auch oft „nur“ auf der Durchreise in andere Gegenden.

In ganz Deutschland gibt es mittlerweile 184 Wolfsrudel, zusätzlich 47 Wolfspaare sowie 22 sesshafte Einzelwölfe wurden bestätigt.

Elf Wölfe illegal getötet, 125 bei Verkehrsunfällen umgekommen

Ein großer Feind für den Wölfe ist der Mensch: Grade Nutztierhalter sind von den geschützten Raubtieren wenig begeistert. Von Zeit zu Zeit kommt es zu Wolfsrissen. Im vergangenen Jahr riss GW852m etwa in der Gemeinde Seewald (Kreis Freudenstadt) mehrere Schafe. 43 Tiere fielen 2018 einem Wolfsangriff in Bad Wildbad zum Opfer, teils durch Bisse, teils als sie bei der Flucht in den Fluss ertranken.

Im Monitoringjahr 2022/23 (1. Mai 2022 bis 30. April 2023) wurden laut Dokumentation- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf elf Wölfe illegal getötet. Ebenfalls ein Risiko ist der Mensch mit motorisiertem Untersatz. Von deutschlandweit 159 tot aufgefunden Tieren im gleichen Monitoringzeitraum starben allein 125 bei Verkehrsunfällen.