Aus dem Hahn zu trinken empfiehlt sich derzeit nicht... Foto: Kistner

Im Leitungswasser der Onstmettinger Raichberghalle sind sogenannte Legionellen festgestellt worden, deren Konzentration das zulässige Maß übersteigt. Jetzt sinnt die Stadt auf Abhilfe.

Über den Waschbecken angeschlagene Zettel warnen davor, das Leitungswasser zu trinken; vor allem aber ist das Duschen untersagt. Legionellen – der Name geht auf den ersten großen Ausbruch zurück, der 1976 in der Folge eines Veteranentreffens in den USA registriert wurde – sind Bakterien, welche die Atemwege und die Lunge befallen und im schlimmsten Falle tödliche Lungenentzündungen hervorrufen können. Das bedeutet, dass sie, wenn sie beim Trinken in den Organismus gelangen, lange nicht so gefährlich sind, als wenn sie eingeatmet werden. Sie warten vorzugsweise in Wasserleitungen auf ihre Chance, und die kommt, sobald das Wasser aus dem Duschkopf spritzt, Dampf austritt und die Luft Aerosole aufnimmt – die müssen dann nur noch eingeatmet werden.

Vermutlich kommt das öfter vor, als man meint – nicht jede Legionellen-Infektion führt zu einer Pneumonie oder gar zum Exitus; dass es 1976 gleich mehrere Mitglieder der „American Legion“ traf, erklärt sich durch das Alter der Opfer: Sie waren ältere Herren und ihre Immunabwehr wohl nicht mehr auf der Höhe. In Albstadt sind auch keine Krankheitsfälle bekannt geworden; dass jetzt in Onstmettingen Legionellenalarm geschlagen wird, liegt daran, dass bei einer der Beprobungen des Leitungswassers, die regelmäßig vorgenommen werden, eine übergroße Zahl von „koloniebildenden Einheiten“ aufgetreten war. Man muss sich das so vorstellen: Ein Nährboden, ein „Agar“, wird mit dem Wasser beträufelt, und anschließend werden Pünktchen auf dem Agar gezählt. Die Pünktchen sind Bakterienkolonien, und wenn ihre Zahl groß ist, dann sollte man sich vor dem fraglichen Wasser in Acht nehmen.

Bisher genügte ein Hitzeschock

In der Raichberghalle ist dieser Punkt mittlerweile erreicht. Bereits in der Vergangenheit waren immer wieder Legionellen im Leitungswasser aufgetaucht, aber denen war dadurch beizukommen, dass man die Leitungen mit 80 Grad heißem Wasser spülte. Das mögen Legionellen nicht; sie fühlen sich in Wasser, das zwischen 25 und 55 Grad warm ist, am wohlsten. Die Standardtemperatur des Leitungswassers sollte daher mindestens 60 Grad betragen, aber das bedeutet natürlich, dass es beim Austritt heruntergekühlt werden muss; schließlich sind 60 Grad nicht nur Legionellen, sondern auch Menschen zu heiß.

Müssen die Leitungen raus?

So oder so, mit 80-Grad-Hitzeschocks ist es jetzt nicht mehr getan. Das liegt unter anderem daran, dass die Raichberghalle 47 Jahre alt ist. In ihren Leitungen hat sich im Lauf der Jahrzehnte Kalk abgelagert, haben sich Inkrustationen gebildet, die sich als „Habitat“ für die Bakterien förmlich anbieten. Wollte man das Problem an der Wurzel packen, dann müsste man diese Leitungen herausreißen – so wie im Zuge der Sanierung des benachbarten Hallenbads geschehen. Auch die Raichberghalle steht auf der Liste der zur Sanierung anstehenden städtischen Hallen, aber misslicherweise nicht gerade weit oben; es dürfte noch viele Jahre dauern, bis es so weit ist. Unter Umständen kann es passieren, das sich die Stadt gezwungen sieht, eine separate Leitungssanierung vorzuziehen. Derzeit werden im Technischen Rathaus alle Optionen geprüft – unter Beteiligung eines Fachingenieurs.

...und Duschen schon gleich gar nicht. Foto: Kistner