Ab auf’s Rad (von links): Winfried Hermann, Günther-Martin Pauli und Sevgi Turan-Rosteck. Foto: Müller

Das Radwegenetz in Albstadt ist ausbaufähig – das hat auch Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann festgestellt. Seine Forderung: Ziele definieren und ein ganzheitliches Radwegekonzept erstellen.

Albstadt-Ebingen - Kaum ist die Talgangstraße auf dem linken Schmiechaufer zwischen Truchtelfingen in Ebingen in eine Fahrradstraße umgewidmet worden, radelte schon politische Prominenz auf deren Asphalt. Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Bündnis ’90/Die Grünen) hat sich gemeinsam mit dem Grünen-Bundestagskandidaten für den Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen, Johannes Kretschmann, Landrat Günther-Martin Pauli und dem Stadtverbandsvorsitzenden Markus Ringle aufs Fahrrad geschwungen, um das Albstädter Radwegenetz unter die Lupe zu nehmen. Das Fazit sieht ernüchternd aus: Lückenhaft ist es und dadurch unsicher und unattraktiv.

Neu ist das regelmäßigen Radfahrern in Albstadt nicht – der Stadtverband der Grünen zieht daher regelmäßig mit Fahrraddemos durch die Stadtteile. Ihre Forderung: Ein sicheres Radwegenetz für Albstadt, das dem Alltagsverkehr dient – sowohl für jene, die jetzt schon Fahrrad fahren, aber auch so gut ausgebaut, dass sich mehr Menschen dazu entschließen, öfters das Fahrrad zu nehmen.

Verkehrsminister Hermann, selbst leidenschaftlicher Fahrradfahrer, sieht ein ganzheitliches Konzept als unabdingbar. "Wenn man Radverkehr fördern will, dann bringen einzelne Maßnahmen wenig". Sein Ziel: In den kommenden zehn Jahren 7000 bis 8000 Kilometer gutes und sicheres Radnetz im Land aufbauen. Rund 6000 Kilometer hat man schon, aber das ist lückenhaft oder von minderer Qualität. Vor allem gilt es, im Radwegenetz sichere Querungen zu schaffen. Dazu gehört auch – ähnlich wie es im Straßenverkehr für motorisierte Fahrzeuge der Fall ist – eine adäquate Beschilderung der Wege.

"Das Angebot entscheidet"

Und: Das Netz soll regelmäßig überprüft werden. "Das Angebot ist entscheidend, nur mit guter Infrastruktur können wir auch Menschen dazu bewegen, vermehrt auf das Fahrrad zu bauen", betont Ringle. Schließlich lautet das Ziel des Landes, dass 20 Prozent aller Wege sowohl in der Stadt als auch auf dem Land mit dem Fahrrad zurück gelegt werden. Städte wie Freiburg und Tübingen hätten diese Marke laut Hermann schon längst geknackt, aber auf dem Land, insbesondere in Kleinstädten, sehe es noch mau aus. Lediglich fünf Prozent aller Wege werden mit dem Rad zurückgelegt – und das, obwohl rein rechnerisch in Deutschland auf jeden Einwohner ein Fahrrad kommt.

Johannes Kretschmann erklärt, dass das Fahrradfahren auf dem Land an einer Art Imageproblem leide: "Man muss den Radfahrern etwas bieten, und das Prestige fördern", so der Bundestagskandidat – Stichwort gute Fahrradwege; Fahrradschnellstraßen sind laut Hermann aktuell das neueste Projekt.

Am Ende aber geht es weder um Komfort noch um Prestige, sondern um Klimaschutz. "Und das ist keine Freiwilligkeitsleistung, sondern eine Pflicht", sagt Kretschmann. Und daher müsse die Verkehrswende schnell kommen. Doch der Verkehrsminister hat beobachtet, dass die Mühlen gerade beim Ausbau von Fahrradschnellstraßen oftmals langsam mahlen – zu viele Interessen befeuern eine lange Diskussion. "Mit so einer Einstellung können wir den Planeten nicht retten", sagt Hermann.