Fährt am Samstag um die Medaillen: Lisa Heckmann. Foto: Küstenbrück

Radsport: 66. Cross-DM beginnt am Samstag. Hauptrennen der Herren am Sonntagmittag. 

Elisabeth Brandau und Marcel Meisen sind die Favoriten bei der 66. Deutschen Meisterschaften im Cyclo-Cross, die am Samstag und Sonntag in Albstadt steigen. Die beiden Titelverteidiger selbst rechnen aber mit hartnäckiger Konkurrenz.

Elisabeth Brandau war sich nach den beiden Weltcup-Rennen in Namur und Zolder (beide Belgien) Ende Dezember ziemlich unsicher ob ihrer eigenen Verfassung. Nach ihrem fünften Rang am 2. Januar beim internationalen Rennen in Meilen (Schweiz) sie deshalb etwas erleichtert. Auch wenn der Wettkampf nicht reibungslos verlief, "das Gefühl war viel besser" als zuletzt. Wenn die amtierende Deutsche Meisterin im Cyclo-Cross und Cross-Country- gesund und in Normalform ist, dürfte am Samstag unter normalen Umständen am Albstadion der Weg zum Titel nur über sie führen.

Brandau rechnet indes durchaus mit Konkurrenz. Die Deutsche Marathon-Meisterin Janine Schneider (Lottstetten) hat sich im Cyclo-Cross diesen Winter immer weiter verbessert. Ob das reicht gegen die Spezialistinnen wie die Vorjahres-Dritte Stefanie Paul (Hannover) oder Lisa Heckmann vom VC Darmstadt dagegen zu halten, wird sich zeigen. Im Vorjahr war Schneider immerhin Fünfte. "Ich bin bisher zufrieden mit meiner ersten richtigen Cross-Saison, bin aber sicherlich eine Anfängerin", erklärt Schneider. "Ich hatte noch etwas mit einem Virus zu schaffen und zwischenzeitlich noch meine Arbeitsstelle gewechselt. Keine Ahnung, was ich erreichen kann, ich starte einfach, um Spass haben", hält die Physiotherapeutin den Ball flach. Stefanie Paul gewann vor 14 Monaten in Albstadt auf der DM-Strecke das damalige Rennen zum Deutschland-Cup (jetzt Cross-Bundesliga) und hat in dieser Saison ihren Gesamtsieg in der nationalen Serie wiederholt. Elisabeth Brandau macht noch auf eine weitere, etatmäßige Mountainbikerin aufmerksam: Kim Anika Ames (Hirzweiler) wurde Saarland-Meisterin und schlug in diesem Rennen auch Lisa Heckmann. Zuletzt belegte sie bei einem Rennen in Luxemburg Rang zwei, wieder vor der DM-Vierten des Vorjahres.

"Eine Deutsche hat immer eigene Gesetze. Ich gebe mein Bestes und hoffe, dass der Kurs nicht hunderttausend Kurven hat. Dann werde ich das schon hinkriegen", meint Brandau.

Meisterschaften haben ihre eigenen Gesetze – dieser Satz fiel mit seinem kleinen Körnchen Wahrheit natürlich auch bei den Herren. Nimmt man die internationalen Ergebnisse als Maßstab, ist der aktuelle Weltranglisten-Zwölfte Marcel Meisen die klare Nummer eins – abgesehen davon, dass er in den vergangenen drei Jahren auf den Titel abonniert war. Vier Saisonsiege und zwei Top-Ten-Ergebnisse hat der WM-Achte des Vorjahres in seiner Bilanz stehen. "Ich denke, die Form ist okay", sagte Marcel Meisen nach seinem Sieg in Meilen und wirbt um Zuschauer für die DM in Albstadt. "Sascha ist sicher auch nicht schlecht drauf. Das wird ein schönes Duell, denke ich. Die Leute können gucken kommen." Sascha, heißt mit Nachnamen Weber und ist der vierfache Vize-Meister im Cyclo-Cross. Der in Freiburg lebende Mann aus St. Wendel und der Titelverteidiger sind seit Jugendzeiten miteinander befreundet, aber auch Rivalen. "Zwischen uns beiden wird es wohl entschieden", so Meisen, "Es haben noch nicht viele bewiesen, dass sie mit uns mithalten können." Genauer gesagt: keiner. Auch Vorjahres-Vizemeister Manuel Müller (RSV Whyl) hat sich in diesem Winter noch nicht so stark präsentiert, dass es ihm zuzutrauen wäre, das Duo zu sprengen. Im Vorjahr schlug er Weber im Kampf um Silber, nachdem der Saarländer zuvor an einer Krankheit laboriert hatte. Weber wiederum sagt: "Es zählt der Titel oder nichts." Für ihn nach vier Silbermedaillen sowieso. Aber auch weil nur der Titelgewinner übers Jahr durch das Meisterjersey erkennbar ist. Also wird er auf ein Neues versuchen Meisen das Trikot abzuluchsen. Der Stolberger kennt seinen Rivalen natürlich sehr genau und weiß, "was nicht passieren darf." Weber ist inzwischen vom Cyclo-Cross- zum MTB-Spezialisten mutiert, holte sich 2019 im Marathon das Meistertrikot. Nun liegt sein Fokus auf der Disziplin mit den breiten Reifen. Das wiederum könnte ihn auch entsprechend locker machen.

Bundesliga-Gesamtsieger Paul Lindenau (Hamburg) wäre einer, der eine Schwäche der Favoriten nutzen könnte. Auch der Münchner Max Holz – er gewann das Cross-rennen in Albstadt im vergangenen Jahr – hat in dieser Saison schon gute Leistungen gezeigt.

Volles Programm

Doch nicht nur in den Eliteklassen der Damen und Herren geht es am Wochenende in Albstadt um die Meistertrikots. An den beiden Tagen werden 13 Meister-Titel in den verschiedenen Klassen von der U15 bis zu den vier Masters-Kategorien vergeben. Insgesamt sind es an die 500 Cyclo-Crosser, die sich am Albstadion auf dem 2,6 Kilometer langen, sehr zuschauerfreundlichen Rundkurs tummeln. DM-Luft schnuppern werden übrigens auch sechs Lokalmatadore von der RSG Zollern-Alb Albstadt.

Samstag

10 Uhr: Jugend weiblich U17 (30 Minuten)

10.02 Uhr: Schülerinnen U15 (20 Minuten)

11.10 Uhr: Schüler U15 (20 Min)

12.15 Uhr: Masters 3 (40 Min), Masters 4 (40 Min)

13.45 Uhr: Jugend männlich U17 (30 Min)

15 Uhr: Frauen Elite (50 Min), Frauen U23 (40 Min), Juniorinnen U19 (35 Min).

Sonntag

9 Uhr: Jedermann m/w ab Jahrgang 2002 (30 Minuten)

10 Uhr: Junioren U19 (40 Min)

11.20 Uhr: Männer U23 (50 Min)

13.10 Uhr: Masters 2 (40 Min)

15 Uhr: Männer Elite (60 Min)