Den Gesamtweltcup der U23-Kategorie hat Ronja Eibl bereits in der Tasche. Foto: Küstenbrück

Mountainbike: Grosselfingerin zählt in Mont Sainte Anne zu Favoritinnen. Staffelstart am Mittwoch noch ungewiss.

Zum dritten Mal in ihrer noch jungen Karriere wurde Ronja Eibl von der RSG Zollernalb für eine WM nominiert. In kanadischen Mont Sainte Anne gehört sie diesmal zu den größten Hoffnungen im Lager der deutschen Mountainbiker.

Und zehn Monate vor der Heim-WM in Albstadt geht sie auch relativ gelassen damit um. "Ich habe schon viel darüber gehört", sagte Ronja Eibl vor der Abreise an die kanadische Ostküste. Tatsächlich kann man vom Weltcup im kleinen Skigebiet am Sankt-Lorenz-Strom auch schon viel gehört haben, denn Mont Sainte Anne ist der Weltcup-Klassiker schlechthin.

Die Macher um Patrice Drouin haben die offizielle Weltcup-Serie 1991 sogar mit aus der Taufe gehoben und damit Geschichte mitgeschrieben. Seither ist man ununterbrochen mit dabei.

En passant Geschichte schreiben, das könnte auch Ronja Eibl dort gelingen. Zumindest aus deutscher Sicht, denn noch nie seit der Einführung der U23-Kategorie der Frauen bei der WM gab es für den Bund Deutscher Radfahrer in diesem Rennen eine Medaille zu bejubeln. Und der Heim-WM in zehn Monaten eine Steilvorlage liefern.

Dass sie eine Medaillenhoffnung ist, dem begegnet Ronja Eibl ganz nüchtern. "Ich weiß, was andere von mir erwarten und es sind dieselben Erwartungen, die ich auch an mich habe", sagt die Grosselfingerin. "Wenn ich mir nicht zu viel Druck mache, es nicht an mich herankommen lasse, dann komme ich schon damit klar." Bundestrainer Peter Schaupp glaubt, dass bei Eibl "vieles drin ist, wenn sie mit den Situationen im Rennen mental gut klar kommt."

Der bisherige Saisonverlauf mit drei U23-Weltcupsiegen und dem vorzeitigen Gesamtsieg, war mehr als Eibl erwartet hatte. "Der Rest der Saison soll mir aber auch noch gut gelingen", sagt die U23-Meisterin. Sich auf den Lorbeeren ausruhen, das kommt nicht in Frage. Dass es aber auch ganz schnell vorbei sein kann mit den Ambitionen, das machte der Plattfuß bei der Europameisterschaft in Tschechien noch mal auf unangenehme Weise sehr deutlich. "Ich hoffe, ich komme ohne Zwischenfall durch."

Zahlreiche Anwärterinnen auf Edelmetall bei U23

Und es gibt eine ganze Anzahl an Gegnerinnen im U23-Rennen, die Ronja Eibl das Wasser reichen können. Allen voran die Schweizerin Sina Frei, die im Elite-Weltcup in dieser Saison bereits dreimal Vierte wurde und 2017 Weltmeisterin in der U23 war. Albstadt-Siegerin Laura Stigger, die Spanierin Rocio Garcia, die zuletzt im Elite-Rennen in Lenzerheide Zehnte wurde, die Britin Evie Richards und auch die Italienerin Martina Berta, die in Lenzerheide vor Eibl siegte, werden am häufigsten genannt. Alle wollen und alle können auch eine Medaille gewinnen. Insofern kommt es auch auf die Tages-Form an.

Auf jeden Fall gibt es am alpinen Skihang des Mont Sainte Anne steile Anstiege, die Ronja Eibls Kletterkünsten entgegen kommen sollten. Fahrtechnisch ist der vier Kilometer lange Kurs in einigen Passagen eine Herausforderung, scharfkantige Felsen und viele Wurzeln prägen den Untergrund. Gegen Defekte helfen eine saubere Linienwahl und ein gut gewählter Reifendruck.

Prinzipiell sollte das Terrain am Samstag um 10 Uhr (16 Uhr MESZ) für Ronja Eibl besser passen als das in Lenzerheide. Sich auf Flachpassagen über Wurzeln zu drücken, da fehlt ihr noch die Kraft. "Daran will ich im Winter arbeiten", kündigt Eibl an. Jetzt aber nimmt sie erst mal die WM in Angriff, mit dem was sie hat und das ist ja eine ganze Menge.

Wie 2018 in der Schweiz wird Ronja Eibl am Mittwoch (12.30 Uhr Ortszeit, 18.30 Uhr MESZ) auch in Kanada das Staffel-Rennen bestreiten. Vergangenes Jahr gab es Silber und die fabelhaft schnelle Runde der Grosselfingerin. "Die Staffel ist ein schöner Aufgalopp in die WM und es ist eine Ehre dabei zu sein. Die Erinnerungen an 2018 sind schön und ich weiß, dass wir viel erreichen können, wenn alle gut durchkommen", sagt Eibl, die am Freitag 20 Jahre alt wird. Zudem könne die eine Runde im Wettkampf-Tempo ein "Bein-Öffner" sein, und man lerne die Strecke in der Renn-Situation kennen. "Aber es macht auch Spaß für ein Team zu fahren. Sonst macht ja jeder eher sein Ding, auch wenn wir im Mountainbike schon den Team-Gedanken pflegen", fügt sie noch hinzu.

Das Quintett ist bis auf die Junioren-Position identisch mit der Silberstaffel vom Vorjahr. Der wieder erstarkte Manuel Fumic, die EM-Dritte Elisabeth Brandau und U23-Fahrer Max Brandl waren schon in Lenzerheide dabei. Auf der Junioren-Position kommt voraussichtlich Vize-Meister Markus Eydt zum Einsatz.

In Mont Sainte Anne hat die deutsche Staffel übrigens zum ersten Mal überhaupt eine WM-Medaille gewonnen. 2010 war es auch Silber. Insofern ist das für die Deutschen ein gutes Pflaster. Allerdings stellten sich bei Ronja Eibl Ende vergangener Woche Magenprobleme ein, die sie bis zum Sonntag noch nicht im Griff hatte. Ob sie in der Staffel tatsächlich zum Einsatz kommt, wird wohl erst kurzfristig entschieden.