Samuel Böttinger greift an: Der 28-jährige Profi-Triathlet will international in die absolute Spitze. Foto: Sportograf Digital Solutions GmbH

Profi-Triathlet Samuel Böttinger aus Neuhengstett hatte einen guten Saisonstart. In Österreich ließ er die Fans hinter die Kulissen blicken.

Um kurz vor 4 Uhr klingelt sein Wecker. Es ist der Morgen vor dem Wettkampf in Österreich in der Region Kaiserwinkel-Walchsee. In der Dunkelheit, nur mit einer Stirnlampe ausgerüstet, klettert Samuel Böttinger, seit 2021 Profi, von der Matratze seines ausgebauten Busses und schmiert sich ein Weißbrötchen mit Honig.

Essen: nicht zu viel – nicht zu wenig

Um diese Uhrzeit ist nur eines wichtig für ihn: Essen. Nicht zu viel und nicht zu wenig, und leicht verdauliche Nahrung soll es sein. Die Kohlenhydratspeicher müssen komplett gefüllt sein. Dafür steht er vier Stunden vor dem Startschuss auf. Danach schläft der Extremsportler gerne nochmals eine Stunde und „drückt mindestens zweimal den Snooze-Button“, so berichtet er schmunzelnd.

Zwar regnet es in Strömen und von der sonst atemberaubenden Berglandschaft der Region ist wenig zu sehen, doch Böttinger, der eine Woche später sein Debüt auf der Langdistanz geben wird, bekommt von all dem wenig mit, er ist hoch fokussiert: In der Wechselzone wird ein letztes Mal das Rad, welches eher einer Rennmaschine gleicht, geprüft. Räder werden aufgepumpt und Energy-Gels in Radflaschen gedrückt.

Böttingers Rennanzug ist mit seinen Sponsoren bedruckt. Jeder Handgriff ist automatisiert, schließlich muss der Wechsel vom Schwimmen zum Radfahren und vom Radfahren zum Laufen später im Wettkampf reibungslos geschehen.

Es wimmelt und dröhnt

Im Start-Bereich am Walchsee wimmelt es nur so von Menschen mit schwarzen Neoprenanzügen, und aus großen Lautsprechern dröhnen Musik und Moderatorenstimmen. Da vergisst man schnell die frühen Morgenstunden. Die Profiathleten stehen hüfttief im See. Es folgt ein herzschlagartiger Du-Dumm-Rhythmus, und die Nervosität der 40 Profiathleten und der rund 2500 Altersklassenathleten ist überall spürbar.

Beißende Stille, der Moderator zählt die Sekunden: drei, zwei, eins – um 8.30 Uhr ertönt der Startschuss, und die Profis schwimmen sprintend los. Es folgen 1,9 Kilometer Schwimmen im See, 90 Kilometer mit 1300 Höhenmetern auf dem Rad und am Ende noch ein 21,1 Kilometer langer Lauf auf einem Rundkurs um den See.

Blasen plagen beim Laufen

Böttinger kommt nach 25 Minuten aus dem Wasser und führt anschließend die zweite Radgruppe an. Den Halbmarathon läuft er solide in 1:14 Stunden. Diesen hatte er sich schneller ausgerechnet, doch es plagen ihn riesige Blasen an den Füßen. Im Ziel stoppt die Uhr bei 3:53 Stunden, Platz 13. „Das ist ein gutes Ergebnis, aber natürlich will ich mehr“, berichtet er zusammenfassend.

Positiver Saisoneinstieg

Insgesamt kann Böttinger positiv auf die letzten Wochen blicken. Sein Saisoneinstieg war der traditionsreiche Buschhütten-Triathlon, eine olympische Distanz mit einem Top-Ten-Ergebnis. Zwei Wochen später folgte der Ironman70.3 Kraichgau mit einem stark besetzten, internationalen Starterfeld. Der 19. Platz war hier zufriedenstellend, auch wenn er beim Halbmarathon aufgrund mangelnder Energie kämpfen musste.

Drei Wochen später reiste er mit dem Zug zum Ironman 70.3 nach Luxembourg. Nur mit einem Rucksack und einem Schlafsack ausgestattet, nächtigte er am Abend vor dem Wettkampf direkt an der Mosel. Aufgrund der warmen Wassertemperatur war bei diesem Rennen ein Neoprenanzug verboten. Während des Wettkampfs musste er wegen der extremen Hitze seinen Körper immer wieder mit Wasser und Eis kühlen und sich gut verpflegen. Am Ende wurde er Zehnter und hatte die fünfschnellste Laufzeit in der Tasche.

... und dann der erste Ironman

Nach dem Österreich-Abenteuer folgte das Highlight. Zum ersten Mal wagte sich Böttinger auf die Langdistanz. Beim Ironman Switzerland in Thun hatte er alles wie bisher zu meistern – „nur doppelt so lang“, sagt er lachend. 3,8 Kilometer schwimmen, 180 Kilometer Rad fahren und 42,2 Kilometer laufen. „Das ist eine andere Welt“, so Böttinger. Die ihn am Ende nach 9:07:20 Stunden auf den 22. Platz geführt hat.