Kirchgang in Sandringham: Prinz Louis (Mitte) mit seinem Bruder Prinz George und seiner Großcousine Mia Tindall. Foto: IMAGO/Cover-Images/IMAGO

Prinz Louis Arthur Charles war erst sieben Stunden alt, als er das erste Mal Fotografen sah. Jetzt wird der jüngste Wales-Sohn sechs. Sein Geburtstag fällt in keine ganz einfache Zeit für seine Familie.

Der neue Prinz Harry. Das ist das Image, das die britischen Boulevardmedien Prinz Louis verpasst haben. Dabei wird der an diesem Dienstag erst sechs Jahre alt. Seine Eltern, Prinzessin Kate und Prinz William, dürften sich bemühen, ihren Jüngsten Louis Arthur Charles, der am 23. April 2018 in London auf die Welt kam, angemessen hochleben zu lassen. Auch wenn die Wales’ gerade große Sorgen haben: Kate ist an Krebs erkrankt und muss sich einer adjuvanten Chemotherapie unterziehen.

Ihre drei Kinder stehen für die Prinzessin von Wales an erster Stelle. In der Videobotschaft, in der Kate Ende März ihre Diagnose öffentlich machte, wurde sie sehr persönlich, als sie auf Louis und seine älteren Geschwister George und Charlotte zu sprechen kam: „Ich habe Zeit gebraucht, um mich von der großen Operation zu erholen und mit der Behandlung beginnen zu können. Vor allem aber haben wir Zeit gebraucht, um George, Charlotte und Louis alles in einer für sie angemessenen Weise zu erklären und ihnen zu versichern, dass es mir gut gehen wird.“

Schon wenige Stunden nach seiner Geburt traf Louis das erste Mal auf Fotografen. Foto: DPA/John Stillwell

Die Wales-Kinder sind ein Garant für schöne Bilder

Das Mitgefühl der Britinnen und Briten ist gewaltig – vor allem auch für die drei Wales-Kinder. Sie sind Großbritanniens liebste Grundschulkinder. Wann immer die Drei öffentlich auftauchen, sind alle hingerissen. Momentan hat das Land echte Entzugserscheinungen, denn genau wie ihre Mutter Kate hat man auch Prinz George (10), Prinzessin Charlotte (8) und Prinz Louis seit Weihnachten nicht mehr bei offiziellen Terminen gesehen. Zuletzt besuchte zumindest George zusammen mit seinem Vater William ein Spiel ihres Lieblingsclubs Aston Villa.

Vor allem das Nesthäkchen Louis ist stets ein Garant für niedliche Bilder: Bei „Trooping the Colour“, der Geburtstagsparade für seinen Großvater König Charles III., brachte er die Nation zum Schmunzeln, als er sich beim Anblick der Pferdeäpfel, die die 200 Rösser hinterlassen hatten, die Nase zuhielt. „Frecher Louis begeistert Fans bei Opas erstem Trooping the Colour“, titelte der „Sunday Express“. Die „Daily Mail“ schwärmte, Prinz Louis sei der geborene Charmeur.

Mamas Nesthäkchen: Prinz Louis und Prinzessin Kate beim „Platinum Jubilee“ der Queen im Jahr 2022. Foto: dpa/AP/Chris Jackson

Zusammen mit seinen Geschwistern geht Prinz Louis auf die private Lambrook School nahe Ascot. Hier werden pro Jahr 21 000 Pfund (etwa 24 000 Euro) Schulgebühr fällig. Eine exklusive Schulbildung, wie es sich die britische Upper Class für ihren Nachwuchs eben gerne leistet. Fast wie ihre Mutter sind die Wales-Kinder auch schon kleine Fashion-Vorbilder. Kniestrümpfe, Spangenschuhe, Fair-Isle-Pulli – George, Charlotte und Louis sehen immer ein bisschen so aus, als seien sie gerade einem Enid-Blyton-Roman entstiegen. Wie es sich für einen kleinen Jungen der britischen Oberschicht gehört, trägt Louis natürlich auch meistens kurze Hosen.

Prinz Louis ist immer für eine lustige Grimasse gut. Foto: DPA/AP/Victoria Jones

Die britische „Yellow Press“ gelüstet es nach einem neuen royalen Frechdachs. Früher war Prinz Harry auf diese Rolle gebucht, er war der Liebling, für den man in Großbritannien stets Verständnis aufbrachte, auch wenn er sich als jugendlicher Rebell etliche Fehltritte leistete. Heute hat sich der Boulevard erbarmungslos auf ihn und seine Frau Meghan eingeschossen, nur noch 31 Prozent der Britinnen und Briten mögen den jüngeren Sohn des Königs.

„Ohne Zweifel denke ich immer, wenn ich den kleinen Louis mit seinen zuckersüßen Grimassen sehe, an den wilden und kindlichen Prinzen Harry“, sagt zum Beispiel auch Michael Begasse, der Royalexperte des Fernsehsenders RTL. Die Geschwister der Monarchen spielten in der britischen Monarchie stets eine wichtige Rolle: König George VI., Charles’ Großvater, übernahm in den 1930er Jahren von seinem älteren Bruder Edward das Zepter – der junge König verzichtete für die Liebe zu der geschiedenen Amerikanerin Wallis Simpson auf den Thron. Queen Elizabeth II. hing innig an ihrer rebellischen Schwester, Prinzessin Margaret, die einen großen Teil der repräsentativen Aufgaben schulterte.

Prinz Louis und Prinzessin Charlotte bei der Krönung ihres Großvaters. Foto: AFP/DAN CHARITY

König Charles, der wie seine Schwiegertochter Kate an Krebs erkrankt ist, kann mehr denn je auf zwei seiner drei Geschwister bauen: Die „Princess Royal“ Anne und Prinz Edward eilen von Termin zu Termin und halten damit in unsicheren Zeiten den Monarchiedampfer am Laufen.

Bestimmt kann irgendwann auch ein König George auf die Unterstützung seiner Geschwister zählen – auch wenn in einer „slimmed-down monarchy“, einem abgespeckten Königshaus, mit einer geringeren Personalstärke an „working Royals“ gearbeitet werden sollte. Noch hat „Lou Bug“, Lou-Käfer, wie seine Mutter ihn nennt, aber nur eine Aufgabe: Kind sein. Das Nesthäkchen genießt noch ein bisschen Narrenfreiheit: Bei der Krönung seines Großvaters musste Louis zum Beispiel nicht während der ganzen Zeremonie auf seinem Platz in der Westminster Abbey bleiben – im Gegensatz zu George und Charlotte.