Die spektakuläre Sprengung der Volksbank-Geldautomaten in diesem Jahr floss noch nicht in die Kriminalstatistik ein. Foto: Heidepriem

Die Zahl der Diebstähle geht durch die Decke, Gewalttaten gegen die Polizei verdoppeln sich und die Computerkriminalität hat sich im vergangenen Jahr fast verdreifacht. Sulz, ein Hort des Bösen? Von wegen.

Timo von Au, der Leiter des Polizeireviers Oberndorf, sein Stellvertreter Ulrich Müller sowie der Leiter des Polizeipostens Sulz, Norbert Burkhardt, haben am Montag dem Gemeinderat die polizeiliche Kriminalitätsstatistik für die Gemeinde und die Stadtteile vorgestellt. Bürgermeister Jens Keucher fasste die Ausführungen am Ende so zusammen: „Wir stehen richtig gut da im Vergleich zu anderen Städten.“ In Sulz lasse es sich sicher und unbesorgt leben, das war auch die Meinung der Polizisten.

Das ließ sich in der folgenden Präsentation der Polizisten leicht ablesen am Vergleich der Häufigkeitszahlen. Das ist die Zahl der bekannt gewordenen Deliktsfälle, bezogen auf 100 000 Einwohner. Mit leichten Schwankungen liegt dieser Wert in Sulz seit Jahren um rund 3000. Im vergangenen Jahr waren es 3018, vor der Pandemie im Jahr 2019 waren es schon mal 3048, im lockdown-geprägten Corona-Jahr 2020 zählte man 2437 Fälle je 100 000 Einwohner. Damit bewegt sich Sulz in etwa auf Augenhöhe mit dem Landkreis Rottweil, in dem die Häufigkeitszahl aktuell bei 2967 liegt. Im gesamten Bundesland Baden-Württemberg wird der Wert 2022 mit 4944 angegeben – also um glatte 62 Prozent höher als in Sulz.

Diebstahl vor Sachbeschädigung und Körperverletzung

In absoluten Zahlen hatte es im Jahr 2022 in Sulz und den Stadtteilen 379 von der Polizei registrierte Straftaten gegeben, das waren zehn mehr als im Jahr zuvor. Was bedeutet das? Vergleiche relativ kleiner statistischer Zahlen führen schnell in die Irre, darauf wies Norbert Burkhardt am Beispiel der Entwicklung beim Diebstahl hin. Bei diesem Delikt – das bei weitem häufigste in der Sulzer Statistik, weit vor Sachbeschädigung, Betrug und Körperverletzung – zählte die Polizei 2021 noch 81 Fälle. 2022 weist die Statistik 109 Taten aus. „Die Zahlen scheinen durch die Decke zu gehen“, sagte Burkhardt, „in Wahrheit bewegen wir uns aber auf einem niedrigen Niveau.“

Ähnliches dürfte für Gewalttaten gegen Polizisten gelten. Die haben sich von 2021 auf 2022 verdoppelt. In absoluten Zahlen klingt das allerdings weniger spektakulär: Vier solcher Vergehen wurden 2021 gezählt, acht waren es im Jahr 2022. Ganz analog die Computerkriminalität: Da verzeichnete die Sulzer Polizei im Jahr 2021 noch drei mutmaßliche Straftaten, 2022 waren es derer acht. Das würde einem Anstieg um 166,7 Prozent entsprechen.

Verwirrung bei Straftaten durch Nichtdeutsche

Wie stark aber bei solch kleinen Zahlen ein einzelnes Ereignis die Statistik beeinflussen kann, zeigt der Vorjahresvergleich im Stadtteil Holzhausen. Dort sank die Zahl der erfassten Straftaten gegenüber 2021 um stolze 40 Prozent – von 35 auf 21 Taten. Hier kennt die Polizei den Grund genau: Der Tatverdächtige war umgezogen. Insgesamt ist in den Stadtteilen die Zahl der Straftaten um 13,6 Prozent angestiegen, liegt aber mit 125 immer noch unter dem 2019-er Wert vor der Pandemie mit 132 Taten.

Nachfragen löste die Aufschlüsselung der Straftaten nach der Herkunft der Täter aus. Der Anteil der Nichtdeutschen unter den Tatverdächtigen liegt je nach Altersstufe mal bei null Prozent (Kinder), mal bei 12,5 Prozent (18- bis unter 21-Jährige), mal bei 34,5 Prozent (Erwachsene). Diese Zahlen hätten ohne den Anteil an der Gesamtbevölkerung aber keine Aussagekraft, kritisierten mehrere Räte.

Keine Unfallschwerpunkte erkennbar

„Gut, dass Sie die Zahlen so aufbereitet haben“, lobte trotzdem der Rat Eberhard Stiehle (FWV). „Daran sieht man deutlich, dass die meisten Tatverdächtigen deutsche Staatsbürger sind – und nicht Zugezogene, wie eine bestimmte Klientel sich das immer wünscht.“

Ergänzend lieferte Timo von Au noch einige Werte zum Unfallgeschehen auf den Straßen von Sulz. Die Zahl der Unfälle stieg demnach von 219 auf 243. Einen Anstieg gab es auch bei den Unfällen mit Personenschäden von 22 auf 30 sowie bei den Unfallfluchten von 41 auf 53. Auffällige Unfallschwerpunkte habe es nicht gegeben, teilte die Polizei mit.