Prachtvoll stehen sie da, die beiden Pilze - als hätten sie nur auf Andreas Zieher mit seiner Kamera gewartet. Neben Bewunderung gab es bei uns im Netz auch besorgte Kommentare: Leser haben die Pilze als Netzstielige Hexenröhrlinge identifiziert - und die sind in rohem Zustand giftig. Foto: Zieher

Regenreiches Wetter lässt Steinpilze und Pfifferlinge im Südwesten vorzeitig sprießen.

Stuttgart - Der Schwarzwald ist nicht Italien. Und doch haben beide Regionen etwas gemeinsam: die Trüffeln. Die meist unterirdisch wachsenden Pilze kosten in Italien etwa 3500 Euro pro Kilo. Die Gegenstücke aus dem Schwarzwald sind für 300 bis 600 Euro pro Kilo zu haben - vorausgesetzt, man kauft sie auf dem Markt.

Wer die Pilze selbst suchen will, kann dies seit einigen Tagen tun. Denn die Pilzsaison startet im Südwesten in diesem Jahr früher als sonst. Grund ist das feuchte und verregnete Sommerwetter. Das Wechselspiel von Regen und Hitze lässt die Pilze frühzeitig aus dem Boden schießen. Doch unter den 5000 Pilzarten, die bei uns vorkommen, gibt es jede Menge ungenießbare, etwa 100 Arten können bedrohliche Erkrankungen hervorrufen. Und zehn wirken tödlich - unter anderem der Knollenblätterpilz. "Pilze sind zurzeit in allen Waldgebieten zu finden", sagt Peter Reil, Fachberater am Pilzzentrum im badischen Hornber, "teilweise auch in Grünanlagen in der Stadt."

Reil mahnt alle Pilzsammler zur Vorsicht. "Wer von den einzelnen Arten keine Ahnung hat, soll's lieber lassen." Ansonsten solle man sich auf die Arten beschränken, die man kennt. Zu den beliebtesten hierzulande gehören Steinpilze und Pfifferlinge. Doch Achtung: Sie stehen unter Artenschutz und dürfen nur in geringer Menge gesammelt werden. Nur was ist eine geringe Menge? "Ein Kilo pro Person und Tag", sagt Reil. Doch es müssen nicht nur Steinpilze und Pfifferlinge sein. In ein paar Monaten, wenn die Temperaturen wieder nach unten gehen, kommen auch andere Arten an die Oberfläche: Rauchblättrige Schwefelköpfe, Austernseitlinge und auch Samtfußrüblinge. Den Pilz sollte man immer am Stiel unmittelbar vor der Erdoberfläche anfassen, drehen und aus dem Boden lösen. Oder mit dem Messer abschneiden - parallel zum Boden. Niemals rausreißen, das zerstört das Erdgeflecht der Pilze. Für Transport und Lagerung eignen sich luftige Behälter, zum Beispiel Flechtkörbe oder Pappschalen. Plastiktüten oder -dosen eignen sich eher weniger, da sich darin Kondenswasser sammelt. Das macht Pilze schnell ungenießbar.

Spezielle Eiweiße

In den Küchen der Nation sind sie ein gerngesehener Gast. Doch Experten warnen auch hier: Aufgrund ihrer speziellen Eiweiße sind Speisepilze schwer verdaulich. Empfindliche Mägen können rebellieren - Unwohlsein oder allergische Reaktion sind dann oft die Folgen.

In den vergangenen Jahren warnten Behörden auch immer wieder vor Pfifferlingen aus Russland, Rumänien, Litauen und Polen. Sie waren belastet mit einem Insektenabwehrmittel. Doch das Bundesamt für Risikobewertung gab Entwarnung: Die gefundenen Mengen seien nicht gefährlich. Für unbedenklich halten die Behörden mittlerweile auch die radioaktive Belastung von Pilzen. Regelmäßig vorgenommene Proben ergeben mittlerweile keine bedenklichen Werte mehr.

Garantiert nicht belastet sind Kulturspeisepilze, die angebaut werden: Zu den bekanntesten gehören der weiße und der Steinchampignon.