Amelie Walz hat "vom Osterhasen" ihr erstes Backbuch geschenkt bekommen. Seither backt sie jeden Tag einen Kuchen oder eine Torte. Foto: Sannert

Zwölfjährige testet ein Backbuch am Stück. Regenbogenkuchen und zweistöckige Werke.

Pfalzgrafenweiler-Edelweiler - Bei Familie Walz in Edelweiler ist das Backfieber ausgebrochen. Jeden Tag steht die zwölfjährige Amelie in der Küche, um einen Kuchen oder eine Torte aus ihrem neuen Backbuch zu backen. Es enthält 60 Rezepte und dürfte somit für zwei Monate reichen.

Im Alter von drei Jahren ist Amelie Walz nach Edelweiler gezogen. Vater Frank stammt von hier, Mutter Kerstin aus Fünfbronn. Das Backtalent hat die Zwölfjährige, die das Christophorus Gymnasium in Altensteig besucht, von ihrer Mutter und von den beiden Omas geerbt. Vor zwei Jahren hat das Mädchen mit dem Backen angefangen – unterstützt wurde sie dabei von ihrer Patentante.

Auch die Großmutter bekommt eine Torte

Nach einer Regenbogentorte wagte sich Amelie im vergangenen Jahr an eine zweistöckige Torte als Geburtstagsgeschenk für ihre Mutter. Die Oma bekam zum 80. ebenfalls eine Torte. "Das hat mir sehr viel Spaß gemacht", sagt Amelie. Zu Papas Geburtstag in diesem Jahr entstand dann das erste Backwerk im Alleingang: eine zweistöckige Torte – im unteren Teil Vanilleböden mit Schokocreme, darüber Schokoladenböden mit Erdbeercreme, alles mit einer Zuckerpaste ummantelt und kunstvoll verziert.

Auf die Idee, Kuchen und Torten zu backen, habe sie das Kinderkochbuch "Sallys Rezepte für Kinder", das vorwiegend Anleitungen für Frühstück, Mittagessen und Snacks, aber auch einige Backrezepte enthält, gebracht. Alle Rezepte seien einfach und verständlich formuliert und mit reichlich Bildern erklärt, damit auch kleine Köche und Bäcker die Anleitungen verstehen und umsetzen könnten, erklärt die Zwölfjährige. Der Osterhase habe ihr mit "Sallys Classics" dann das erste eigene Backbuch gebracht, sagt Amelie und lacht dabei. "Das hatte ich mir gewünscht." Es enthält 60 unterschiedlichste Kuchen- und Tortenrezepte. Natürlich wollte Amelie gleich loslegen. Doch sie musste sich noch einen Tag gedulden.

Wenn etwas fehlt, hilft die Nachbarin

Seither ist sie in einem wahren Backrausch. Jeden Tag – allerdings erst wenn die Schulaufgaben erledigt sind – bindet sie sich die Schürze um und greift zu ihrem Handmixer. Damit auch alle Zutaten vorhanden sind, schreibt sie ihrer Mutter regelmäßig einen Einkaufszettel. Und sollte doch mal etwas fehlen, dann holt sich das Mädchen die Zutat einfach von der Nachbarin. Notfalls muss Mutter Kerstin nochmals los.

Seit 16. März ist Amelie, wie alle anderen Schüler auch, zuhause. Ihre Freunde hat sie schon lange nicht mehr gesehen. Die Idee mit dem Kuchenbacken kam ihr da gerade recht, um die zusätzliche Freizeit sinnvoll auszufüllen.

Nachbarn, Freunde und Verwandte freut es. Sie werden regelmäßig mit Kuchen und Torten verwöhnt, denn längst ist in der Gefriertruhe der Familie Walz kein Platz mehr. In den Tagen nach Ostern sind eine Biskuitrolle, ein Zitronenkuchen, Nusszopf, Bananenschnitte, Windbeutel, verschiedene Muffins und eine Schokoladen-Tarte entstanden. Zuletzt hat sich Amelie an eine Regenbogentorte und eine Schokoladentorte gewagt.

Vor allem die Regenbogentorte, mit der sie ihre Mutter nach der Arbeit überrascht hat, sei eine Herausforderung gewesen, erklärt die Gymnasiastin, die dafür hintereinander sechs Tortenböden, die sie mit unterschiedlichen Lebensmittelfarben versehen hat, backen musste. Zwischen jeden Boden kam auch noch eine Füllung. Weil ihr viele Rezepte zu süß sind, reduziert Amelie stets die Zuckerbeigabe.

Eigene Kreationen statt ganz nach Rezept

Auch sonst backt sie nicht immer exakt nach Rezept. Ab und zu bringt sie ihre eigenen Ideen ein und schafft so ganz neue Kreationen. Angst, dass ihr die Rezepte ausgehen hat die Hobbybäckerin nicht. Schließlich hat sie noch genügend Rezepte vor sich. Und dann gibt es ja auch noch das Internet. Amelie Walz hat sich jedenfalls vorgenommen, das ganze Buch am Stück durchzubacken: Das heißt jeden Tag einen Kuchen oder eine Torte.

Wenn Amelie backt hat ihre Mutter Küchenverbot. Nur ab und zu dürfe sie ein wenig beim Aufräumen helfen, räumt die Zwölfjährige ein. Ihr Ziel ist eine eigene Küchenmaschine, die es ihr erlaubt, mehrere Arbeitsgänge parallel zu erledigen. "Darauf spare ich", sagt die Hobbybäckerin aus Edelweiler, die nur zu gerne einmal im Fernsehen bei "Das große Backen" dabei sein würde – lieber noch in einer eigenen Backshow für Kinder.

Doch jetzt will sie erst einmal ihren Vater und Bruder Julian mit einer Schwarzwälder Kirschtorte überraschen.